Streit um Asylunterkunft in Hayange

Metz · Der Front-National-Bürgermeister der lothringischen Stadt wehrt sich gegen die Wiedereröffnung eines Hotels.

 Im Hôtel Central in der Innenstadt wohnen wieder Asylbewerber. Das hat der Präfekt entschieden. Foto: Le Républicain Lorrain

Im Hôtel Central in der Innenstadt wohnen wieder Asylbewerber. Das hat der Präfekt entschieden. Foto: Le Républicain Lorrain

Foto: Le Républicain Lorrain

Der Bürgermeister der lothringischen Stadt Hayange, Fabien Engelmann, und der Präfekt des Départements Moselle, Emmanuel Berthier, liegen im Clinch. Grund für das öffentliche Zerwürfnis ist der Umgang mit einem Hotel in Hayange, in dem überwiegend Asylbewerber durch den Staat untergebracht werden. Engelmann, der der rechtspopulistisch Partei Front National (FN) angehört, hatte sich immer gegen die Aufnahme zusätzlicher Migranten in der 15 000-Einwohner-Stadt ausgesprochen. Im Juni war das Hôtel Central geschlossen worden, nachdem ein Stadtratsausschuss Sicherheitsmängel aufgezeigt hatte.

Während der Schließung wurden Bauarbeiten vorgenommen und so gab Anfang Januar der übergeordnete Sicherheitsausschuss des Départements Moselle grünes Licht für die Wiederaufnahme des Betriebs. Förmlich sollte diese durch ein Schreiben aus dem Rathaus erfolgen, das die Schließung aufhebt, doch Engelmann ließ sich damit Zeit. Am Mittwoch zeigte Emmanuel Berthier, der Vertreter des französischen Staates im Département, dass ihm der Geduldsfaden gerissen war. Über die Autorität des Bürgermeisters hinweg erlaubte er die Wiedereröffnung des Hôtel Central und ordnete gleich die Unterbringung von knapp 60 Menschen dort an.

Das Machtwort aus Metz will Engelmann nicht hinnehmen. Er erkennt zwar, dass Renovierungsarbeiten gemacht wurden. Dass das Hotel aber bereits jetzt wieder grünes Licht bekam, führt er auf die "Großzügigkeit der Regierung" zurück. "Ich kann nur das schnelle Handeln bedauern, das die Regierung an den Tag legt, wenn es um Asylbewerber geht, während hunderte französische Familien darauf warten, in anständigen Unterkünften untergebracht zu werden", teilte Engelmann in einer Erklärung mit. Er merkte an, dass die Regierung in der Lage sei, finanzielle Mittel bereitzustellen, wenn es darum ginge, den Bedürfnissen der ausländischen Bevölkerung gerecht zu werden. "Ich stelle verbittert fest, dass sie nach wie vor die Interessen von anderen vor unsere eigenen stellt", sagte der Bürgermeister. Er ist der Meinung, dass seine Stadt bereits einiges für die Unterbringung von Ausländern leiste. In der Tat befindet sich in Hayange das Zentrum Adoma, das Flüchtlinge aufnimmt.

Engelmanns Gegner, die sich seit seiner Wahl 2014 im Verein "Hayange en résistance" (Hayange im Widerstand) versammelt haben, kritisieren vor allem den "rassistischen Nährboden", den der Politiker durch diese Polemik düngt. Statt einer Last sei die Rückkehr der Asylbewerber eine "gute Nachricht für das Leben der Innenstadt, die immer mehr verwaist. Die Händler in Hayange dürfen sich auf neue Kunden freuen", erklärte der Verein in einer Mitteilung. Auf nationaler Ebene hat Engelmanns Partei Front National das Thema Asyl und Einwanderung im laufenden Präsidentschafts-Wahlkampf in den Vordergrund gerückt. FN-Spitzenkandidatin Marine Le Pen will die Asylpolitik reformieren und nur Anträgen stattgeben, die bei der französischen Botschaft im Herkunftsland oder in einem Nachbarland gestellt wurden. Doch auch in der Kommunalpolitik in Hayange möchte die Partei neue Themen auf die Agenda setzen. Denn seit Mitte Februar ist bekannt, dass die französische Justiz gegen Engelmann ermittelt. Dabei geht es um Unregelmäßigkeiten bei der Ausschreibung öffentlicher Aufträge.

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