Neue Zahlen Jeder neunte Saarländer ist überschuldet

Saarbrücken · Trotz guter Konjunktur haben immer mehr Bundesbürger mit Schulden zu kämpfen. Vor allem Ältere.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Zahl der Saarländer, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, hat weiter zugenommen. Das geht aus dem am Dienstag vorgestellten neuen „Schuldneratlas“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Danach sind knapp 96 700 erwachsene Saarländer überschuldet. Die so genannte Schuldnerquote stieg hierzulande binnen Jahresfrist von 11,25 auf 11,36 Prozent. Bundesweit liegt dieser Wert unverändert bei 10,04 Prozent, auch wenn sich die Zahl der überschuldeten Frauen und Männer insgesamt um rund 19 000 auf 6,93 Millionen erhöht hat. Ein Verbraucher gilt laut Creditreform als überschuldet, wenn seine zu leistenden Gesamtausgaben höher sind als seine Einnahmen und er über einen längeren Zeitraum seinen Zahlungsverpflichtungen „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ nicht nachkommen kann.

„Die Verschuldungsquote an der Saar bleibt weiter angespannt“, sagte Carsten Uthoff, der Landeschef von Creditreform, angesichts der neuen Daten. Den Angaben zufolge weisen nur die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Berlin, Sachsen-Anhalt und Schlusslicht Bremen mit knapp 14 Prozent eine noch höhere Schuldnerquote auf. Die niedrigsten Quoten gibt es in Bayern (7,43 Prozent) und Baden-Württemberg (8,31). Im Saarland sind die meisten überschuldeten Erwachsenen in Saarbrücken zu finden, gefolgt von Neunkirchen. Die geringste Schuldenquote haben die Bewohner im Kreis St. Wendel und im Saarpfalz-Kreis. Allerdings ist auch dort die Quote gegenüber 2017 leicht gestiegen.

Im Deutschland-Vergleich der Landkreise stehen Eichstätt (3,85 Prozent), Erlangen-Höchstadt und Schweinfurt am besten da. Ganz am Ende der Liste stehen Bremerhaven (21,22 Prozent), Wuppertal und Pirmasens mit 18,35 Prozent.

Ein Grund für den bundesweiten Anstieg der Zahlen ist nach Angaben von Creditreform die dramatische Lage auf dem Wohnungsmarkt. Die Entwicklung von Einkommen und Wohnkosten habe sich gerade in strukturstarken Regionen wie den Großstädten entkoppelt. Während die Kaufkraft nur noch langsam zulege, erhöhten sich die Kosten für Mieten und Immobilien in großen Schritten. Für immer mehr Haushalte bleibe deshalb nach der Miete nur noch relativ wenig Geld für die sonstigen Lebenshaltungskosten übrig. „Wohnen ist in deutschen Großstädten in vielen Fällen zum Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden“, hieß es. Gerade für Familien und Alleinerziehende sei diese Entwicklung finanziell gefährlich.

Überdurchschnittlich stark gestiegen ist erneut die Überschuldung im Alter. Die Zahl der betroffenen Senioren über 70 Jahre kletterte um 35 Prozent auf 263 000. Damit gelten nun 2,04 Prozent der Altersgruppe als überschuldet. Bei der am stärksten betroffenen Gruppe der 30- bis 39-Jährigen sind es allerdings 18,57 Prozent.

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