Jahresbericht der Telefonseelsorge Saar Bei der Telefonseelsorge Saar ruft jeder Fünfte wegen Einsamkeit an
Saarbrücken · Rund jeder fünfte Anrufer bei der evangelisch-katholischen Telefonseelsorge Saar hat sich im 2018 wegen Einsamkeit gemeldet. „Ich glaube, es ist ein gesellschaftliches Problem, das bei uns sichtbar wird“, sagte der evangelische Leiter Volker Bier in Saarbrücken bei der Vorstellung des Jahresberichts 2018. „Gemeinschaft ist in vielen Bereichen dabei, zu zerbröseln – zwischen arm und reich, zwischen Kulturen, zwischen Religionen und eben auch in den Familien.“ Das dränge immer mehr Menschen in eine Lebensform, in der sie allein lebten, sagte Bier.
Von den Anrufern lebten 55 Prozent allein. Insgesamt hätten die Mitarbeiter 2018 rund 9000 Gespräche bei fast 15 000 Anrufen geführt. Diese hätten im Schnitt 20 Minuten gedauert.
Einsamkeit kann sich der katholischen Leiterin der Telefonseelsorge Saar, Heidrun Mohren-Dörrenbächer, zufolge unterschiedlich zeigen. Ältere Menschen seien etwa körperlich eingeschränkt oder ihre Kinder lebten weit weg. Bei jüngeren Menschen komme es immer wieder vor, dass sie sich zwar in Gruppen bewegten, aber sich in diesen fremd fühlten und damit auch einsam seien.
Die Telefonseelsorge könne eine Begegnung im Augenblick bieten, aber das Grundproblem nicht lösen, sagte Mohren-Dörrenbächer. Interessant sei, dass der Anteil der Männer, die wegen Einsamkeit anrufen, höher sei (42 Prozent) als der Anteil der Männer, die generell anriefen (21 Prozent). Männern falle es möglicherweise schwerer, sich bedürftig zu zeigen. Insbesondere nach Ende des Berufslebens gewinne das Thema Einsamkeit an Bedeutung.
Neben der telefonischen Beratung bietet die Telefonseelsorge Saar auch das persönliche Gespräch sowie Kontakte per Mail und Chat an. Zurzeit arbeiten rund 80 Menschen für die Telefonseelsorge Saar, 13 weitere sind in Ausbildung, mittelfristig nötig seien aber bis zu 30.
Kontakt: www.telefonseelsorge-saar.de,
Tel. (0800) 111 0 111.
