Mit Kleinigkeiten die Welt verbessern

Piesbach/Leeuwarden. Mit Bananen, Tangas und Händchen Halten die Welt retten. Oder zumindest ein bisschen besser machen. Sarah Braun hat kein geringeres Ziel als das. Die 25-Jährige aus Piesbach studiert Sozialpädagogik in Leeuwarden in der Provinz Friesland in den Niederlanden

Piesbach/Leeuwarden. Mit Bananen, Tangas und Händchen Halten die Welt retten. Oder zumindest ein bisschen besser machen. Sarah Braun hat kein geringeres Ziel als das. Die 25-Jährige aus Piesbach studiert Sozialpädagogik in Leeuwarden in der Provinz Friesland in den Niederlanden.Mit vielen kleinen Aktionen will das Land nach und nach die acht Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen umsetzen oder sich allgemein für Menschenrechte starkmachen. Anstoß für die Mission Welt Verbessern gibt die Regierung, umgesetzt wird sie von Jugendlichen und sozialen Organisationen.

Sarah Braun beteiligt sich im Rahmen eines Praktikums beim Anti-Diskriminierungszentrum Tûmba an den Aktionen. Ihr neuester Streich: In Leeuwarden hat sie mit anderen jungen Menschen der Stadt Vorhängeschlösser mit Zetteln und Stiften verteilt. Die Menschen sollten einen guten Vorsatz aufschreiben, mit dem sie die Welt ein wenig besser machen möchten. "Nur so kleine Sachen", sagt Sarah, wie fünf Minuten kürzer duschen, weniger Fleisch essen, öfter das Licht ausschalten, die Heizung ein Grad kühler stellen oder mit einem einsamen Nachbarn eine Tasse Tee trinken. Die Schlösser mit den Vorsätzen wurden bei Tûmba am Eingang festgekettet. Wer seinen Vorsatz erfüllt hat, durfte sein Schloss wieder abnehmen.

100 Leute, 100 Euro

Die Aktionen sind immer auf 100 Leute ausgelegt, die Regierung gibt 100 Euro pro Projekt. Innerhalb einer Stunde soll jede Aktion beendet und die Welt wieder ein kleines Stückchen besser sein. Tûmba veranstaltet mit Jugendlichen der Region mindestens 18 Aktionen im Jahr. "Die jungen Menschen in Leeuwarden haben viele lustige Ideen", sagt Sarah. In den vergangenen zehn Wochen hat sie sich schon an sechs Aktionen beteiligt.

Zum Beispiel hat sie mit jungen Niederländern Stringtangas an junge Frauen verteilt. Die Höschen hatten sie bedrucken lassen mit dem Spruch "Frauen sind nicht nur Unter-Wäsche gut". "Damit wollten wir darauf hinweisen, dass Frauen mehr wert sind, obwohl sie und Männer noch immer nicht gleichgestellt sind", sagt Sarah. Durch ihre knappe Form und ihren Witz kommen die Aktionen gut an. "Auf diese spielerische Weise bekommt man die Leute zum Nachdenken", sagt Sarah Braun. "Es gibt viele positive Rückmeldungen - gerade weil immer junge Menschen beteiligt sind."

Ihr Lieblingsprojekt war die Aktion "Hand in Hand". Die hat überhaupt nichts gekostet und doch zum Denken angeregt. Die jungen Menschen haben in der Fußgängerzone Passanten des gleichen Geschlechts angesprochen - die Jungs Männer, die Mädchen Frauen - und gefragt, ob sie mit ihnen als Paar Hand in Hand die Straße auf und ab gehen würden. Mit dieser Aktion haben sie sich für die gleichgeschlechtliche Liebe eingesetzt. Die Gleichberechtigung Homosexueller sei ihr sehr wichtig, sagt Sarah Braun. "Noch immer werden Homosexuelle angesehen, als seien sie nicht normal. Das könnte wirklich mal aufhören."

Eine Aktion hat sie selbst organisiert. Mit ihrer Gruppe hat sie einen Supermarkt gebeten, ihr Bio-Bananen zu sponsorn. Wie viel ist den Leuten eine biologische Banane wert? Sie hat gefragt und mal einen Euro, mal zwei, mal zehn bekommen. Das Geld haben sie der Organisation Mercy Me gespendet, die ein Waisenhaus in Sierra Leone baut.

Wo Sarah Braun die Welt in Zukunft besser machen will, weiß sie noch nicht. In Irland, vielleicht. Oder in Holland. Wo sie doch inzwischen so gut Niederländisch spricht.

Hintergrund

Die Millenniumziele der Vereinten Nationen sind acht Entwicklungsziele für 2015. Im Jahr 2000 haben Vertreter der UNO, der Weltbank, der OECD und anderer Organisationen die Ziele formuliert.

Bis 2015 soll die Menge der Menschen, die Hunger und extreme Armut erleiden, halbiert werden. Alle Kinder der Welt sollen die Möglichkeit haben, eine Primarschule zu besuchen. Die Gleichstellung der Geschlechter soll gewährleistet sein. Die Kindersterblichkeit soll gesenkt werden, so auch die Müttersterblichkeitsrate. Aids, Malaria und andere Krankheiten sollen eingedämmt sein. Ökologische Nachhaltigkeit soll gesichert sein, der Verlust von Umweltressourcen gestoppt werden und es soll eine weltweite Entwicklungspartnerschaft bestehen. kj

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort