Currywurst ist ein Stück Heimat

Nunkirchen. Normalerweise ist Ruth Lorenz-Lehnert ein sehr offener Mensch. Doch bei einer Sache bleibt sie knallhart. Nie würde sie das Rezept für ihre Currywurst-Soße verraten. "Das ist Betriebsgeheimnis", sagt sie mit einem Lächeln. Das einzige, was man ihr entlocken kann: "Da sind sehr viele gute, teure Zutaten drin

Nunkirchen. Normalerweise ist Ruth Lorenz-Lehnert ein sehr offener Mensch. Doch bei einer Sache bleibt sie knallhart. Nie würde sie das Rezept für ihre Currywurst-Soße verraten. "Das ist Betriebsgeheimnis", sagt sie mit einem Lächeln. Das einzige, was man ihr entlocken kann: "Da sind sehr viele gute, teure Zutaten drin."Für viele Nunkirchener ist die Currywurst vom Schnellrestaurant "Bruzzeleck" fast so etwas wie ein Stück Heimat. Lorenz-Lehnert erzählt von jungen Saarländern, die weit weg von Zuhause studieren und sich bei Heimat-Besuchen mit der Currywurst aus ihrem Schnellrestaurant eindecken. Die nehmen sie dann zum Einfrieren mit in ihre Wahlheimat.Nicht nur wegen der berühmten Currywurst hat das "Bruzzel-Eck" mittlerweile Kultstatus erreicht. Wohl jeder Nunkirchener kennt es, viele kehren regelmäßig dort ein. Zur Mittagszeit ist das Schnellrestaurant direkt an der Hauptstraße immer gut besucht. "Ich habe viele Stammkunden", erzählt Lorenz-Lehnert. Wenn es die Zeit erlaubt, gehört ein kurzer Small-Talk dazu. Man kennt sich eben.Die Geschichte des Bruzzel-Ecks reicht weit zurück. In den 1960er Jahren besaßen die Großeltern von Ruth Lorenz-Lehnert nebenan einen Lebensmittelladen und verpachteten das Grundstück an einen Imbissbetreiber. Nach dem Tod des Großvaters wurde das Lebensmittelgeschäft 1971 vermietet. Fünf Jahre später eröffnete schließlich die Mutter von Ruth eine kleine Imbissbude auf dem Gelände. Was mit einem kleinen Rollwagen begann, wurde 1982 zu einer Holzhütte im Schwarzwaldstil ausgebaut. Ab diesem Zeitpunkt nannte sich der Imbiss "Bruzzel-Eck".Ruth dachte damals noch nicht daran, eines Tages den Familienbetrieb zu übernehmen. Sie absolvierte 1983 äußerst erfolgreich ihre Friseur-Meisterprüfung - als Jahrgangsbeste im gesamten Saarland. Sie arbeitete zunächst in einem Friseursalon in Nalbach, 1992 eröffnete sie ein eigenes Geschäft in Nunkirchen. Sie blieb der Gemeinde immer treu und lebt nach wie vor gern dort: "Hier ist mein Zuhause", lautet ihre schlichte Begründung.Ihre Mutter etablierte in der Zwischenzeit den Imbiss. Dabei war sie nicht nur geschäftstüchtig, sondern bisweilen auch resolut: Mitte der 1990er wurde sie Opfer eines Raubüberfalls, nachdem sie gerade die Kasse geleert hatte. Unbemerkt warf sie die prall gefüllte Geldmappe weg. "Der Chef hat das Geld schon abgeholt", sagte sie zum Räuber und deutete auf die leere Kasse. Der Täter suchte ohne Beute das Weite.Im Jahre 2003 übernahm Ruth schließlich doch den Imbiss von ihrer Mutter, die mit 66 Jahren etwas kürzer treten wollte. "Das Geschäft lief damals sehr gut, wir wollten es nicht aus den Händen geben." Nach dem Neubau im vorigen Jahr, läuft das Geschäft sogar noch besser. Lorenz-Lehnert ließ die alte Holzhütte abreißen und innerhalb von fünf Wochen ein Fertighaus errichten. Seitdem ist das Bruzzel-Eck kein Schnellimbiss mehr, sondern ein Schnellrestaurant mit Sitzgelegenheiten.Doch eines blieb bis heute fast unverändert: Das Currywurst-Rezept, dass die Mutter einst kreierte und später an ihre Tochter weitergab. Nicht einmal die sieben Angestellten kennen das ganze Geheimnis dieser Kreation aus "guten, teuren Zutaten".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort