„Die Nachrüstungen reichen nicht aus“

Cattenom · Ein Atom-Experte besucht mit Grünen das Atomkraftwerk Cattenom – und zieht ein ernüchterndes Fazit.

 Atomexperte Dieter Majer Foto: Büro Tressel

Atomexperte Dieter Majer Foto: Büro Tressel

Foto: Büro Tressel

Eine Delegation der Bundestagsfraktion der Grünen hat gestern das grenznahe Atom-Kraftwerk Cattenom besucht. Dabei war der saarländische Bundestagsabgeordnete Markus Tressel, der anschließend von einem "beunruhigenden Besuch" berichtete. "Wir waren zum Beispiel im Brennelemente-Lager. Das Dach ist dort aus Blech. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zum Beispiel ein Flugzeug auffangen würde", sorgte sich Tressel. Das sei im Hinblick auf die Lage des Atomkraftwerks etwa 40 Kilometer vom Luxemburger Flughafen entfernt Besorgnis erregend. Auch der unabhängige Atomexperte Dieter Majer, der der Delegation angehörte, war beim Anblick verschiedener Post-Fukushima-Maßnahmen nicht überzeugt. "Die Nachrüstungen reichen nicht aus, um einen Störfall zu verhindern. Sie können lediglich Auswirkungen bei eingetretenen Störfällen verringern", lautete sein Fazit. Gestern war nicht Majers erster Besuch in Cattenom. Er war schon als Stresstestbeobachter für das Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg in der Anlage. "Dieses Kraftwerk wurde in den 70er Jahren konzipiert. Damals hielt man noch eine Kernschmelze für unmöglich", sagte Majer der SZ. Die Teile der Anlage alterten, und auch dass Sicherheitsvorrichtungen wie Notstromaggregate aufgestockt wurden, reiche im Ernstfall nicht, so der Experte. Nach seiner Einschätzung sei es vor diesem Hintergrund "unseriös", die Laufzeit des AKW über 40 Jahre hinaus zu verlängern. "Man hat uns zwar sehr viel gezeigt, aber auf viele Fragen konnte oder wollte uns der Betreiber keine Antwort geben - wie zum Beispiel zum Thema Hochwasser", berichtete Tressel. Und das, obwohl die Delegation im Voraus eine Liste möglicher Gesprächsthemen geschickt hatte. Als Bundestagsabgeordneter wisse er genau, dass das Saarland allein die Abschaltung von Cattenom nicht bewirken könne, sondern dass Druck aus Berlin gefragt sei. Trotz der Souveränität Frankreichs in dieser Frage "muss sich der Bund ernsthaft um Einflussnahme bemühen. Wir brauchen eine richtige Debatte über die Gefahrenlage", sagte Tressel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort