Geschichte soll lebendig bleibenEine Reichsmark und zwei Backsteine

Bildstock. Der Rechtsschutzsaal gilt als das älteste Gewerkschaftsgebäude Deutschlands. Es gibt eine Stiftung, die das Haus verwaltet. Viele Jahre war der Bildstocker Harald Hauch als ehemaliges CDU-Mitglied in dieser Stiftung. Nach dem Aus des Saarbergbaus befürchtet Hauch, dass der Rechtsschutzsaal wieder in Vergessenheit gerät

 Ein Passant hält vor dem Rechtsschutzsaal inne. Archivfoto: Becker&Bredel

Ein Passant hält vor dem Rechtsschutzsaal inne. Archivfoto: Becker&Bredel

Bildstock. Der Rechtsschutzsaal gilt als das älteste Gewerkschaftsgebäude Deutschlands. Es gibt eine Stiftung, die das Haus verwaltet. Viele Jahre war der Bildstocker Harald Hauch als ehemaliges CDU-Mitglied in dieser Stiftung. Nach dem Aus des Saarbergbaus befürchtet Hauch, dass der Rechtsschutzsaal wieder in Vergessenheit gerät. Als langjähriger Gewerkschafter und Betriebsratsvorsitzender der AEG in Saarbrücken wäre das für Hauch, der heute für die Grünen im Stadtrat sitzt, schlimm."Wir können doch stolz darauf sein, dass in Bildstock das Zentrum der Bergarbeiterbewegung und des damaligen Widerstandes gegen die Obrigkeit des preußischen Staates war", so Hauch. Der 74-Jährige will nicht abwarten, bis irgendwer etwas unternimmt. Harald Hauch ergreift jetzt selbst die Initiative. Um der Bedeutung des Gebäudes gerecht zu werden, will Harald Hauch einen Förderkreis zur Erhaltung des Rechtsschutzsaales gründen. Hauch: "Mein Anliegen ist es, das Bewusstsein für das Haus in der Bevölkerung wieder zu erwecken und zu stärken. Eine Vereinigung, die in der Öffentlichkeit steht, kann mit Sicherheit einiges bewegen."

"Einer für alle - Alle für einen", so stand es an der Fassade des Hauses. Viele Bergleute spendeten damals eine Mark oder zwei Backsteine, und das Gebäude wurde errichtet. Für Hauch der Beweis: "Wenn viele etwas wollen, kann die Gemeinschaft es schaffen, große Dinge zu bewegen."

Hauch zitiert aus den Erinnerungen des Bergmannes Johann Meiser aus Holz von 1911: "Und so zogen oder vielmehr pilgerten ortsgruppenweise die Pilger aus jeder Gemeinde, jeder beladen mit zwei oder vier hart gebrannten Backsteinen, die sie mit dem Pickelseil zusammengebunden hatten, den Ecksteinkloben schmauchend oder Befreiungslieder singend dem Bildstock zu."

Harald Hauch ist überzeugt, dass man mit einem Monatsbeitrag von zwei Euro und einer entsprechend hohen Mitgliederzahl viel für den Rechtsschutzsaal machen könnte. "Von dem Geld könnten wir beispielsweise Vitrinen kaufen und im Gebäude eine Heimatecke einrichten."

Infos bei Harald Hauch, Spieser Straße 11, 66299 Friedrichsthal, Telefon (01 60)

8 45 57 66, E-Mail:

gandhi-38@t-online.de

Bildstock. Ursprünglich bestand der Rechtsschutzsaal nur aus einem einzigen riesigen Saal, der auf knapp 500 Quadratmetern mehr als 1000 Menschen aufnehmen konnte.

Forderung an Verwaltung

Aufgrund katastrophaler sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse stellten Bergleute Ende der 1880er Jahre Forderungen an die Grubenverwaltung. Unter anderem wollten sie einen Acht-Stundentag und einen höheren Lohn.

Die Königlich Preußische Bergwerksdirektion lehnte Verhandlungen aber ab.

Deshalb organisierte eine Gruppe um Nikolaus Warken (genannt Eckstein) den ersten Ausstand und beschloss die Gründung eines Rechtsschutzvereins. Die erfolgte im Juli 1889. Schon bald zählte der Verein 10 000 Mitglieder. Der Höchststand waren 20 000. Für den Rechtsschutzsaal, entworfen von Architekt Heinrich Güth, stiftete jedes Mitglied des Rechtsschutzvereins eine Reichsmark und zwei Backsteine. Die Grundsteinlegung war im Mai 1891. Nikolaus Kron, Gastwirt in Bildstock und Kassierer des Vereins, hatte das Grundstück gestiftet. Die Einweihung des Versammlungshauses war im September 1892. Doch schon im Jahr 1893 ging der Rechtsschutzverein in Konkurs. Der Saal wurde an eine Neunkircher Brauerei verkauft. Anfang 1895 erwarb die Königlich Preußische Bergwerksdirektion den Saal.

Später ein Schulhaus

Nach der Jahrhundertwende wurde das Gebäude zu einem Schulhaus umgebaut. 1989 wurde die Stadt Friedrichsthal Eigentümerin. Mitte 1995 wurde der Stiftung Rechtsschutzsaal das Eigentum und die Verwaltung des Baus übertragen. ll

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