Frankreich will Verkehrsrecht verschärfen

Metz · Um die Zahl der Unfalltoten zu verringern, hat die französische Regierung unter anderem so genannte Frontal-Blitzer und niedrigere Promillegrenzen angekündigt. Die Regelungen treffen auch deutsche Urlauber.

Frankreichreisende müssen bald mit unfreiwilligen Urlaubsfotos rechnen. Die französische Regierung plant, wie in Deutschland schon üblich, Verkehrssünder künftig auch von vorne zu blitzen. Diese und 25 weitere Maßnahmen für mehr Sicherheit auf Frankreichs Straßen hat Innenminister Bernard Cazeneuve jetzt in Paris vorgestellt. "Vieles davon betrifft auch ausländische Fahrer", erklärt ADAC-Verkehrsexperte Michael Nissen gegenüber der SZ.

Bis wann über die Vorschläge entschieden wird, sei noch nicht bekannt. Ein Teil der Neuregelungen könnte aber schon bis Sommer in Kraft treten. Unter den geplanten Regelungen seien allerdings viele, die man aus Deutschland bereits kenne.

Dazu gehört beispielsweise die geplante Senkung der Promillegrenze für Fahranfänger von derzeit 0,5 auf 0,2 Promille. In Deutschland gilt die noch strengere Null-Promille-Grenze. Ebenfalls bekannt vorkommen dürften deutschen Autofahrern schärfere Sanktionen für Falschparker auf Fahrrad- und Fußwegen. Auch in Deutschland wurden hier die Ordnungsgelder im vergangenen Jahr hoch geschraubt. Weiterhin überlegt die französische Regierung, Fahrer von Motorrädern und Mopeds zur Mitnahme einer Warnweste zu verpflichten. Außerdem plant man, Autofahrern Kopfhörer im Ohr zu verbieten. Freisprechen wird somit deutlich erschwert. Nissen begrüßt die Vorschläge. Vieles hätten sich die Franzosen "von den Nachbarländern abgeguckt".

Auf französischer Seite sieht man die Vorschläge als Fortschritt. "Insgesamt gehen die Maßnahmen in die richtige Richtung", fasst Mario Camiolo zusammen. Camiolo ist Vorsitzender des Zentrums für Verkehrssicherheit in Lothringen (CFMRL) und leitet mehrere Fahrschulen. Ihm gehen manche Vorschläge allerdings nicht weit genug. So solle man beispielsweise das Telefonieren im Auto ganz verbieten.

Im vergangenen Jahr ist in Frankreich die Zahl der Verkehrstoten erstmals seit 12 Jahren wieder leicht angestiegen. 2014 kamen laut Inneministerium frankreichweit 3388 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, 120 mehr als im Jahr zuvor. Auf lange Sicht sieht Camiolo die Entwicklung aber positiv. Als er vor gut 40 Jahren selbst seinen Führerschein gemacht hatte, habe es schließlich noch fünf Mal mehr Tote im Straßenverkehr gegeben als heute. Die von ihm betreute Region Lothringen stehe im nationalen Vergleich gut dar. Insbesondere das an das Saarland angrenzende Département Moselle gehört zu den unfallärmsten des Landes.

Für Camiolo liegt das auch an der guten Arbeit seines Zentrums. "Wir haben einen eigenen Kontrolleur im Département Moselle", unterstreicht er. Zudem gäbe es schon länger Aufklärungs-Aktionen in Diskotheken und seit ungefähr zehn Jahren Schulungen für Senioren sowie Anti-Stress-Kurse gegen Fahrangst. Deutschen Autofahrern empfiehlt er, sich über die anstehenden Regeländerungen rechtzeitig zu informieren. Allgemein empfiehlt er allen zu Gelassenheit beim Autofahren.

Zum Thema:

In Frankreich sollen nach Vorstellung des Innenministeriums Blitzer wie in Deutschland künftig von vorne fotografieren. Die Promillegrenze soll für Fahranfänger von 0,5 auf 0,2 fallen. Für Falschparker auf Radwegen oder Bürgersteigen werden härtere Strafen gefordert. Motorradfahrer sollen immer eine Warnweste mit sich führen und Autofahrer dürfen keine Kopfhörer mehr verwenden. red

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