Wochenkolumne Helfen hilft gegen die Hilflosigkeit

Wochenrückblick von SZ-Redakteur Thorsten Grim unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine.

Kolumne von SZ-Redakteur Thorsten Grim unter dem Eindruck des Krieges
Foto: Robby Lorenz

Wie kann man derzeit eine Wochenkolumne schreiben, ohne auf das furchtbare Leid der Menschen in der Ukraine einzugehen? Vermutlich gar nicht. Mir zumindest will es nicht so recht gelingen. Weil ich eigentlich permanent mit meinen Gedanken im Osten Europas bin. Ständig muss ich online auf irgendwelchen Nachrichtenkanälen nachschauen, ob es etwas Neues aus der von Russland angegriffenen Ukraine gibt, vielleicht irgendeine Wende zum Guten. Ein Stück weit verbunden ist das mit der Hoffnung, dass sich vielleicht doch irgendein Held gefunden hat, der diesen Verbrecher im Kreml vom Dies- ins Jenseits befördert hat. Ich weiß, so zu denken, das ist nicht gerade christlich. Aber es spiegelt irgendwo schlicht und ergreifend meine Hilflosigkeit wider. Die, so kommt es mir vor, liegt derzeit wie ein dunkler Schatten über allem. Selbst das sprichwörtliche blaue Band, das der Frühling nun endlich wieder auch durch das St. Wendeler Land flattern lässt, kommt mir eher dunkelblau bis schwarz vor. Oder zumindest von Sahara-Staub in ein mystisches Zwielicht getaucht. Und damit scheine ich richtig zu liegen. Denn wie die Politologin und Journalistin Juliane Marie Schreiber schreibt, sind Hochgefühle eigentlich eine psychische Störung. Wobei mir eine solche Störung aktuell nicht gerade ungelegen käme. Kommen – auch in den Landkreis St. Wendel – werden in der nächsten Zeit jedenfalls weitere Flüchtlinge, vertrieben von Putins Bomben, Raketen und Artilleriegeschossen. Überwiegend sind es Frauen, Kinder und alte Leute, die dem Kriegsgräuel in ihrer Heimat zu entfliehen versuchen. Nur mit kleinem Gepäck unterwegs, sind sie auf unsere Hilfe angewiesen. Und ihnen diese zukommen zu lassen, kann uns ja vielleicht helfen, dass wir uns nicht mehr so hilflos fühlen. Und es ist doch allemal christlicher, als jemandem den Tod zu wünschen.