Auch ein Steyler aus Gronig ertrank
St. Wendel. Am 10. Mai 1940 hatten deutsche Truppen die Niederlande besetzt, daraufhin wurden in den niederländischen Kolonien in Übersee alle deutschen und österreichischen Staatsangehörigen interniert. Unter den Internierten waren auch über 80 Mitglieder der Steyler Missionare
St. Wendel. Am 10. Mai 1940 hatten deutsche Truppen die Niederlande besetzt, daraufhin wurden in den niederländischen Kolonien in Übersee alle deutschen und österreichischen Staatsangehörigen interniert. Unter den Internierten waren auch über 80 Mitglieder der Steyler Missionare. Als seit Dezember 1941 japanische Truppen begannen, das holländische Indonesien zu besetzen, verschifften die Niederländer die Internierten in die britische Kronkolonie Indien. Zwei dieser Transporte gelangten tatsächlich nach Bombay. Das dritte Schiff, das für einen solchen Transport genutzt werden sollte, war der Frachter Van Imhoff. Die Van Imhoff legte am 18. Januar 1942 im Hafen Sibolga ab, ohne als Gefangenentransport gekennzeichnet zu sein. 48 Besatzungsmitglieder, 62 holländische Soldaten und 478 deutsche Zivilinternierte, zusammengepfercht in Käfigen, befanden sich an Bord. "Eine unerträgliche Hitze und ein furchtbarer Gestank füllten die Räume", erinnerte sich einer der Überlebenden 25 Jahre später. "Wir bekamen fast nichts zu essen, und was noch schlimmer war, nur unzureichend zu trinken", erinnerte sich Heinrich Seitz (1909-1994) aus der Oberpfalz, der für die Steyler Mission als Bruder Aloysius in Flores war und später seinen Lebensabend im Missionshaus St. Wendel verbrachte. Er war der einzige Überlebende der 19 Mitglieder seiner Missionsgesellschaft auf dem Schiff.Am 19. Januar 1942 griff ein japanisches Flugzeug die Van Imhoff in der Annahme an, dass es sich um einen niederländischen Truppentransporter handle. Beim Sinken ging die gesamte niederländische Mannschaft in die fünf großen fast leeren Landeboote, alle überlebten. Den deutschen Gefangenen überließ ein flüchtender holländischer Feldwebel am Ende lediglich die Schlüssel ihrer Verließe.
Rettungsboot für 500 Mann
Den fast 500 deutschen Zivilinternierten, sofern sie sich befreien konnten, blieb nur noch ein kleines Rettungsboot, das die Holländer zurückgelassen hatten. Auf diesem Boot konnten sich etwa 50 Schiffbrüchige retten, weiteren 20 gelang es im Meer oder auf Flößen den Haien zu entkommen und sich auf die 50 Meilen entfernte Insel Nias zu retten.
Unter den Opfern der Katastrophe war auch Missionsbruder Celerinus Therre (34) aus Gronig. Auch das die Unglücksstelle passierende holländische Motorschiff Boelongan lehnte es ab, die Schiffbrüchigen aufzunehmen, als es hörte, dass es sich um Deutsche handelte. Bei diesem Unglück starben 411 zivilinternierte Deutsche, darunter 20 protestantische und 18 katholische Missionare. Der Untergang der Van Imhoff war die größte Katastrophe mit der höchsten Opferzahl an einem Tag in der Geschichte der Steyler Missionare bis heute.
In der Nachkriegszeit zwangen einige der Überlebenden die niederländische Justiz, eine Untersuchung wegen Kriegsverbrechen einzuleiten. Die Untersuchung des Falles wurde jedoch im Jahre 1956 mit der Begründung eingestellt, dass kein hinreichender Grund für einen Strafantrag zu finden sei.