Adams Rücksichten

Grosbliederstroff · Im Grunde ist Marcel Adam mit Anfang 60 ja noch zu jung für eine Biografie. Doch zusammen mit Thomas Jacob hält der lothringische Liedermacher nun Lebensrückschau. Am Donnerstagabend, 19 Uhr, stellt Marcel Adam sein Buch in Saarlouis vor.

 Marcel Adam – wie man ihn kennt – auf der Bühne. Bevor der Lothringer die Musik zum Brotberuf machte, probierte er vieles aus, war auch mal Model (bei einer Freiluftmodenschau in Saarlouis). Von all dem schreibt er jetzt in seinem Buch „Kleinkunst ist kein Rock 'n' Roll“. Fotos: Laffitau/Adam

Marcel Adam – wie man ihn kennt – auf der Bühne. Bevor der Lothringer die Musik zum Brotberuf machte, probierte er vieles aus, war auch mal Model (bei einer Freiluftmodenschau in Saarlouis). Von all dem schreibt er jetzt in seinem Buch „Kleinkunst ist kein Rock 'n' Roll“. Fotos: Laffitau/Adam

Kann es einen wirklich wundern, dass auf den 136 Hochglanzseiten dieses Buches so oft von Verletzungen, von Empfindsamkeit wie von Empfindlichkeiten die Rede ist? Vom Ärger mit Veranstaltern, die um jeden Cent Gage feilschen, vom Clinch mit sturen Hallenhausmeistern, vom Ausharren auf Familienfeten, wo der Sänger für acht gebucht war, und um elf endlich anfangen darf. Nein, das kann einen nicht wundern. Denn ohne das feine Sensorium all dies auch in seinen (unfreiwillig) komischen Momenten intensiv wahrzunehmen, wäre Marcel Adam nicht der, der er ist. Der Lothringer könnte niemals solche Lieder schreiben wie das von "Dona Gabriella", der schönen und guten Seele des Dorfes, bei der auch der Sonderling Halt, der Junge mit der Gitarre eine Schulter zum Anlehnen findet; eines von Marcel Adams eindrücklichsten Liedern.

In Französisch, in Deutsch, vor allem aber in seinem Lothringer Platt singt der 63-Jährige, in dieser Sprache, die einen dies- wie jenseits der Grenze wie eine Decke warm einhüllt, Heimat zum Klingen bringt. Adam ist gleichermaßen Chansonnier und Liedermacher, amalgamiert deutsche und französische Kultur, wobei er sein äußerst treues Publikum meist auf dieser Seite der Grenze findet. Seit über 30 Jahren macht Adam, direkt an der Grenze in Grosbliederstroff daheim, das, was man im Deutschen Kleinkunst nennt. Dabei ist genau das ein Riesending, in kleinen Sälen zu spielen, hautnah dran am Publikum, ohne große Technik, die einen stützt.

Nach Anfangsjahren im Duo mit Wolfgang Winkler hat Adam, der früher auch Werbung machte, DJ war und Model und noch diverse Tätigkeiten mehr vorzuweisen hat, die Kleinkunst zum Brotberuf gemacht. Seit 1996 tourt er nun meist solo durch die Säle der Region, war im Rundfunk auch schon als schlagfertiger Franzose "Schompierre" auf Sendung, und hat, musikalisch weithin Autodidakt, qualitätsversessen mit Spitzenmusikern aus der Region acht CDs aufgenommen; eine starke Kollektion.

Wer all dies addiert, sieht: Dieser Adam - übrigens fern von Rente-mit-65-Absichten - hat einiges zu erzählen. Thomas Jacob, sein Freund und hauptberuflich Amtsleiter bei der Stadt Saarlouis (Hauptamt und Wirtschaftsförderung), hat das zusammen mit dem Liedermacher aufgeschrieben. So wie es für Adam passt, in Deutsch und in Französisch - und in jenem charmanten Ton des Lothringers, als plaudere der mal eben so über sein Leben. Erfrischend direkt wirkt das, aber auch so episodenhaft, dass man Mühe hat, den roten Faden der Biografie auszumachen. Eher sind es denn Eindrücke, Momentaufnahmen aus dem Leben dieses ganz besonderen Lothringers. Seine zahlreichen Fans wird das kaum stören, sie kennen ihren Adam ja, lieben ihn wie ein Familienmitglied. Alle anderen aber führt es vor, wie schwer es ist, Menschen gut zu unterhalten - oder wie es im französischen Untertitel des Buches heißt: "c'est dur la culture".

"Kleinkunst ist kein Rock 'n' Roll": Marcel Adam/Thomas Jacob, 136 Seiten mit CD, Best Off Verlag, 20 Euro.

Buchvorstellung: heute, 30. April, 19 Uhr, bei Pieper Bücher in Saarlouis, Großer Markt.

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