Künstlerin blickt auf Baumholder

Baumholder/Wolfsburg. Orte im Wandel interessieren Birte Hennig. Die Braunschweiger Fotokünstlerin wurde durch einen Artikel in der "taz" auf Baumholder und den Abzug der 170

 Künstlerin Birte Hennig inmitten ihrer Fotografien. Derzeit stellt sie Aufnahmen von Baumholder aus. Foto: Andreas Bormann

Künstlerin Birte Hennig inmitten ihrer Fotografien. Derzeit stellt sie Aufnahmen von Baumholder aus. Foto: Andreas Bormann

Baumholder/Wolfsburg. Orte im Wandel interessieren Birte Hennig. Die Braunschweiger Fotokünstlerin wurde durch einen Artikel in der "taz" auf Baumholder und den Abzug der 170. Infanteriebrigade aufmerksam und machte sich daraufhin im Sommer 2012 auf den Weg in die amerikanische Garnisonsstadt, wo sie das Aufeinanderprallen von Parallelwelten und eine Welt im Zwischenzustand in Bildern festhielt.

Ihre Baumholder-Fotos sind im Kunstverein Wolfsburg derzeit in einer Ausstellung zu sehen. Wegen des großen Interesses wurde die Schau bis 3. Februar verlängert. Auf die Spuren des Amerikanischen in Baumholder hat sich Birte Hennig begeben und auch die Vermischung beider Welten in den Blick genommen. Als Ausdrucksmittel hat sie dafür mehrfach die Spieglung gewählt: So spiegeln sich in einem Fenster einer amerikanischen Snack-Bar Baumholderer Häuser.

Mehrere Tage war sie da, hat im Hotel Stadtkrug übernachtet. Wie ein Flaneur sei sie durch den Ort gegangenen, erzählt sie. Hat sich alles angeschaut und fotografiert. Und auch das Gespräch gesucht, was nicht immer so einfach war. "Die Leute wollten mir oft nicht glauben, dass ich aus der künstlerischen Ecke komme. Viele hatten Angst, ich wolle noch einen der zahlreichen Artikel für eine fremde Zeitung über ihre Stadt schreiben." Über Baumholder sei schon genug Falsches geschrieben worden, habe sie mehrfach zu hören bekommen.

Das amerikanisch geprägte Leben sei noch sichtbar, aber spürbar werde auch, dass es eine andere Zukunft geben müsse. "Es brodelt. Die Angst vor der Zukunft ist spürbar."

Sehr viele Leerstände sind ihr aufgefallen. "Die jungen Leute sind weg. Es gibt viel Raum, viel Landschaft. Es wäre ein schönes touristisches Ziel", sagt Hennig, die mit ihren Arbeiten nicht anklagen oder urteilen will, sondern einen humorvollen, poetischen, nachdenklichen Blick auf die Stadt gibt.

Während ihres Aufenthaltes ist ihr aufgefallen, dass im Ort jeder Englisch spreche, die Ladenwerbung oft auf Englisch oder zumindest zweisprachig ist. "Überall sieht man amerikanische Flaggen. Es gibt viele Kneipen, Restaurants. Viele Plakate weisen auf die unterschiedlichen Kulturen und die deutsch-amerikanische Zusammengehörigkeit hin."

Die Reaktionen in Wolfsburg auf ihre Ausstellung waren teilweise verblüffend, erzählt sie. Ein Besucher meinte, er müsse unbedingt nach Baumholder, das sei ja wie Urlaub in den USA. Viele Besucher dachten nach einem ersten flüchtigen Blick auf die Fotos, sie sei in Amerika gewesen, hätten dann aber schnell gemerkt, dass etwas nicht stimme und dann genau hingeschaut.

Auch hat sie jemand angerufen, dessen Vater in den 1950er Jahren in Baumholder stationiert war. Auf das Treffen mit dem Zeitzeugen ist sie neugierig. Die Braunschweigerin hatte vor der Lektüre des taz-Artikels übrigens noch nie von Baumholder gehört. Der Name habe ihr aber gleich gefallen. Dass sie ihre Fotos auch in der Westrichstadt zeigen wird, kann sie sich nicht vorstellen. "Das ist zu nah dran - und die Leute beschäftigen sich vor Ort wahrscheinlich primär mit der Frage, was ich alles nicht fotografiert habe."

Wer die Ausstellung nicht besuchen kann: Auf der Homepage ist eine Auswahl der Baumholder-Fotografien zu sehen.

birtehennig.de

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