Leben wie die Bauern vor 300 Jahren

Alsweiler. Ein 300 Jahre altes Bauernhaus - welches Kind hat es je einmal von innen gesehen, konnte darin auf Entdeckungsreise gehen und seine Geheimnisse erkunden? 24 Jungen und Mädchen hatten während der Sommerferien diese Gelegenheit, durften darin wohnen, viele Dinge aus früheren Zeiten lernen und einmal essen wie vor 300 Jahren

 Auch das Mähen mit der Sense will gelernt sein: Gerhard Hoffmann und Paul Munzinger im Einsatz. Fotos: B&K

Auch das Mähen mit der Sense will gelernt sein: Gerhard Hoffmann und Paul Munzinger im Einsatz. Fotos: B&K

Alsweiler. Ein 300 Jahre altes Bauernhaus - welches Kind hat es je einmal von innen gesehen, konnte darin auf Entdeckungsreise gehen und seine Geheimnisse erkunden? 24 Jungen und Mädchen hatten während der Sommerferien diese Gelegenheit, durften darin wohnen, viele Dinge aus früheren Zeiten lernen und einmal essen wie vor 300 Jahren. Diese Freizeit stand unter dem Motto "24 Stunden Hiwwelhaus", organisiert von Kathrin Rauber vom Jugendbüro, von der Gemeinde Marpingen und vom Alsweiler Heimatkundeverein.Wolfgang Simon machte mit ihnen zunächst einen Rundgang durch das Bauernhaus. Die meisten Räume sind in ihrem Urzustand erhalten. Die alten Treppen knarren wie eh und je, wenn man zum Dachboden emporsteigt. Spannend wurde es, als Armin Neis den kleinen Besuchern etwas über Fledermäuse erzählte und ihnen Dias zeigte. Am Abend konnten sie diese nachtaktiven Tiere im Freien beobachten. Mit einer alten Landkarte in den Händen hatten die Kinder den Rolschberg gesucht, hatten dort am Lagerfeuer Stockbrot gebacken und sich anschließend mit zwei Laternen auf die Fledermaussuche gemacht. Bevor sich die Kinder auf dem Dachboden des Hiwwelhauses zum Schlafen legten, las ihnen Kathrin Rauber Geschichten aus dem alten Alsweiler vor.

Trotz einer kurzen Nacht waren die Ferienkinder zeitig aufgewacht. Fünf besuchten den Landwirt Heinz Kammenhuber, der ihnen erlaubte, 30 Eier aus dem Hühnerstall einzusammeln, aus denen das Frühstück zubereitet wurde. Dazu gab es Hirsebrei mit getrockneten Früchten, wie ihn die Bauern im 18. Jahrhundert aßen. Frisch gestärkt tauchten die Jungen und Mädchen danach in das Landleben von damals ein. Adolf Hoffmann zeigte ihnen, wie Körbe geflochten werden. "Früher hat man alles selbst gemacht", erzählte er, während er vorführte, wie die Weidenruten ineinandergesteckt werden und daraus bald ein Korb entsteht. "In die großen Körbe kamen Äpfel und Kartoffeln, in die kleinen Kirschen und Zwetschen." Beim Ausprobieren zeigte sich, dass die Buben ebenso geschickte Hände beim Flechten hatten wie die Mädchen.

Gleichmäßige Schläge ertönten derweil im Hof. Dort führte Gerhard Hoffmann das Sensendengeln vor. "Es dauert eine Viertelstunde, bis das 65 Zentimeter lange Sensenblatt fertig ist." Geduldig warteten die Kinder, bis er das Blatt auf den Sensenbaum schrauben und mit dem Mähen beginnen konnte. Zwischendurch schärfte er das Sensenblatt mit dem Wetzstein nach.

 Adolf Hoffmann zeigte den Kindern die Kunst des Korbflechtens.

Adolf Hoffmann zeigte den Kindern die Kunst des Korbflechtens.

 Backen mit Sabine Theobald.

Backen mit Sabine Theobald.

Schon in der Frühe hatte Wolfgang Simon den alten Backofen im Hiwwelhaus angeworfen. Sabine Theobald stellte einen großen Bottich mit Teig auf den Tisch, formte daraus kleine Klumpen, die die Kinder nach längerem Durchkneten in Blumentöpfe füllten. "Das wird Blumentopfbrot", kündigte sie an. "Diese Backformen passen alle in den Ofen." Den Teig hatte die Bäckerin aus Weizen- und Roggenmehl, Hefe, Salz, Wasser und Zuckerrübenextrakt zubereitet und Sauerteig dazugegeben. Dass der Backvorgang erst beginnen konnte, nachdem die Glut aus dem Ofen herausgeschaufelt worden war, wussten nicht einmal die anwesenden Erwachsenen. "Gebacken wird mit der Hitze, die die Ofensteine während vier Stunden gespeichert haben", klärte Wolfgang Simon die kleinen Bäcker auf. Nicht alles war im Hiwwelhaus historisch. Zum Abschluss gab es Pizza. Aber immerhin wurde sie in dem alten Ofen gebacken.

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