In Hoof zogen Nazi-Parolen kaum

Hoof. "Die NSDAP-Ortsgruppe Niederkirchen im Ostertal": Dieses Thema hat viele Zuhörer ins Hoofer Gemeindehaus gelockt. Der Vorsitzende des Ostertaler Heimat- und Kulturvereins, Hans Kirsch, referierte über dieses brisante Thema. Er rechtfertigte damit, auch nach Jahrzehnten die braune Vergangenheit der Heimat aufzuarbeiten, um Geschehenes ans Licht zu bringen

Hoof. "Die NSDAP-Ortsgruppe Niederkirchen im Ostertal": Dieses Thema hat viele Zuhörer ins Hoofer Gemeindehaus gelockt. Der Vorsitzende des Ostertaler Heimat- und Kulturvereins, Hans Kirsch, referierte über dieses brisante Thema. Er rechtfertigte damit, auch nach Jahrzehnten die braune Vergangenheit der Heimat aufzuarbeiten, um Geschehenes ans Licht zu bringen.Kirsch schilderte, wie er mit Klaus Zimmer im Berliner Bundesarchiv die Entstehung und mitgliedermäßige Zusammensetzung der NSDAP-Ortsgruppe erforscht habe. Die Ortsgruppe der Nazi-Partei sei in Niederkirchen gegründet worden. Bis Januar 1933 hätten sich danach auch in Hoof, Bubach und Selchenbach kleine Ortsgruppen gebildet. Im Frühjahr 1933 hätten sich diese vier dann zu einer größeren Ortsgruppe zusammengeschlossen, die die sieben Gemeinden der damaligen Bürgermeisterei umfasst habe.

Über die Mitgliederzahl sind bisher keinerlei Informationen bekannt gewesen. Die Nachforschungen ergaben: Mindestens 280 Menschen aus dem mittleren Ostertal waren demnach zu Hochzeiten Mitglied, darunter nur zwölf Frauen. Zum Kriegsende seien es noch 218 gewesen.

Den stärksten Andrang nach einem Parteibuch habe es nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 gegeben. Da traten im mittleren Ostertal 88 Bürger ein.

Interessant ist die Altersstruktur: im Durchschnitt betrug sie 27,8 Jahre. Der Anteil junger Parteimitglieder sei im mittleren Ostertal bedeutend höher gewesen als in der Pfalz und im Reich. Mehr als die Hälfte aller Ortsgruppenmitglieder waren laut Kirsch bei ihrem Eintritt 25 Jahre oder jünger. Offenbar habe der Nationalsozialismus auf die Ostertaler Jugend eine besonders große Faszination ausgeübt. Zumindest sei es der Partei gelungen, sich die Erwartungen und Hoffnungen der jungen Generation, deren Zukunftspläne angesichts der Massenarbeitslosigkeit ja ins Leere zu gehen drohten, zu Nutze zu machen. Die über 40-Jährigen stellten nach der Untersuchung in der Ortsgruppe nur eine kleine Minderheit dar.

Bei den Wohnorten der Parteimitglieder stand Niederkirchen mit 88 Mitgliedern an der Spitze vor Osterbrücken mit 39. Die wenigsten kamen aus Bubach mit 24 und Marth (20). Gemessen an der Einwohnerzahl gab es die größte Mitgliederdichte allerdings in Saal mit 10,8 Prozent, gefolgt von Osterbrücken mit 9,4 Prozent. Die geringste Mitgliederdichte wiesen Hoof mit 3,9 Prozent und Marth (fünf Prozent).

Bei der beruflichen Zusammensetzung habe die Untersuchung deutlich gemacht, dass ein Großteil Arbeiter waren. Eine differenzierte Aufarbeitung zeigte jedoch, dass insbesondere die bei einheimischen Betrieben beschäftigten Facharbeiter stärker in der Partei repräsentiert waren als die Industriearbeiter, die offensichtlich deutlich mehr Distanz zur Partei wahrten. red

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