Bundesregierung will Priorisierung am 7. Juni aufheben Druck auf Saar-Ärzte wegen Impfterminen

Saarbrücken · Die Mediziner beklagen eine zunehmend aggressive Stimmung bei den Patienten – und Impfstoff-Mangel.

Priorisierung aufgehoben: KV beklagt Druck auf Ärzte im Saarland  wegen Impfterminen
Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Die Ankündigung der Bundesregierung, die Priorisierung bei Corona-Impfungen am 7. Juni aufzuheben, stellt die Ärzte im Saarland vor neue Herausforderungen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Saarland spricht nicht nur von einem Ansturm von Impfwilligen in den Arztpraxen, KV-Vorsitzender Dr. Gunter Hauptmann beklagt auch „eine teilweise sehr aggressive Stimmung bei den Patienten“, die um Impftermine nachfragen. Die Impfstoffe seien nach wie vor knapp. Eine Entspannung sei erst im Laufe des Junis zu erwarten. Die KV appelliert an die Patienten: „Bitte werden Sie nicht ungeduldig, auch wenn’s länger dauert.“ Wenn nachhaltig mehr Impfstoff da sei, werde auch eine schnellere und verlässliche Terminplanung möglich sein.

 KV-Vorstand Gunter Hauptmann hadert mit der Aufhebung der Impf-Priorisierung.

KV-Vorstand Gunter Hauptmann hadert mit der Aufhebung der Impf-Priorisierung.

Foto: dpa/Katja Sponholz

Äußerst rar ist in den Praxen derzeit laut KV das Vakzin von Biontech. Hiervon stünden diese Woche pro Arzt maximal zwölf Dosen für Erstimpfungen zur Verfügung. Von den Impfstoffen von Astrazeneca und Johnson&Johnson, für die die Priorisierung bereits aufgehoben ist, könnten die Ärzte hingegen so viel anfordern, wie sie brauchen. Johnson&Johnson soll ab 25. Mai in die Praxen geliefert werden. Astrazeneca wird bereits eingesetzt, die Ständige Impfkommission empfielt beide Vakzine wegen seltener Nebenwirkungen erst für Menschen ab 60. Aber auch Jüngere können auf eigenen Wunsch damit geimpft werden. Auch wegen der Knappheit des Biontech-Präparats sieht die KV die Aufhebung der Impfpriorisierung kritisch. „Da in den Praxen zurzeit auch die Zweitimpfungen losgehen und diese zu festgelegten Zeitpunkten anstehen, wird der Impfstoff dafür gebraucht.“

Dem Chef des Saarländischen Hausärzteverbands, Dr. Michael Kulas, wäre es lieber gewesen, wenn man mit der Aufhebung abgewartet hätte, bis die schützenswerten Personengruppen alle ihren Termin gehabt hätten. Er befürchtet auch, dass sich nun viele Impfwillige bei mehreren Stellen Termine besorgen und diese nicht mehr absagen. Dann müssten Ärzte den bereits auf die Spritze gezogenen Impfstoff entsorgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort