„HistoPopArt“ am Weidezaun Kultur geht auch unter freiem Himmel

Bliesmengen-Bolchen · „Kunst am Weidezaun“ nennt Fotografin Anne Kerber ihr neues Projekt. Da Ausstellungen schwierig sind, hängt sie Bilder an Feldwegen auf.

 Anne Kerber an ihrer Freiluft-Galerie „Kunst am Weidezaun“ in Bliesmengen-Bolchen.

Anne Kerber an ihrer Freiluft-Galerie „Kunst am Weidezaun“ in Bliesmengen-Bolchen.

Foto: Petra Pabst

„Wenn die Menschen nicht zu Kunstausstellungen können, bringe ich die Ausstellung eben zu den Menschen“ sagte Fotokünstlerin Anne Kerber und stellt Ihr aktuelles Kunstprojekt nun in Corona-Zeiten in einer Freiluft-Ausstellung vor. Die medizinisch-technische Assistentin arbeitet seit fast 30 Jahren an der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum in Homburg. Dort hat sie täglich mit biologischem Gewebe zu tun und bereitet Schnittpräparate von Zellproben und Gewebeentnahmen zur Diagnose durch die Ärzte vor. Die um ein Vielfaches vergrößerten Mikroskop-Aufnahmen brachten die kreative und fröhliche Frau vor einigen Jahren auf die Idee, daraus eine ganz eigene, spezielle Foto-Kunstform zu entwickeln: die HistoPopArt – eine Wortkombination aus „Histologie“ (die Wissenschaft vom Aufbau biologischer Gewebe) und der modernen „PopArt“.

Diese Kunst zeigt vergrößerte Ausschnitte von mikroskopischen Präparaten aus gesundem menschlichem Gewebe, die am Computer mit Hilfe von spezieller Software mit knallbunten, leuchtenden Farben eingefärbt und in abstrakte Popart umgewandelt werden. Mit dieser Kunst erregte sie schlagartig international Aufmerksamkeit. „Ich bin selbst verblüfft, wie das passiert ist und wie sich das entwickelt hat. Manchmal muss ich mich zwicken, um mir klar zu machen, dass ich nicht träume“, erzählt die Künstlerin erfreut.

Inzwischen wird sie mit ihren Bildern regelmäßig zu Ausstellungen und Kongressen im In- und Ausland eingeladen. Ihre Werke hängen in zahlreichen Arztpraxen, Kliniken oder bei Kunstfreunden. Selbst auf Covern von Fachzeitschriften, am Berliner Friedrichsstadtpalast und im Foyer des Menschen-Museums findet man ihre Bilder. „Zum Glück sind meine Vorgesetzten stolz auf ihre kreative Mitarbeiterin und unterstützen mich“, sagt Kerber dankbar. Ihre farbenfroh bearbeiteten Aufnahmen faszinieren durch abstrakte Formen und Muster aber auch durch ihren tiefen Einblick in das Innere von Menschen, Tieren oder Pflanzen. „Die Ideen kommen immer spontan. Einmal mit einem Bild angefangen, kann ich nicht mehr aufhören, daran zu arbeiten. Es ARTet förmlich aus“, sagt die Künstlerin augenzwinkernd. „Mir ist es aber wichtig, dass man immer noch erkennt, um welche Gewebeanteile es sich handelt“ erklärt sie.

Das sei für Fachleute ebenso reizvoll wie für Laien, die mitunter ganz eigene Interpretationen finden. Nun hat sie ihre Kunst weiter entwickelt. Ihr jüngstes Projekt, „HistoPopArt 2020“ ist eine neue Serie, entstanden in den außergewöhnlichen ersten Monaten des Jahres 2020. Auch hier handelt es sich um histologische/mikroskopische Präparate. Diese stammen aber nicht wie bisher vom Menschen, sondern zeigen Gewebe und Zellen unter anderem von Tieren, Pflanzen, Moosen, Pilzen oder Pollen. Diese neuen Bilder zeichnen sich ebenfalls durch leuchtende Farben und außergewöhnliche Strukturen aus, sind aber deutlich abstrakter. „Eigentlich hätte ich gerade an Ausstellungen in Luxemburg und St. Ingbert teilgenommen, die aber leider aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden mussten“, sagt sie.

So entstand die Idee zu „Kunst am Weidezaun“. In unmittelbarer Nähe zum idyllischen Zuhause der Künstlerin in Bliesmengen-Bolchen befindet sich die Südroute der Wegstrecke der Jakobspilger. An diesem Weg liegt die bekannte Allee Richtung Gräfintal. Ein Teil der Strecke auf dem Weg zu dem dortigen Kloster führt an einer langen Viehweide vorbei, die mit Metallpfosten eingezäunt ist. An diesen Pfosten hat sie nun – natürlich nach Rücksprache mit dem Besitzer – etwa 40 ihrer neuen „HistoPopArt 2020“-Bilder befestigt. Nun beobachtet sie mit Freude, wie sich die Schritte so mancher Spaziergänger oder Pilger verlangsamen und diese auf ihrem Weg ihre Kunst betrachten und sich damit auseinandersetzen. „Die Freiluftgalerie werde ich noch den Sommer hindurch belassen, damit noch viele die Möglichkeit nutzen können, sie sich anzusehen“ verspricht Kerber. Wer sich für die Ausstellung oder ihre Bilder, die man auch kaufen kann, interessiert, findet mehr unter: https://histopopart.jimdo.com/kunst-am-weidezaun/

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