Ein gemeinsames Gebet für den Frieden

Merzig · Die Türkisch-Islamische Gemeinde (DITIB), das Dekanat Merzig und die evangelische Kirchengemeinde hatten für den Samstagmorgen zu einer interreligiösen Friedensfeier eingeladen. Zahlreiche Gläubige unterschiedlicher Religionen sind der Einladung zur DITIB-Moschee an der Kleinbahn gefolgt (die SZ berichtete kurz).

 Ein Bild mit Symbolcharakter – Vertreter verschiedener Religionen nach dem gemeinsamen Gebet in der Moschee in Merzig (von links): Zen-Mönch Claus Fuzan Knapp, Pfarrer Bernd Schneider, Pfarrer Klaus Künhaupt, Imam Torun, Sadik Tuzun sowie Zen-Mönche aus Waldhölzbach. Fotos: Michael Rauch

Ein Bild mit Symbolcharakter – Vertreter verschiedener Religionen nach dem gemeinsamen Gebet in der Moschee in Merzig (von links): Zen-Mönch Claus Fuzan Knapp, Pfarrer Bernd Schneider, Pfarrer Klaus Künhaupt, Imam Torun, Sadik Tuzun sowie Zen-Mönche aus Waldhölzbach. Fotos: Michael Rauch

Nie zuvor war die Botschaft, die von diesem Fest ausging, so wertvoll wie in diesem Jahr: "Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt." Es ist auch gleichzeitig der Slogan für die Merziger interkulturellen Wochen, die noch bis zum 15. Oktober andauern. Im Kontext der Flüchtlingskrise waren die Worte, die gesprochen wurden, Balsam auf die Seelen derjenigen, die sich tagtäglich mit der Problematik beschäftigen müssen.

Worte zum Nachdenken

Hier ist vor allem Bürgermeister Marcus Hoffeld zu nennen, der in diesen Wochen sich Tag für Tag mit seinen Mitarbeitern in der Verwaltung um die Flüchtlinge kümmert, die in der Stadt untergebracht werden müssen. Doch ließ er es sich nicht nehmen, die Gäste zu begrüßen. Und es waren Worte, die nachdenklich stimmten. "Es kommen viele Menschen zu uns, die unseren Schutz brauchen", sagte er und fügte hinzu: "Diesen Schutz werde wir ihnen gewähren."

Zudem betonte er, dass Merzig schon lange eine Stadt der Vielfalt sei. Deshalb freue er sich, dass die Vertreter der DITIB ein so hohes Engagement zeigten bei der Ausrichtung dieser Veranstaltung und somit einen wichtigen Beitrag zu dieser Vielfalt leisteten.

Die Kreisstadt Merzig ist seit dem Jahr 2010 Mitveranstalter.

"Kinder der gleichen Familie"

 Gefragt: die tollen Speisen der türkischen Frauen.

Gefragt: die tollen Speisen der türkischen Frauen.

Worte des Friedens und für mehr Völkerverständigung fand auch Imam Cemalettin Torun. Er hielt seine Rede in türkischer Sprache, die von Sadik Tuzun, Sprecher der DITIB Merzig , übersetzt wurde. "Wir alle, die Menschen dieser Welt, sind Geschöpfe des gleichen Schöpfers", begann der islamische Vorbeter seine Ansprache. Dabei seien jedoch alle Kinder der gleichen Familie und Passagiere auf dem Schiff Erde.

Dabei seien die Religionen , Kulturen, Wünsche und Erwartungen zwar unterschiedlich, doch seien die menschlichen Gefühle und Bedürfnisse gleich. "Unsere Vielfältigkeit ist für uns alle eine Bereicherung", so der Imam. Und dennoch gebe es von Zeit zu Zeit Differenzen zwischen den unterschiedlichen Ländern, Religionen und Menschen. Die aber nur durch mangelnden Dialog und unterschiedliche Wertvorstellungen entstünden.

Beim anschließenden Friedensgebet waren alle vereint. Christen , Muslime und Buddhisten trafen sich in der Moschee zum gemeinsamen Gebet. Jeder trug für seine Glaubensrichtung ein Gebet vor, wobei der Geist, der von diesen Gebeten ausging, fast jeden in der Moschee erreichte.

Dabei spielte es keine Rolle, ob der evangelische Pfarrer Klaus Künhaupt oder der katholische Pfarrer Bernd Schneider ihr christliches Gebet sprachen oder der Imam. Was die buddhistischen Mönche - sie sind aus Waldhölzbach nach Merzig gekommen - vorgetragen haben, war etwas anderes. Zumindest kein Gebet im klassischen Sinn.

Denn Buddhisten beten eigentlich nicht. Es handelt sich vielmehr um einen Dialog, eine Zwiesprache in und mit sich, um einen inneren Vorgang. Und dennoch konnte jeder, der sich darauf einlassen konnte, einen persönlichen Nutzen daraus ziehen. Zum Schluss haben alle - Muslime wie Christen und Buddhisten - das Gebet der Vereinten Nationen gesprochen. Es war ein bewegender Moment und machte vielen deutlich, wie reich eine Gesellschaft sein kann, wenn sie Fremdes und Andersdenkendes zulässt. So zumindest haben es einige Besucher formuliert. Darauf ging dann auch noch Giuseppe D'Auria, Vorsitzender des Merziger Migrationsbeirates, ein. Er bezog sich bei seinen Ausführungen auf einen Teil der Satzung der DITIB.

Darin heißt es: "Förderung des Dialoges mit den nicht-islamischen Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen, Förderung des religiösen Lebens in der Gemeinde."

"Dieses Ansinnen möchte ich mit allen Kräften unterstützen, weil ich davon überzeugt bin, dass durch ein besseres Kennenlernen Vorurteile abgebaut und ein friedliches Zusammenleben gefördert wird", sagte D'Auria. Dabei gehe es um ein Zusammenleben, das von Toleranz und Achtung füreinander geprägt sei, wo jeder seine Religion ausüben könne, solange er sich an Recht und Verfassung halte.

Abgerundet wurde das Fest durch einen kulturellen und kulinarischen Teil. Hier waren es vor allen die türkischen Frauen, die wunderbare Gerichte aus ihrer Heimat gezaubert haben, die verspeist wurden.

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