Nach dem Abschluss gleich in die Lehre

Rohrbach. Manchmal war es früher ja tatsächlich besser. Zu diesem Schluss kommt auch Susanne Fritz, wenn sie über junge Leute im Hauptschulzweig und deren Zukunftspläne spricht. Die Leiterin der Erweiterten Realschule in Rohrbach (Johannesschule) findet es nämlich gar nicht gut, wenn heute die "gute alte Lehre" nach dem Abschluss als etwas Minderwertiges abgetan wird

 Bewerbertraining an der ERS: Birgit Helm-Schmidt (ZPT) mit Kevin Görlinger. Fotos: Becker&Bredel

Bewerbertraining an der ERS: Birgit Helm-Schmidt (ZPT) mit Kevin Görlinger. Fotos: Becker&Bredel

Rohrbach. Manchmal war es früher ja tatsächlich besser. Zu diesem Schluss kommt auch Susanne Fritz, wenn sie über junge Leute im Hauptschulzweig und deren Zukunftspläne spricht. Die Leiterin der Erweiterten Realschule in Rohrbach (Johannesschule) findet es nämlich gar nicht gut, wenn heute die "gute alte Lehre" nach dem Abschluss als etwas Minderwertiges abgetan wird. Fritz: "Viele junge Leute, die einige praktische Fertigkeiten mitbringen, ,parken' in einer weiteren rein schulischen Ausbildung, weil sie nicht so recht wissen, wie es bei ihnen weitergehen soll." Daraus entwickle sich schnell Frust, eventuell folge ein Schulabbruch und verlorene Jahre. Die Johannesschule möchte diesem Phänomen entgegenwirken. Sie macht mit beim Projekt "Anschluss direkt". Das Wirtschaftsministerium hat "Anschluss direkt" angeschoben mit verschiedenen Partnern wie Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK). Die Zahl junger Leute, die nach der Schule direkt in eine Berufsausbildung gehen, sei deutlich gesunken in den vergangenen Jahren, sagt IHK-Geschäftsführer Peter Nagel. Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft und einem befürchteten Fachkräftemangel müsse man dringend gegensteuern. "Wir haben uns umgeschaut in anderen Ländern", erläutert Nagel, "und ein Projekt in Hamburg gefunden, das vor sieben oder acht Jahren begonnen hat". Das Hauptschulmodell in der Hansestadt habe dazu geführt, wieder deutlich mehr junge Leute für eine Ausbildung zu begeistern.Auftakt im Saarland war im August vergangenen Jahres. Die "Zentrale für Produktivität und Technologie Saar", kurz ZPT, kümmert sich dabei um junge Menschen, die vor dem Hauptschulabschluss stehen. Leiterin Birgit Helm-Schmidt berichtet von 18 Schulen, die in der Pilotphase mitmachen. Neben Rohrbach in unserer Region auch die Erweiterten Realschulen Blieskastel und Mandelbachtal sowie die Gesamtschule Gersheim. Dazu kommen 40 Unternehmen, unter anderem die Festo in Rohrbach, die bisher Einblick in das Berufsleben gewähren.

Helm-Schmidt und ihre Kollegen besuchen im Drei-Wochen-Rhythmus die jeweiligen Schulen. Nach dem Unterricht treffen sie sich dann mit den Schülern, die für das Projekt ausgewählt sind. Helm-Schmidt: "Hier in Rohrbach haben wir 14 Jugendliche aufgenommen. Wir analysieren ihre Stärken und machen individuelles Bewerbertraining." Daneben geht es in die einzelnen Unternehmen. Durch die Beratung gelinge es auch, fügt die ERS-Schulleiterin hinzu, den "Tunnelblick" von einem Traumberuf zu lösen und aufzuzeigen, was die starken Seiten des Betreffenden sind. Kevin Görlinger, 15, ist in der neunten Klasse der Johannesschule. Er bestätigt die Einschätzung: "Der Beruf Fahrzeuglackierer war seit zwei Jahren wie eingemeißelt in meinem Kopf." Durch das Projekt habe er über den Tellerrand hinausgeschaut. Einen Ausbildungsplatz als Maler und Lackierer habe er schon sicher.

Schulleiterin Fritz will Schülern und ihren Eltern verdeutlichen, welche Vorzüge ein schneller Ausbildungsstart hat: "Wer nach drei Jahren den Gesellenbrief mit der Note drei hat, bekommt die mittlere Reife zuerkannt. Wenn er will, kann er direkt ins zweite Jahr der Fachoberschule und hat somit nach vier Jahren Ausbildung das Fachabitur." "Viele junge Leute ,parken' in einer weiteren rein schulischen Ausbildung."

Susanne Fritz, Leiterin der ERS Rohrbach

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