Massenandrang im Theater

Saarbrücken. Eine Weltpremiere mit internationalen Solisten hätte vermutlich für keinen größeren Tumult gesorgt. Als das Saarländische Staatstheater am Samstagmorgen seine Tore öffnete, strömten Hunderte ins Foyer

 Schlangestehen im Treppenhaus. Solch ein Gedränge gibt es im Großen Haus eher selten.

Schlangestehen im Treppenhaus. Solch ein Gedränge gibt es im Großen Haus eher selten.

Saarbrücken. Eine Weltpremiere mit internationalen Solisten hätte vermutlich für keinen größeren Tumult gesorgt. Als das Saarländische Staatstheater am Samstagmorgen seine Tore öffnete, strömten Hunderte ins Foyer. Der Menschenstrom wollte einfach nicht abreißen, und wer den Stau im Treppenhaus endlich hinter sich gelassen hatte, fand sich oben im Saarfoyer in noch dichterem Gedränge wieder. Doch der Kraftakt wurde reich belohnt: Rund 2000 ausgemusterte Kostüme - Hüte und Accessoires nicht mitgezählt - gab das Saarländische Staatstheater zum Verkauf frei und bot damit nicht nur Faschingsfans die einmalige Gelegenheit, extravagante, meist maßgeschneiderte Kleider, Röcke, Mäntel, Anzüge und Fantasiegarderoben zu günstigen Preisen zu erstehen."Wir sind nach allen Seiten hin offen und lassen uns überraschen", lautete das Motto von Andrea Speiser und Dorothee Fuchs, die sich pünktlich um 9 Uhr in die Schlange stellten. Als Mitglieder des Kirchenchors Cäcilia Rockershausen werden sie gemeinsam Fastnacht feiern und suchten dafür nach einer ausgefallenen Garderobe. "Meerjungfrau wäre gut", meinte Dorothee Fuchs. "Ich suche ein Mittelalterkleid für meine Tochter Jana", verriet Karin Ehrmanntraut. Auch Claudia Tschudy-Lonsdorfer war im Auftrag ihrer Tochter unterwegs. Sie wurde schnell fündig: Ein rotes Kleid für Tochter Beatriz, ein Rock und ein verrückter Hut mit Kunststoffblumengarnitur wanderten aus dem Staatstheater in den privaten Kleiderschrank der Familie Lonsdorfer.

 Wühltisch mal anders. 2000 Kostüme standen zur Wahl.

Wühltisch mal anders. 2000 Kostüme standen zur Wahl.

 Sogar vor den Portalen drängten sich die Leute. Fotos: Iris Maurer

Sogar vor den Portalen drängten sich die Leute. Fotos: Iris Maurer

Bei der Suche nach einem Faschingskostüm war Flexibilität gefragt: Manch eine, die Matrose werden wollte, kam stattdessen mit einem Aschenputtelkleid nach Hause. So ähnlich erging es auch Christine Kruchten: "Eigentlich brauche ich ein Zwergenkostüm. Aber dieser Hut ist total klasse." Ein Blick in den Spiegel vor den Umkleidekabinen gab ihr Recht: Die Kopfbedeckung mit Wolfsschnauze und seitlich herabfallendem "Fellhaar" steht ihr ausgezeichnet. "Er stammt aus der Produktion 'Das Dschungelbuch'", war von Fundusverwalterin Silke Weiland zu erfahren. Dass ein solch großer Andrang herrschen würde, hätte sie nicht gedacht. "1993, beim Umzug des Fundus' nach Gersweiler, haben wir schon mal eine Versteigerung gemacht", erzählte Weiland. Der Verkauf jedoch war eine Premiere. Viel dürfte an den Garderobestangen nicht hängen geblieben sein. Da ist jetzt viel Platz für neue Kostüme.

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