Lust auf mehr: Los Poseidos im Raum für Musik

Saarbrücken. Stillsitzen fiel schwer beim Konzert von Los Poseidos im Raum für Musik in der Mainzer Straße 52. Hinter dem stürmischen Namen verbergen sich der Bandoneonspieler Jean-Baptiste Henry und der in unserer Region von zahlreichen Projekten vor allem im experimentellen Bereich her bekannte Cellist Julien Blondel

Saarbrücken. Stillsitzen fiel schwer beim Konzert von Los Poseidos im Raum für Musik in der Mainzer Straße 52. Hinter dem stürmischen Namen verbergen sich der Bandoneonspieler Jean-Baptiste Henry und der in unserer Region von zahlreichen Projekten vor allem im experimentellen Bereich her bekannte Cellist Julien Blondel.Ihr Tango à la Française am Sonntagnachmittag war spannend wie ein guter Krimi. Dabei wurde der sonst geradezu unverzichtbare Astor Piazzolla nur zur Eröffnung bemüht, der Rest des Programms stammte komplett aus der Feder von Jean-Baptiste Henry. Was er hier gemeinsam mit Blondel inszenierte, ließ an Farben und Intensität nichts zu wünschen übrig: Ein Füllhorn ansprechender Melodien, pikanter Harmoniefolgen, dazu Szenenwechsel mit Tempo- und Rhythmusänderungen am laufenden Band.

Dabei ließ Julien Blondel das Cello mal opernhaft mit dem Bogen singen, mal zupfte er einen Walking-Bass, strich einen harsch akzentuierten Groove oder legte eine jazzige Improvisation aufs Griffbrett - oder er verfremdete das Instrument gar zum Perkussionsobjekt. Und erst der schier nicht enden wollende Tonstrudel von Jean-Baptiste Henrys Bandoneon: Der Franzose mit dem Bärtchen schien förmlich vom Stuhl abzuheben, wenn er am Zenit der Emphase den Balg bis an die Grenzen dehnte.

Beim Duo beließen es Henry und Blondel freilich nicht, sondern luden Gäste aufs Podium: den mit schlankem und elegantem Ton aufwartenden Geiger Sebastian Couranjou und den Perkussionisten Hector "Tachi" Gomez, der den gallischen Tango um eine weitere unorthodoxe Note bereicherte.

Das tönte schon richtig orchestral. Doch war von Blondel zu erfahren, dass in Kürze eine Erweiterung des noch recht jungen Projekts bis zum Nonett (!) geplant ist. Da darf man gespannt sein. Zumal der stärkste Trumpf von Los Poseidos vielleicht der ist, dass sie mit ihrer französischen Spielart des Tangos auch Hörer entzücken, die eigentlich gar keine ausgesprochenen Fans dieses Stiles sind. Riesenapplaus im gut gefüllten Raum für Musik, Zugaben - und: auf baldiges Wiederhören! uhr

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