Lautstarke Demo für Kinderklinik

Merzig. Die Trillerpfeifen, die Hebamme Katja Kautenburger verteilt, findet reißende Abnahme. Trotz des schneidenden Windes wanken und weichen die rund 250 Demonstranten am Freitagmorgen nicht vor dem Merziger Stadthaus - sehr zur Freude der fünf Geburtshelferinnen, die diesen Aktionstag initiiert haben

 Protest mit Trillerpfeifen: Auch Kinder fordern den Erhalt der Kinderklinik in Merzig. Foto: Ruppenthal

Protest mit Trillerpfeifen: Auch Kinder fordern den Erhalt der Kinderklinik in Merzig. Foto: Ruppenthal

Merzig. Die Trillerpfeifen, die Hebamme Katja Kautenburger verteilt, findet reißende Abnahme. Trotz des schneidenden Windes wanken und weichen die rund 250 Demonstranten am Freitagmorgen nicht vor dem Merziger Stadthaus - sehr zur Freude der fünf Geburtshelferinnen, die diesen Aktionstag initiiert haben. Sie wollen ihrem Wunsch an den Träger des Merziger Klinikums Nachdruck verleihen, der da lautet: "Wir wollen einen Kinderarzt rund um die Uhr" - ein Verlangen, das die Zuhörer mit Applaus quittieren.Mitte März hatte der Klinikträger, die Saarland-Heilstätten GmbH (SHG), das Aus für die Kinderklinik für Ende des Jahres verkündet. Kurt Wahrheit, Geschäftsführer der SHG und damals Verwaltungsdirektor am Merziger Klinikum, begründete die anstehende Schließung mit finanziellen Zwängen. Die Geburtshilfe-Abteilung soll bestehen bleiben.

Normale Geburten und Kaiserschnitt-Operationen werden weiter in Merzig möglich sein - einen Plan, den viele der Demonstranten ablehnen. "Das Glück der Eltern kann auf der Strecke bleiben, wenn eine Frühgeburt ansteht und die Eltern ab kommendem Jahr nach Saarbrücken fahren müssen", verkündet Astrid Friedrich, Mutter eines Frühchens, mittlerweile fünfeinhalb Monate alt, vom Balkon des Rathauses aus und hat den Beifall auf ihrer Seite. "Wir haben ein Déjà-vu-Erlebnis", sagt Merzigs OB Alfons Lauer. "Vor sieben Jahren sind wir schon auf die Straße gegangen, um eine Schließung der Kinderklinik abzuwenden." Den permanenten Rückgang der Betten von 30 im Jahr 2006 auf mittlerweile 5 bedauert er.

Seine Forderungen: eine Notfallversorgung für Kinder, keine Kündigung von Personal und die Stabilisierung der gynäkologischen Abteilung sowie der Geburtshilfeabteilung. Wie künftig die pädiatrische Grundversorgung gewährleistet werde, soll von allen Beteiligten geklärt werden. Gleiche Wünsche wie Lauer hegen auch Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und SPD-Bundestagskandidat Reinhold Jost. "Bleiben Sie im Boot, um für bessere Rahmenbedingungen im ländlichen Raum zu kämpfen", bittet die Landrätin die Demonstranten. Für Kinder und Erwachsene müsse eine bestmögliche medizinische Versorgung in den Krankenhäusern im ländlichen Raum gewährleistet bleiben", sagt sie. Jost verspricht, sich dafür für eine tragfähige Lösung einzusetzen. "Ein Kinderarzt soll auch künftig die jungen Patienten betreuen und in Notfällen immer zur Stelle sein", verlangt Merzigs Beigeordneter Marcus Hoffeld. Die CDU hat nach seinen Worten beim OB angeregt, den runden Tisch wieder einzuberufen, an dem Politiker, Hebammen und Ärzte nach einer guten Lösung suchten. FDP-Bundestagskandidat Wolfgang Krichel mahnt ein klares Konzept an, das den Erhalt der Kinderklinik Merzig sichert - ebenso wie Martin Herrmann, Chef der Linksfraktion im Kreistag, "Kinder werden zu Kostenfaktoren degradiert", kritisiert Klaus Borger, Grünen-Fraktionschef im Stadtrat, die SHG.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort