Rund 7000 Kinder nahmen teil Leander Neudeck aus Völklingen ist Saarlands bester Vorleser

Saarbrücken · Leander Neudeck blickt auf seine Uhr. Noch vier Minuten, dann beginnt an diesem Freitag der Landesentscheid des Vorlesewettbewerbs im Forum der Saarbrücker Zeitung. Der 12-Jährige besucht die sechste Klasse des Völklinger Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasiums. Er ist einer von acht Finalisten, zwei Jungs, sechs Mädchen.

 Staatssekretärin Christine Streichert-Clivot (hinten, Dritte von links) mit den Finalisten des Vorlesewettbewerbs im Forum der Saarbrücker Zeitung: Linda Lillig, Maya Fritz, Robin-Luca Touschong, Hanna Ley (hinten, von links), Leonie Schneider, Leander Neudeck, Fabian Angel Peters und Elisabeth Schwan (vorne, von links).

Staatssekretärin Christine Streichert-Clivot (hinten, Dritte von links) mit den Finalisten des Vorlesewettbewerbs im Forum der Saarbrücker Zeitung: Linda Lillig, Maya Fritz, Robin-Luca Touschong, Hanna Ley (hinten, von links), Leonie Schneider, Leander Neudeck, Fabian Angel Peters und Elisabeth Schwan (vorne, von links).

Foto: Iris Maria Maurer

Konzentriert sitzt Leander auf einem schwarzen Stuhl. Sorgsam gescheitelt, in Hemd und Jacket. In seinen Händen hält er „Die unendliche Geschichte“, den Klassiker von Michael Ende. Daraus trägt er gleich vor. Keine zwei Stunden später wird der Junge vor dem Publikum stehen, die Augen geschlossen. Da habe er gebetet, sagt der Schüler. Sein Name wird vorgelesen: Leander Neudeck hat gewonnen.

Der Vorlesewettbewerb ist selbst ein Klassiker. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstaltet ihn seit 1959. Im Saarland beteiligten sich diesmal 6735 Sechstklässler aus 86 Schulen. Das freut auch die Landespolitik. „Der Wettbewerb rückt in den Fokus, dass Lesen die elementarste Kompetenz ist, um im Leben etwas zu werden“, sagt Bildungs-Staatssekretärin Christine Streichert-Clivot (SPD), die Neudeck den Preis übergibt.

Beim Landesentscheid müssen alle Teilnehmer aus einem selbst gewählten Buch vorlesen. Drei Minuten lang. In der zweiten Runde dann zwei Minuten aus einem unbekannten Text. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagt Kathrin Bucher vom Börsenverein. Wobei Buchhändlerin Brigitte Gode aus Blieskastel, Vorstandsmitglied im Landesverband, am Ende feststellt: „Alle haben stark vorgelesen.“

Den Anfang macht Fabian Angel Peters aus Saarbrücken. Er beeindruckt schon damit, den Titel seines Buches ohne Komplikationen aufzusagen: „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ von Ende. Jedes der Kinder besticht durch andere Qualitäten. Fehlerfrei lesen sie fast alle. Trotz der Aufregung. Robin-Luca Touschong, eine der Favoritinnen, verschluckt sich einmal kurz am Wörtchen „Mathematik-Buch“. Sie habe Herzrasen gehabt, berichtet die Schülerin.

Jurorin Juma Kliebenstein, selbst Autorin, lauscht mit geschlossenen Augen. Ihr sei wichtig, dass sich jemand in den Text einfühle. Darauf achtet auch der Sieger: Er überlege, welche Stimmen er wie betone, sagt Leander Neudeck: „Man versucht, den Text glaubwürdig und authentisch rüberzubringen.“ Warum er aus einem Buch von Michael Ende gelesen hat? Der Autor sei noch übrig gewesen, sagt der 12-Jährige – nach so vielen Wettbewerbsrunden im Saarland. Er muss sich nun nach einem neuen Titel umsehen: Im Juni tritt Neudeck beim Bundesentscheid in Berlin an. Er könne gegen die Konkurrenz bundesweit bestehen, glaubt Kathrin Bucher vom Börsenverein.

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