Zu viele Corona-Fälle bei Lehrkräften Corona-Lage an Schulen spitzt sich zu – ganze Klassen im Saarland müssen zuhause bleiben

Saarbrücken · Die Corona-Situation spitzt sich auch an den Schulen im Saarland zu. Kurz bevor alle Einschränkungen aufgehoben werden, fallen viele Lehrkräfte coronabedingt aus.

Corona an Schulen im Saarland: Zu viele Lehrer infiziert – ganze Klassen zuhause
Foto: dpa/Soeren Stache

Wie in allen Bereichen steigen auch die Quarantäne- und Coronafälle an Schulen im Saarland weiter an. So waren nach Angaben des Bildungsministeriums am Mittwoch 3285 der rund 120 000 Schülerinnen und Schüler mit Corona infiziert, von den rund 9400 Lehrkräften waren 539 positiv getestet worden.  

559 Lehrkräfte und 3285 Schülerinnen und Schüler befinden sich in Quarantäne. Das hat auch Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Wegen Personalausfällen müssen an 14 Schulen im Saarland, darunter mehrere Grundschulen, eine Förderschule, eine Gemeinschaftsschule und drei berufliche Schulen, eine oder mehrere Klassen von zuhause aus lernen, teilt das Ministerium auf Nachfrage mit.

Grundsätzlich würden Ausfälle von Lehrkräften durch Vertretungen innerhalb der Schule kompensiert. „Kommt es an einem Standort darüber hinaus zu einem personellen Engpass, meldet dies die Schulleitung dem Ministerium. Wir schauen dann, ob Lehrkräfte der mobilen Lehrer- und Lehrerinnenreserve aus anderen Schulstandorten oder eine kurzfristige Stunden-Aufstockungen von Lehrkräften vor Ort, diesen kurzfristigen Engpass auffangen können.“

In der Regel würden  Lehrkräfte, die sich in Quarantäne befinden, den Schulbetrieb – sofern sie nicht krankgeschrieben sind – von zuhause aus unterstützen. Dazu stimmten sie sich mit der jeweiligen Schulleitung und im Kollegium ab. Möglich sei auch eine tageweise Beschulung von einzelnen Klassen im Unterricht von Zuhause. „Ein tägliches pädagogisches Angebot ist an jedem Schulstandort auf jeden Fall gesichert“, betont das Ministerium.

Corona-Regeln fallen bis spätestens Mai

Trotz steigender Infektionszahlen sollen spätestens bis Mai alle Corona-Einschränkungen im Schulbetrieb entfallen, insbesondere auch die Maskenpflicht, die bereits ab dem 2. April nicht mehr gilt, und die anlasslosen Testungen. Darauf hatte sich Mitte März die Kulturministerkonferenz geeinigt. Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) hatte hierzu erklärt: „Kinder und Jugendliche sind nach zwei Jahren Pandemie insbesondere durch die sogenannten sekundären Folgen belastet, also durch die Corona-Maßnahmen. Innerhalb der Kultusministerkonferenz (KMK) sind wir uns darüber einig, dass es Zeit ist für weitere Schritte in Richtung Normalität an unseren Schulen.“ Der Bund gebe mit der geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes jetzt die Richtung vor für ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern. „Das bedeutet absehbar auch das Ende der Maskenpflicht sowie die anlasslosen Corona-Testungen an unseren Schulen, was ich ausdrücklich begrüße.“ Zudem unterstütze sie die Forderung der KMK, die Anordnung von Quarantänen für Kinder und Jugendliche zu beenden.

Lehrerverband und Gewerkschaft warnen vor zu frühen Lockerungen

Der Saarländisch Lehrerinnen- und Lehrerverband warnte derweil vor vorschnellen Lockerungen. „Gerade jetzt, wo die Fallzahlen wieder Höchststände erreichen, dürfen keinesfalls weitere Lockerungen der Schutzmaßnahmen in den Schulen in Kraft treten“, kritisierte Lisa Brausch, die Landesvorsitzende. „Die bereits geltenden Lockerungen, wie zum Beispiel die Abschaffung der Maskenpflicht im Musikunterricht, sind für uns bei der jetzigen Infektionslage nicht nachvollziehbar, weiß man doch, dass gerade beim Singen die Aerosolbelastung immens hoch ist. Vielmehr sollten alle Schutzvorkehrungen beibehalten werden, um die Infektionszahlen so niedrig wie möglich zu halten. Jetzt über einen kompletten Wegfall der Maskenpflicht nachzudenken beziehungsweise das Testregime in den Schulen zurückzufahren, halte ich für fahrlässig.“ In den Schulen seien nicht nur viele Schülerinnen und Schüler infiziert, zunehmend infiziere sich auch das Lehrpersonal, obwohl die meisten Lehrkräfte geboostert seien. Das führe zu enormen Personalengpässen in den Schulen, Ersatz für erkrankte Lehrkräfte gebe es nicht mehr, da die Lehrerreserve schon lange aufgebraucht sei, sagte Brausch.

Der Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, die Maßnahmen an Schulen und in den Kitas bis zu den Osterferien am 14. April weiterzuführen. „Uns erreichen täglich zahlreiche Rückmeldungen von Beschäftigten aus Schulen und Kitas, die unter der extremen Belastung leiden und sich nicht ernst genommen fühlen. Die Belastungsgrenze ist eindeutig überschritten. Die Kolleginnen gehen sozusagen auf dem Zahnfleisch", sagte die GEW-Landesvorsitzende Birgit Jenni.

Allerdings sind dem Saarland zunächst einmal die Hände gebunden. Laut dem neuen Bundesrecht muss die Maskenpflicht spätestens ab dem 2. April unter anderem in Schulen und im Einzelhandel fallen. Es sei denn, der Landtag erklärt das Land oder Teile zum Corona-Hotspot. Dafür müsste die Infektionslage bedrohlich sein – also das Gesundheitssystem überlastet sein oder eine gefährliche Virus-Variante vorherrschen. Lediglich in kritischen Bereichen wie in Kliniken und Pflegeheimen kann weiterhin eine Maskenpflicht verhängt werden.

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