„Operation Schnecke“ auf der A 4

Saint Avold · Ein 18 Kilometer langer Stau hat sich gestern auf der A 4 und A 320 zwischen Saint Avold und Saarbrücken gebildet. Streikende Lkw-Fahrer blockierten stundenlang die Fahrbahn, ohne dass die Polizei eingriff.

 Französische LKW-Fahrer blockierten gestern die Mautstelle der A 4 im lothringischen St. Avold. Dadurch staute sich der Schwerlastverkehr rund 18 Kilometer zurück. Foto: Becker&Bredel

Französische LKW-Fahrer blockierten gestern die Mautstelle der A 4 im lothringischen St. Avold. Dadurch staute sich der Schwerlastverkehr rund 18 Kilometer zurück. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

"Rien ne va plus": Nichts ging gestern mehr auf der A 4 und A 320 zwischen St. Avold und Saarbrücken. Im Zuge eines Streiks hatten mehrere Dutzend französische Brummifahrer mit Autos und Kleintransportern anderen Kraftfahrern bei St. Avold die Weiterfahrt auf der Autobahn versperrt. Während sich die nach Polizeischätzungen mehr als 500 betroffenen Lkw auf teils bis zu 18 Kilometern stauten, standen teils auch Pkws in einer bis zu zehn Kilometer langen Blechlawine in Richtung Paris. Erst am Nachmittag floss der Verkehr wieder. Nach den massiven Lkw-Blockaden durch die Gewerkschaft CGT und Blockaden durch Busfahrer in der vergangenen Woche, staute es sich hinter der saarländisch-französischen Grenze nun also schon zum dritten Mal binnen kurzer Zeit.

Man habe von saarländischen Spediteuren keinerlei Rückmeldungen erhalten, erklärte gegenüber der SZ Claus-Thomas Bodamer, beim Landesverband Verkehrsgewerbe Saarland (LVS) verantwortlich für den Güterverkehr. Weder zeigte sich Bodamer über vergangene noch über kommende Streiks informiert. "Der weiß nie was", schimpfte der Geschäftsführer der Spedition Helmut Welter. Seine Lkw-Fahrer seien gestern in einer "Operation Schnecke" über die französische Autobahn gekrochen, berichtete er lachend.

Andere nach Frankreich ausliefernde Speditionen wählten Ausweichrouten. In der Spedition Robert Müller in Saarlouis stand der Vertriebschef Fabien Fischer selbst schon auf dem Weg zur Arbeit im Stau. Er habe sofort in seiner Firma angerufen, damit die Lkw-Fahrer eine andere Route wählen konnten. Der gebürtige Franzose Fischer sagte der SZ, er könne seine Landsleute verstehen.

Dem Streikführer Pierre Stoldick von der Gewerkschaft CFDT wiederum taten die deutschen Lkw-Fahrer leid. Er habe "viele deutsche Kollegen gesehen, die hatten teils bis acht Stunden Verspätung". Im ganzen Land streikten derzeit aber nunmal Fahrer von Lastwagen, Bussen und Krankenwagen für mehr Geld. Am heutigen Donnerstag würden Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter weiter verhandeln. Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde man wieder streiken, sagte der Gewerkschaftler Stoldick. Dabei wolle man den Autoverkehr möglichst nicht beeinträchtigen. Schließlich sei die Gewerkschaft "verantwortungsvoll und fortschrittlich". Ein "schwarzer Montag" stehe im Ernstfall bevor mit Blockaden von Großkonzernen und Raffinerien.

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