Ehrenamt „Wir sehen Probleme und wollen sie lösen“

Saarlouis · Den Frauenbeirat Saarlouis hat Hartnäckigkeit und ständiges Engagement weitergebracht. Gegründet wurde er 1984.

 Mitglieder des Frauenbeirat Saarlouis (von links): Marion Scholl, Käthe Schmitt, die Frauenbeauftragte Sigrid Gehl und Irmtraud Haxter.

Mitglieder des Frauenbeirat Saarlouis (von links): Marion Scholl, Käthe Schmitt, die Frauenbeauftragte Sigrid Gehl und Irmtraud Haxter.

Foto: nic/Nicole Bastong

„Anfangs wurden wir belächelt, doch jetzt werden wir ernstgenommen.“ So fasst Sigrid Gehl, Frauenbeauftragte der Stadt Saarlouis, die Geschichte des Saarlouiser Frauenbeirates zusammen. Auch im Zusammenhang mit dem Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht“ will der Frauenbeirat einmal mehr „Gesicht zeigen“, wie es Gehl formuliert. Denn die Hartnäckigkeit bei und das ständige Engagement für Frauenthemen hat den Beirat vorangebracht.

Seit 1984 gibt es schon einen Frauenbeirat in der Kreisstadt; bis heute ist er kreisweit einzigartig. Gegründet wurde er, um den Stadtrat und Ausschüsse zu beraten, die Lebenssituation von Frauen in Saarlouis zu verbessern und die Gleichstellung von Frau und Mann voranzutreiben.

Die 15 Mitglieder werden von den Stadtratsfraktionen entsandt, prozentual nach Sitzverteilung; die Frauen müssen nicht einer Partei angehören, aber müssen von einer vorgeschlagen werden. „Die Partei spielt im Beirat selbst keine Rolle“, betont Marion Scholl, seit 2004 dort aktiv, „das wird auch von außen bemerkt und gelobt.“ Schmitt ergänzt: „Unser Ansatz ist: Wir sehen Probleme und wollen sie lösen.“

Die ersten Jahre lief die Arbeit des Beirates schleppend, räumt Schmitt ein, die seit 1998 dabei ist: Die Frauen mussten sich immer wieder Gehör verschaffen und „sich durchsetzen“, sagt sie. Doch seit den 90er Jahren kümmert sich der Beirat gemeinsam mit der Frauenbeauftragten um einen Frauenförderplan für die Stadtverwaltung.

Seit 2010 hat der Beirat mit Unterstützung der Frauenbeauftragten Gehl seine Arbeit intensiviert: längere Öffnungszeiten der städtischen Kitas, Windelzuschuss für Familien, Ferienbetreuung für Grundschulkinder, öffentliche Räume zum Stillen und Wickeln, den Weiterbetrieb des Sozialkaufhauses und einiges mehr hat der Beirat inzwischen beantragt und erreicht. Nicht zuletzt hat er auch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an die Saarlouiser KZ-Überlebende Esther Bejarano angeregt. Aktuell sind Familienparkplätze auf dem Großen Markt geplant. Auch ein Café im Zentrum als Treffpunkt für ältere Frauen, die nicht viel Rente zur Verfügung haben, wollen die Beiratsmitglieder schon lange einrichten; bislang scheiterte es an fehlenden Räumen.

Die wichtigste Errungenschaft der letzten Jahre: „Seit der vorletzten Legislaturperiode haben wir erreicht, dass je eine Frau aus dem Beirat an allen Sitzungen des Stadtrates und der Ausschüsse teilnimmt“, berichtet Schmitt stolz, „und wir dürfen nicht nur zuhören, sondern beraten, reden und Anträge stellen.“ Davor hatten die Frauen mit einigem Gegenwind zu kämpfen: „Das war eine harte Sache, viele Männer wollten das erst nicht.“ Scholl fasst zusammen: „Es geschieht quasi heute nichts in der Stadtverwaltung, was nicht auch auf unserem Tisch landet.“

Dadurch bekommt man auch selbst einen anderen Blick auf die eigene Stadt, findet Irmtraud Haxter, die seit 2017 dabei ist: „Man hat das Gefühl, wenn man will, kann man auch etwas erreichen.“ Scholl ergänzt: „Ich habe durch diese Arbeit erst gesehen, wie groß die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sein können, welche Ungerechtigkeiten es gibt und wie wichtig Engagement in dem Bereich ist.“

Familienförderung, Lohngleichheit, Altersarmut sind einige der Themen, mit denen sich der Beirat befasst. Der regelmäßige Austausch untereinander und mit anderen Organisationen wie dem Frauennetzwerk oder dem frauenhistorischen Arbeitskreis spielt ebenfalls eine große Rolle. Der Beirat unterstützt zudem den Förderverein des Frauenhauses Saarlouis, das Projekt Stolpersteine und Veranstaltungen oder zum Internationalen Frauentag. „Wir arbeiten überparteilich gut zusammen. Aber ich wünsche mir noch mehr engagierte Frauen, auch im Stadtrat“, sagt Schmitt abshließend

Kontakt: Käthe Schmitt, Tel. (0 68 31) 8 41 97; kadi.schmitt@t-online.de oder Sigrid Gehl, Tel. (0 68 31) 44 33 00.

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