Der rührend Unperfekte

Saarbrücken. "Weihnachten war ich früher oft ganz allein", erklärte Michael Hirte (Foto: SZ) vor nicht allzu langer Zeit im Interview mit unserer Zeitung. Doch dieses Jahr feiert der Mundharmonika-Spieler nun mit Tausenden von Fans das Fest - und das gleich ein Dutzend Mal

Saarbrücken. "Weihnachten war ich früher oft ganz allein", erklärte Michael Hirte (Foto: SZ) vor nicht allzu langer Zeit im Interview mit unserer Zeitung. Doch dieses Jahr feiert der Mundharmonika-Spieler nun mit Tausenden von Fans das Fest - und das gleich ein Dutzend Mal. Der TV-Sender RTL machte es durch die Kür des Ex-Hartz-IV-Empfängers zum "Supertalent 2008" möglich. Am Dienstag gastierte er auf seiner Weihnachtstour in der Saarlandhalle Saarbrücken.

Bekannte Titel wie "Jingle Bells", "White Christmas" und "Stille Nacht" bildeten einen Schwerpunkt des zweieinhalb-stündigen Programms, das einem Abend unter Freunden ähnelt, bei dem nicht alles perfekt sein muss. Obwohl sich seine musikalischen Fähigkeiten seit seiner Frühjahr-Tour weiter verbessert haben, kamen hin und wieder ein paar falsche Töne aus seinen zahlreichen Mundharmonikas. Immer wieder zog er ein neues Instrument aus seinen Hosentaschen. Doch als er den Titel "You raise me up" anstimmen wollte, bemerkte er plötzlich: "Oh, die habe ich jetzt nicht dabei. Da müssen wir etwas umdisponieren." Aber mit dem erfahrenen Live-Orchester Otti Bauer als Begleitung war dies kein Problem. Während Hirte die richtige Mundharmonika aus seiner Garderobe holte, spielten die Musiker das Virtuosenstück "Csárdás" von Vittorio Monti. Doch diese Unperfektheit gehört bei Hirte einfach dazu: "Bei ihm wirkt nicht alles so einstudiert", stand auch für Petra Seifert aus Merzig fest.

Um so professioneller waren die Auftritte seiner Gäste: Der Tenor Silvio D'Anza und Ronny Weiland, dessen Stimme etwas an Heino erinnerte, sangen solo und von dem Casting-Star begleitet eigene Titel und Hits. Und mit Simone hatte er eine Kollegin dabei, die wie er als Straßenmusikerin angefangen hat. Das Publikum war gerührt.

Erst nach einem 20-minütigen Zugaben-Marathon ("Einen hamm ma noch"), bei dem er auch spontan "Ein bisschen Frieden" und "Mir sin Saarbrigger un spiele Kligger" zum Besten gab, verließ Hirte die Bühne. "Das war Gänsehaut pur", lobte Marion Groß aus Steinbach den Künstler. Für sie und ihre Tochter Michelle stand fest: "Wir bleiben Michael treu."

Im Vergleich zu seinem gut besuchten ersten Gastspiel im März 2009 kamen dieses Mal jedoch deutlich weniger Besucher in die Saarlandhalle. Ob's daran lag, dass die TV-Nation zurzeit schon "Das Supertalent 2009" sucht? Eine der Finalistinnen der Casting-Show saß bei Hirtes Konzert im Publikum: die Sopranistin Vanessa Calcagno aus Saarbrücken. "Wir haben uns zufällig kennen gelernt und sind in Kontakt geblieben", sagte die 24-Jährige.

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