Gräber als Geschichtsbuch der Stadt

St. Ingbert. Bereits seit 2008 wird im St. Ingberter Rathaus an einem Konzept für die künftige Gestaltung der St. Ingberter Friedhöfe gearbeitet. Die Aufgabenstellung ist komplex: Die Regelungen sollen auf allen sechs Friedhöfen in der Mittelstadt gelten, aber auch deren Unterschiedlichkeiten berücksichtigen

 Auch auf dem Alten Friedhof in St. Ingbert findet inzwischen Jahr für Jahr bereits fast die Hälfte der Bestatteten in Urnengräbern die letzte Ruhe. Foto: Becker&Bredel

Auch auf dem Alten Friedhof in St. Ingbert findet inzwischen Jahr für Jahr bereits fast die Hälfte der Bestatteten in Urnengräbern die letzte Ruhe. Foto: Becker&Bredel

St. Ingbert. Bereits seit 2008 wird im St. Ingberter Rathaus an einem Konzept für die künftige Gestaltung der St. Ingberter Friedhöfe gearbeitet. Die Aufgabenstellung ist komplex: Die Regelungen sollen auf allen sechs Friedhöfen in der Mittelstadt gelten, aber auch deren Unterschiedlichkeiten berücksichtigen. Dazu muss ein für Jahre tragfähiges Konzept auch aktuelle Entwicklungen in der Bestattungskultur berücksichtigen, sagt Gerd Lang, der die für das Friedhofswesen in St. Ingbert zuständige Abteilung leitet.

So werden nach Langs Angaben zunehmend "pflegeleichte Bestattungsformen" nachgefragt. "Wir beobachten, dass Angehörige nicht in St. Ingbert leben oder befürchten, sich nicht dauerhaft um die Pflege eines Grabes kümmern zu können." Deshalb gebe es beispielsweise den verstärkten Wunsch nach Rasengräbern. Solche Rasenfelder bestehen bereits seit Längerem auf dem Waldfriedhof, im kommenden Frühjahr soll diese Begräbnisform aber auch in Rohrbach möglich werden. "Im westlichsten Teil der Rohrbacher Friedhofs besteht ein sogenanntes Sanierungsfeld, dort wird das neue Rasenfeld seinen Platz finden."

Wie die jüngsten Statistiken belegen, steigt daneben auf allen St. Ingberter Friedhöfen die Zahl der Urnenbestattungen (siehe Grafik). Lang: "Damit gibt es auch zusätzliche Wünsche nach Urnenwänden oder Urnenstelen. Auch hier wollen wir im Zuge unseres Konzeptes neue Möglichkeiten bieten. Hier sind aber noch Details zu prüfen."

Mit einzelnen Maßnahmen habe die Stadt bereits auf dem Alten Friedhof begonnen, wo seit Jahren darüber diskutiert wird, wie man mit der Vernachlässigung alter Grabstätten und dem gleichzeitigen Wunsch, möglichst viele ehrenwerte und erinnerungsreiche Grabmale zu erhalten, umgehen kann. Hier wurden nach Angaben des Amtsleiters fürs Friedhofswesen bereits einige historische Grabsteine frei gestellt, damit sie wieder in den Blick fallen, zudem sei man auf einigen Grabfeldern der Verbuschung begegnet. Obwohl man hier wie auf allen anderen Friedhöfen auf die öffentlichen Pflegekosten achten müsse, weshalb auf dem Alten Friedhofs derzeit nur Gräber an bestehenden Wegen neu belegt würden, sei dort ebenfalls im kommenden Frühjahr geplant, einen Weg über die ältesten Grabfelder zu erneuern. Alle Veränderungen auf den Friedhöfen sollen im kommenden Jahr auch in den zuständigen städtischen Gremien besprochen werden. Das ist laut Lang alleine deshalb notwendig, weil etwa bei Urnenwänden eine Änderung der für alle Friedhöfe geltenden Satzung erforderlich ist.

Eine Änderung der Friedhofsgebühren ist mit dem neuen Konzept, außer bei grundlegenden Neuerungen, im Übrigen nicht geplant. "Die Friedhofsgebühren hat der Stadtrat ja bereits im vergangenen Jahr angepasst", betont Lang.

Die grundsätzliche Haltung zur künftigen Friedhofsgestaltung unterstreicht unterdessen Martin Ruck. Nach Einschätzung des Baudirektors sind die Begräbnisstätten ein einzigartiges "Geschichtsbuch der Stadt" und auch von hoher sozio-kultureller Bedeutung. Und selbst bei einem sich abzeichnenden Flächenbedarf blieben alle Friedhöfe ein wichtiger Grünflächenraum für die Stadt. Zudem stellt Ruck klar, dass in St. Ingbert auch die christliche Tradition in der Bestattungskultur gewahrt werden soll: "Man muss nicht allen Liberalisierungs- und Individualisierungstendenzen nachgeben."

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