CDU-Fraktion: Längere Grundschule verschieben

Saarbrücken. In CDU und FDP wächst der Widerstand gegen das von der Landesregierung geplante fünfte Grundschuljahr. Peter Strobel, CDU-Fraktionschef im Stadtrat, und sein Kollege Uwe Conradt fordern, die Jamaika-Koalition solle das Projekt zurückstellen und in dieser Legislaturperiode nicht mehr weiterverfolgen

Saarbrücken. In CDU und FDP wächst der Widerstand gegen das von der Landesregierung geplante fünfte Grundschuljahr. Peter Strobel, CDU-Fraktionschef im Stadtrat, und sein Kollege Uwe Conradt fordern, die Jamaika-Koalition solle das Projekt zurückstellen und in dieser Legislaturperiode nicht mehr weiterverfolgen. Erst wenn die Schülerzahlen sinken und die Finanzlage der Stadt wieder besser ist, könne man über das fünfte Grundschuljahr nachdenken. Längeres gemeinsames Lernen sei zwar gut, meinte Strobel. Aber auf die Stadt kämen riesige Kosten zu, wenn das fünfte Grundschuljahr jetzt eingeführt wird. Denn die Stadt müsse dann viele Grundschulen umbauen. Conradt: "Das ist finanziell und organisatorisch gar nicht zu stemmen." Für ihn ist zudem das letzte Kindergartenjahr, in dem künftig Grundschullehrer die Kinder auf die Schule vorbereiten, bereits eine Ausweitung des gemeinsamen Lernens. Für Strobel ist das fünfte Grundschuljahr in seiner Partei nur schwer durchzusetzen: "In weiten Teilen der CDU wird das Projekt abgelehnt." Doch für die Jamaika-Koalition habe man diese Kröte schlucken müssen.Als positives Signal bewertet Strobel aber, dass Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) die längere Grundschule nicht gegen den Willen der Eltern durchsetzen will. Ein Volksbegehren, mit dem eine Initiative in Hamburg eine Schulreform Mitte Juli verhinderte, halten die beiden CDU-Politiker aber nicht für nötig. Strobel wundert sich, dass der Bildungsdezernent Erik Schrader angesichts der drohenden hohen Kosten so ruhig bleibe. Das gelte auch für Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD), die sonst immer kritisiere, wenn der Stadt zusätzliche Kosten aufgebürdet werden. Strobel will nun in einem Antrag für die Stadtratssitzung im September von der Verwaltung wissen, wie hoch sie die Investitionen in die Grundschulen schätzt, die derzeit keinen Platz für die Fünftklässler haben. Der CDU-Fraktionschef will auch wissen, ob der Regionalverband wegen der zu erwartenden Leerstände nach Einführung der Schulreform ein Konzept erarbeitet, um weiterführende Schulen zusammenzulegen und dort Geld zu sparen. Erik Schrader (FDP) gibt zu, dass es riesige Raumprobleme in den Saarbrücker Grundschulen gibt. Nur an ein oder zwei Standorten könnten fünfte Klassen problemlos untergebracht werden. Er forderte die Landesregierung auf, das fünfte Grundschuljahr nicht mit der Brechstange durchzusetzen. Der FDP-Politiker warb dafür, statt des fünften Grundschuljahres zunächst eine Modellschule einzurichten, in der Kinder länger gemeinsam lernen. Schrader warnte aber vor zu großen Experimenten. Dann würden immer mehr Eltern ihre Kinder in Privatschulen schicken.

HintergrundDie Landesregierung will die Grundschulzeit auf fünf Jahre verlängern. Im Schuljahr 2012/13 soll es losgehen. Die Fünftklässler sollen aber zum Teil auch an weiterführenden Schulen unterrichtet werden. Eltern und Lehrerverbände kritisieren die Reform, weil es bundesweit nur im Saarland eine fünfjährige Grundschule gebe. Außerdem fürchten Eltern, dass das Gymnasium auf sieben Jahre verkürzt wird. Bildungsminister Klaus Kessler will das fünfte Grundschuljahr in die Verfassung schreiben lassen. Deshalb braucht die Regierung auch Stimmen von der Opposition. sm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort