Reisekamera ist ein Koffer mit Ledergriff Gesucht wird das Fahrrad mit den meisten Sätteln

Schwalbach. Frank Werle gehört eigentlich zur Generation, die kaum noch Foto-Abzüge in der Hand hält und Schnappschüsse am liebsten mit einem Telefon macht. Sein Wunsch ist es aber, ein Foto mit einem 169 Jahre alten Verfahren zu schießen - mit einer Kamera aus den 1880er Jahren

Bitte lächeln: Frank Werle demonstriert an seiner antiken Kamera, wie im Jahr 1880 Fotos geschossen wurden. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Schwalbach. Frank Werle gehört eigentlich zur Generation, die kaum noch Foto-Abzüge in der Hand hält und Schnappschüsse am liebsten mit einem Telefon macht. Sein Wunsch ist es aber, ein Foto mit einem 169 Jahre alten Verfahren zu schießen - mit einer Kamera aus den 1880er Jahren.Sein Fotoapparat ist etwa 30 mal 30 mal 37 Zentimeter groß, besteht aus Messing, Leinen, Leder und Holz - und ist der älteste im Kreis Saarlouis.

Der 28-Jährige aus Schwalbach sammelt alte Kameras. Ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf ist er nicht, aber sehr interessiert an der Geschichte der Fotografie. "Insbesondere die Technik der industriellen Revolution um 1900 finde ich spannend." Aus einer Zeit also, in der Apparate wie seine Kamera noch nicht in Serie, sondern einzeln und behutsam von Kunstschreinern gefertigt worden sind.

"Dass sie noch vor der Jahrhundertwende gebaut worden ist, sieht man etwa am Objektiv", sagt Werle, "das hat keine Kappe und noch einen einfachen Klemmverschluss". Gefunden hat er seine Kamera auf Ebay, abgeholt nur ein paar Kilometer entfernt in Neunkirchen. "Das war wohl schon eine Kamera für die ersten Fotoamateure", mutmaßt Werle.

"Wenn man die Größe sieht, kann man sich heute kaum vorstellen, dass das eigentlich eine Reisekamera war", sagt Werle. Die Kamera lässt sich durch den Ziehharmonika-Balgen zu einem Köfferchen mit Ledergriff zusammenschieben. "Nur 30 Jahre später gab es die ersten kompakten Kameras", Werle legt einen etwa handgroßen Apparat auf den Tisch.

Die Belichtungszeit beträgt bis zu acht Sekunden. Zoomen kann man, indem man an kleinen Messingrädchen den Balgen zusammenschiebt: Die Kassette wird so näher an das Objekt herangezogen. In die Kassette kann man Papier oder eine Kollodium-Nassplatte zum Belichten legen, auch einen Film, wenn man wollte.

"Ich wollte eine Kamera, mit der man die anfänglichen Verfahren anwenden kann", sagt Werle. Ein Foto hat er mit seinem antiken Stück noch nicht geschossen, das will er aber unbedingt. "Und dann eine richtige Ambrotypie!", sagt er. Bei diesem alten Verfahren erzeugt die Kamera auf Nasskollodium ohne den Umweg über ein Negativ ein Positiv. Angewendet wurde die Ambrotypie Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. "Die Bilder, die auf diese Weise entstehen, sind zwar nicht sehr kontrastreich, aber irre scharf - viel schärfer als die meisten modernen Kameras heute abbilden können." Dafür muss er aber zunächst sämtliche notwendigen Chemikalien beschaffen und auch ein Dunkelkammerzelt einrichten. Aber irgendwann soll es tatsächlich soweit sein. Sein erstes Motiv soll die Völklinger Hütte werden, sagt Werle. "Die ist genau wie die Kamera ein Symbol für die industrielle Revolution." Kreis Saarlouis. Die Saarbrücker Zeitung sucht alle 14 Tage außergewöhnliche Rekordhalter. In unserer Serie "Kreisrekord" stellen wir ausgefallene Höchstmarken aus dem ganzen Landkreis Saarlouis vor. Für den nächsten Serienteil suchen wir das Fahrrad mit den meisten Sätteln.

Der Meldeschluss ist am kommenden Sonntag, 14. April. Den Gewinner stellen wir dann in der darauffolgenden Woche vor.

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