„Das Künstlerherz sagt dazu Ja“

Dreisbach · „Ellen und Alan“ – so heißtder Kurzfilm, den das 25-köpfige Team um Jungregisseur Jörn Michaely gerade dreht. Ihre Premiere soll die schwarze Komödie 2017 beim Max-Ophüls-Festival feiern.

 Saar-Tatort Schauspieler Hartmut Volle bringt mit seiner Nebenrolle in „Ellen und Alan“ die Heiterkeit zum Ausdruck. Fotos: Marie Lehnert

Saar-Tatort Schauspieler Hartmut Volle bringt mit seiner Nebenrolle in „Ellen und Alan“ die Heiterkeit zum Ausdruck. Fotos: Marie Lehnert

 Lukas Benjamin Engel als Alan und Vivien LaFleur als Ellen.

Lukas Benjamin Engel als Alan und Vivien LaFleur als Ellen.

Sie haben nur einen Versuch für die wichtigste Szene im Film. Mehrfach haben sie geübt. Einige Tassen mussten daran glauben. "Es ist ein historischer Augenblick, dass wir jetzt die Vase werfen", ruft Jörn Michaely aufgeregt seinem Team zu.

Den zweiten Tag in Folge haucht der Jungregisseur zusammen mit seinen 25 Helfern dem alten Glashaus in Dreisbach Leben ein. Von Mittwoch bis Freitag verwandelte es sich zum Drehort für den Kurzfilm "Ellen und Alan". Die Hauptrollen Ellen und Alan - das ist ein 16-jähriges Zwillingspaar, dessen arbeitsbesessene Mutter die beiden zu lange vernachlässigt hat. Nie kommt sie hinter ihrer Arbeitszimmertür hervor. Alan reicht es irgendwann. Er sieht nur noch einen Weg, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: er droht damit, sich umzubringen. Die Mutter scheint das zum Leidwesen ihrer Tochter wenig zu interessieren. Vergeblich versucht Ellen sie hinter der Tür hervorzubringen. Da rastet die sonst so ruhige und verständnisvolle Ellen aus. Sie reißt ein Bild von der Wand, nimmt die neben der Treppe stehende Vase in die Hände und zerschmettert sie mit voller Wucht an der Tür.

Und schon sind wir mittendrin in der Schlüsselszene. Nur noch eine halbe Stunde hat das Filmteam. Dann muss die Szene im Kasten sein und die geliehenen Kameras zurückgebracht werden.

Alle Handys aus, kein Räuspern, kein Husten, keine Bewegung.

Klappe - die erste: Michaely und der Produktionsleiter Fabian Roschy starren im Nebenraum gespannt auf den Bildschirm. Dann ein Aufatmen - alles ist glatt gelaufen. Jubel, Applaus und Erleichterung im ganzen Team. Den Feierabend haben sie sich an diesem Tag verdient. Zwölf bis 14 Stunden dauert ein Drehtag. Noch drei weitere folgen. Dann soll alles abgedreht sein für den 12-minütigen Kurzfilm in englischer Sprache. Seine Premiere soll "Ellen und Alan" dann 2017 auf dem Max-Ophüls-Festival feiern. Das ist zumindest das Ziel der jungen Truppe, die sich zum großen Teil schon von der Produktion des Films "Leon lügt" kennt. Die Schauspieler hat Michaely über Agenturen im Internet gefunden. "Es ist ein Investment für uns hier mitzumachen, aber die Künstlerseele sagt dazu Ja", erzählt Bettina Kenney begeistert, die die Rolle der Mutter spielt. "Es ist ein tolles Projekt und ich kann ein Puzzleteil davon sein." Vivien LaFleur spielt Ellen. Sie war sofort begeistert von dem Drehbuch und schätzt vor allem den respektvollen und professionellen Umgang im Team. Nicht alle Beteiligten beschäftigen sich hauptberuflich mit dem Filmedrehen und Schauspielen. Für einige ist es ein Hobby, bei dem "mit maximalem Aufwand, minimaler Erfolg erreicht wird", wie ein Teammitglied lachend verrät. Aber das Filmherz schlägt eben dafür.Um das Projekt zu finanzieren, suchen die Verantwortlichen im Internet noch nach Investoren.

Wie die mit etwas makabrem Humor angehauchte Geschichte ausgeht? Drehbuchautorin Alissa Autschbach verrät es uns. Die Zwillinge bringen sich am Ende gemeinsam um. Ellen möchte lieber mit ihrem Bruder sterben, als ohne ihn zu leben. Tragisch, aber zugleich eine beeindruckende Geschichte über Familienwerte.

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