Spendenaktion für krankes Mädchen „Ich kann aber kein Flugzeug sehen“

Saarlouis · Weil die Enkelin einer Kollegin dauerhaft zu erblinden droht, sammeln Mitarbeiter und Gäste einer Gaststätte in Siersburg nun gemeinsam Spenden.

 Die dreijährige Kornelia Zielonka aus Polen droht dauerhaft zu erblinden. Eine kostspielige Therapie mit Stammzellen könnte helfen.

Die dreijährige Kornelia Zielonka aus Polen droht dauerhaft zu erblinden. Eine kostspielige Therapie mit Stammzellen könnte helfen.

Foto: Magdalena Zielonka

Wenn Krystina Huviez von ihrer Enkelin Kornelia erzählt, hört man die Geschichte eines glücklichen Kindes. Das dreijährige polnische Mädchen mag Tiere und spielt am liebsten mit Puppen, die sie verkleidet und herumträgt. Fast immer mit dabei ist ihr kleiner Bruder.

Man hört jedoch auch die Geschichte eines Mädchens, welches in absehbarer Zeit ihre Familie wohl mehr sehen kann. Kornelia leidet von Geburt an einer so genannten Hypoplasie des Sehnervs, einer genetisch verursachten Unterentwicklung der Nervenzellen im Auge. Als Folge ist Kornelias linke Körperseite leicht gelähmt und sie schielt nach innen. „Schon als sie ein Jahr alt war, ist mir aufgefallen, dass etwas mit ihr nicht stimmt“, erzählt ihre Großmutter Krystina Huviez, die vor mehreren Jahren von Polen ins Saarland umgezogen ist und in der Küche des Leickshof in Siersburg arbeitet. Normalerweise folgen kleine Kinder den Handbewegungen anderer Menschen mit den Augen, erklärt sie. Kornelia tat dies jedoch nicht.

Zunächst dachte sich Huviez, es wäre eine ganz normale Krankheit, die wieder vorbeigeht. Doch als es nicht besser wurde, schauten die Ärzte genauer hin – und erkannten die schwere Krankheit des kleinen Mädchens. „Ich habe immer gedacht, sowas passiert nur im Film“, sagt Huviez. Sichtlich um Fassung bemüht, erzählt sie, wie Kornelias kleiner Bruder seiner Schwester einmal ein Flugzeug am Himmel zeigen wollte, diese aber nur sagte: „Ich kann aber kein Flugzeug sehen.“ Auch Farben könne das Mädchen laut der Großmutter mittlerweile nicht mehr richtig erkennen.

Eine Stammzellen-Transplantation könnte Kornelia zumindest vor dem dauerhaften Erblinden retten, so ihre Großmutter. Doch die Therapie kostet knapp 10 000 Euro, einen Betrag, den sie alleine nicht aufbringen kann. „Ich würde ja einen Kredit aufnehmen, aber den kann ich mir nicht leisten“, erzählt sie. 200 Euro schickt Huviez dennoch im Monat an ihre Enkelin.

Unterstützung erhält die gebürtige Polin nun von ihren Kollegen und Freunden. „Das ging mir sehr ans Herz, als ich davon hörte“, erinnert sich Margit Schuler, die schon länger im Leickshof Stammgast ist. Zusammen mit anderen Mitarbeitern des Restaurants hat sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die Besitzer haben extra eine Spendendose bei sich aufgestellt. Bisher seien jedoch nur kleine Spendenbeträge eingegangen, erklärt Schuler.

Die ehemalige Mitarbeiterin des Gesundheitsministeriums hofft daher auch auf die Unterstützung des Dillinger Vereins „Hilfe für Einzelschicksale“. Dessen Vorsitzende Ilona Ghodstinat hatte Hilfe zugesagt, als sie von dem Schicksal des polnischen Mädchens erfahren hatte. „Erfahrungsgemäß können wir zwischen 7 000 bis 8 000 Euro durch Spenden zusammenbringen“, so Ghodstinat. Nun hat der Verein schließlich beschlossen, ein Spendenkonto für Kornelia zu eröffnen.

Krystina Huviez ist nach eigenen Aussagen zutiefst dankbar für die Hilfe ihrer Kollegen. Jedoch laufe ihrer Enkelin die Zeit davon. Die Therapie müsse vor Ende des Jahres erfolgen, sonst würde Kornelia dauerhaft blind sein, so ihre Großmutter. „Mir schmerzt das Herz, wenn ich daran denke“, erzählt sie.Das ganze Leben der Familie drehe sich jetzt nur noch um die kranke Dreijährige, so Huviez. Falls Kornelia doch für immer erblinden würde, müssten ihre Eltern umziehen. An ihrem jetzigen Wohnort in Polen gäbe es keine Kindergärten, die sie dann betreuen könnten. Krystina Huviez würde in dem Fall wieder zurück zu ihrer Enkelin ziehen, wie sie sagt.

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