Die Puppe Cicindele spielt für Erwachsene

Saarbrücken. Ein merkwürdiges Puppenkind hockt auf einer Bank. Sonst ist die Bühne karg. Es lässt die Beine baumeln, malt mit nackten Füßen Muster auf den Boden. Es wiegt sich, hält sich den Kopf. Als wolle es Geschichten darin festhalten oder lieber nicht herauslassen. Dabei schaut es neugierig, ängstlich, verwundert

Saarbrücken. Ein merkwürdiges Puppenkind hockt auf einer Bank. Sonst ist die Bühne karg. Es lässt die Beine baumeln, malt mit nackten Füßen Muster auf den Boden. Es wiegt sich, hält sich den Kopf. Als wolle es Geschichten darin festhalten oder lieber nicht herauslassen. Dabei schaut es neugierig, ängstlich, verwundert. Mit "Vertige/Schwindel" haben Elodie Brochier und Stefan Scheib am Kontrabass in der zweiten Eigenproduktion des Kleinen Theaters im Rathaus ein eindringliches Stück über die unauslotbare innere Welt des Kindes gezeigt. Elodie Brochier sitzt ganz in Schwarz hinter dem großen Puppenkopf, ihr Körper ist auch der der Puppe Cicindele. Die Figur mit dem Kindergesicht und den unruhigen Händen fasziniert. Immer wieder macht sie die gleichen zaghaften Gesten, von denen nur sie weiß, was sie bedeuten. Scheibs Kontrabass tönt, als lasse man Murmeln in einen tiefen Keller fallen. Verspieltes kippt ins Düstere, die Musik spiegelt innere Kämpfe. Eine eigentliche Handlung gibt es nicht. Nur das Zögern und Zaudern des Puppenmädchens. Tief versunken spielt sie mit Federn und reiht Plastikkäfer in Formation. Brochiers Spiel ohne Worte ist ungeheuer ausdrucksstark. Im gut besuchten Kleinen Theater wird es manchmal so still, dass sich die gespannte Konzentration auf alle überträgt. Kinder sind kaum hier. Die wenigen Kleinen lehnen bald den Kopf an Mamas Schulter. Auch wenn ihnen diese geheimnisvolle, verschlossene Kinderwelt nicht fremd sein mag, fehlt es ihnen wohl an Aktion. Das hintergründige Stück ist eher auf Erwachsene zugeschnitten. rr

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