Eindringliches Gedenken an einen dunklen Tag

Merzig · Auch in der Kreisstadt wurde die einstige Synagoge in jener Nacht von Nazischergen niedergebrannt. Die Gedenkstunde am Sonntagmorgen war Erinnerung an die Vergangenheit und Mahnung für die Zukunft zugleich.

 Der Beigeordnete der Stadt Merzig, Dieter Ernst (links), und der jüdische Maler Itzhak Shalhevet legten am Sonntag einen Kranz zum Gedenken an die Reichspogromnacht nieder. Foto: Michael Rauch

Der Beigeordnete der Stadt Merzig, Dieter Ernst (links), und der jüdische Maler Itzhak Shalhevet legten am Sonntag einen Kranz zum Gedenken an die Reichspogromnacht nieder. Foto: Michael Rauch

Foto: Michael Rauch

Am Sonntagmorgen gedachten die Merziger der Reichspogromnacht am 9. November 1938. Denn auch die Synagoge in Merzig wurde an diesem Tag von Nazischergen niedergebrannt. Es war der Beginn einer beispiellosen Hatz gegen das jüdische Volk und eines in der Geschichte einzigartigen Völkermordes. Der Beigeordnete der Stadt Merzig , Dieter Ernst , hielt am Sonntagmorgen am ehemaligen Standort der Synagoge in Merzig die Gedenkrede und machte deutlich, dass eine Gesellschaft nie vergessen dürfe, was damals geschehen sei.

Es ist nach 77 Jahren immer noch ein bewegendes Gefühl, wenn in Gedenkfeiern an die Reichspogromnacht gedacht wird. Insbesondere dann, wenn an einer solchen keine Mitbürger mit jüdischen Glaubens mehr teilnehmen. Nicht, weil sie der Einladung nicht gefolgt wären. Es gibt vielmehr in Merzig keinen jüdischen Mitbürger mehr, weil sie ausnahmslos von den Nazis ausgerottet wurden. So war es ein beklemmendes Gefühl, das Dieter Ernst in bewegenden Worten umschrieb, die an die Tage zwischen dem 7. und 9. November erinnerten.

Wunsch nach Frieden

"Die November-Pogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 markieren den Übergang der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von der Diskriminierung und Entrechtung der deutschen Juden zu ihrer systematischen Verfolgung und letztlich zum Holocaust", sagte Ernst. Der jüdische Maler Itzhak Shalhevet, der ebenfalls an der Gedenkfeier teilnahm, ergänzte: "Die anderen Länder könnten in der gegenwärtigen Situation von Deutschland lernen." Er wünsche sich, dass die Zukunft eine etwas längere Periode des Friedens auf der Welt bringe. Dies werde aber nur gelingen, wenn Toleranz gegenüber anderen gelebt werde.

Ernst machte deutlich, dass es für die Kreisstadt Merzig immer eine besondere Verpflichtung war, dafür Sorge zu tragen, dass die Verbrechen, die hier am jüdischen Volk begangen wurden, nie in Vergessenheit geraten dürften. Dabei verwies er auf die Stolpersteine, die ein Beispiel dafür seien, wie in Merzig mit Geschichte umgegangen werde. "Erst vor wenigen Tagen haben wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern in Hilbringen einen weiteren Stolperstein zur Erinnerung an die NS-Opfer verlegt", erklärte Ernst. Im Wissen um diese historischen Fakten werde es in der Stadt Merzig keinen Platz mehr geben für Antisemitismus, Menschenverachtung , Hass und jegliche Gewalt gegen Menschen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort