Leere Regale im Saarland „Mehl und Speiseöl werden gehamstert“ – was im Supermarkt jetzt knapp wird (mit Bildergalerie)

Durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine kommt es auch in Deutschland zu Preissteigerungen bei einzelnen Lebensmitteln. Daher kaufen viele Kundinnen und Kunden in Saarbrücker Supermärkten bestimmte Produkte auf Vorrat. Welche das sind und wie es jetzt weitergeht.

Supermärkte in Saarbrücken: Hamsterkäufe von Mehl und Speiseöl (Bilder)
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Hamsterkäufe im Supermarkt: Noch mehr leere Regale als zuletzt in Saarbrücken (Fotos)

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Foto: sz

Gefüllte Regale, große Warenauswahl, neue Lieferungen – auf den ersten Blick herrscht in den Saarbrücker Supermärkten Normalität. Trotzdem scheinen sich viele Kundinnen und Kunden Sorgen über ihre Grundnahrungsmittelversorgung zu machen: „Mehl und Speiseöl werden gehamstert“, sagt Christof Lonsdorfer im Gespräch mit der SZ. Er ist Geschäftsführer der Edeka-Filiale in der Koßmannstraße in Saarbrücken.

Auch in anderen Supermärkten in der Saarbrücker Innenstadt werden insbesondere Weizenmehl und Sonnenblumenöl in größeren Mengen gekauft. Vor allem preiswerte Produkte in großen Packungen sind häufig vergriffen oder nur noch in geringer Stückzahl vorhanden.

Im Rewe-Markt in der Europagalerie kam es laut einem Aushang offenbar zu „Lieferengpässen“, weswegen der Markt den Verkauf von bestimmten Lebensmitteln begrenzt. Hier werden pro Haushalt nur noch drei Packungen Mehl, drei Packungen Nudeln und drei Flaschen Öl verkauft. Die sonstigen Produkte scheinen uneingeschränkt verfügbar zu sein.

Sind in Deutschland ernsthafte Versorgungsengpässe zu befürchten?

Dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks zufolge besteht in Bezug auf die Getreideversorgung in Deutschland kein Grund zur Sorge. „Der Exportstopp hat zunächst keine direkten Auswirkungen, weil wir in Deutschland und der EU einen Selbstversorgungsgrad bei Getreide von teilweise über 100 Prozent haben.“ Auch die langfristig abgeschlossenen Lieferverträge tragen laut Zentralverband zu einer gewissen Preisstabilität bei.

Beim Speiseöl ist Deutschland hingegen stärker vom ukrainischen Export abhängig. Die Ukraine ist für 51 Prozent des weltweiten Sonnenblumenöl-Exports verantwortlich, und Deutschland bezieht 94 Prozent seines gesamten Sonnenblumenöl-Bedarfs aus Importen. Daher hatte der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) bereits vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass es zu Lieferengpässen bei Sonnenblumenöl kommen könnte. Allerdings sind andere Speiseöle davon nicht betroffen, sodass Kundinnen und Kunden bei Bedarf auf Alternativen zurückgreifen können.

„Bis jetzt gibt es keine Lieferprobleme“, äußert sich Christof Lonsdorfer zu den Befürchtungen der Kundinnen und Kunden. „Wenn alle vernünftig bleiben und einfach weiter einkaufen wie vorher auch, dann wird es nicht zu Versorgungsengpässen kommen.“ Bislang gingen Speiseöl-Nachlieferungen wie gewohnt in seiner Filiale ein. Um Warenmangel vorzubeugen, appelliert auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels an die Menschen in Deutschland, sich solidarisch zu verhalten und von unnötigen Vorratskäufen abzusehen.

Speiseöl als Diesel-Ersatz?

Offenbar versuchen einige Autofahrer mittlerweile sogar, Speiseöle als Kraftstoff-Ersatz für ihren Diesel-PKW zu verwenden, um die hohen Spritpreise zu umgehen. Laut ADAC hat man damit allerdings „am falschen Ende gespart“. Einerseits wirkt sich die Verwendung von Speiseölen negativ auf die Lebensdauer des Motors aus, und andererseits verstößt man damit gegen geltendes Recht. Darüber hinaus kommt es dadurch zu einer zusätzlichen Verknappung des Nahrungsmittelangebots im Supermarkt.

Wie wird sich die Preissituation entwickeln?

Da sich die Energiepreissteigerungen vielfältig auf globale Lieferketten auswirken, ist von einer Preissteigerung verschiedener Produkte auszugehen. Auch aufgrund der geringeren Verfügbarkeit von Futtermitteln ist mit steigenden Lebensmittelpreisen zu rechnen. Aber konkrete Prognosen gestalten sich wegen der aktuell turbulenten Märkte schwierig.

Generell weisen Supermarkt-Ketten darauf hin, dass die Warenversorgung sichergestellt sei. Vereinzelt könnten Artikel kurzzeitig nicht erhältlich sein, weswegen es bei größeren Nachfragen zu Mengenbegrenzungen pro Haushalt kommen könne. Insgesamt bestehe allerdings kein Grund zur Sorge.

Bereits im ersten Corona-Lockdown kam es in deutschen Supermärkten zu Hamsterkäufen. Damals wurden primär Nudeln und Toilettenpapier gebunkert. Aufgrund der unverhältnismäßig hohen Nachfrage kam es ebenfalls zu Verkaufsbegrenzungen für einzelne Waren.

Aldi kündigt als erster Discounter massive Preissteigerungen an

Wegen steigender Beschaffungskosten, hoher Energiepreise sowie Problemen bei den Lieferketten will Aldi in Deutschland die Preise anheben. Dies betreffe das gesamte Sortiment. Aktuell gehe es um 150 Produkte, gibt eine Sprecherin der Discounterkette an. Branchendienste gehen von teils weitaus höheren Mengen aus. So schreibt die Lebensmittel-Zeitung von bis zu 160 Einzelprodukten, in Verbindung mit anderen betreffe es sogar bis zu 400. 

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