Spannendes zum Thema Glas

Ludweiler · Pressglas war das Kristall des kleinen Mannes. Das Glas- und Heimatmuseum Warndt dokumentiert die Geschichte saarländischer Glasproduktion. Zu Ostern gab es Tage der offenen Tür im alten Bürgermeisteramt in Ludweiler.

 Führung mit Maria Valentin beim Tag der offenen Tür im Glasmuseum. Foto: Jenal

Führung mit Maria Valentin beim Tag der offenen Tür im Glasmuseum. Foto: Jenal

Foto: Jenal

"So viel Glas! Wunderschön! Danke!", schreiben Brigitte und Heinz ins Gästebuch. "Tolles Glasmuseum, weitermachen!", steht dort und "Wir sind begeistert". Am Ostersonntag kamen rund 50 Besucher aus drei Generationen ins Glas- und Heimatmuseum Warndt. Im alten Ludweiler Bürgermeisteramt, in altehrwürdigen Räumen, zeigt und erzählt ein Ehepaar, mittlerweile im Rentneralter, mit viel Herzblut Spannendes zum Thema Glas. "Mir machen die Führungen viel Spaß, besonders, wenn Kinder dabei sind", sagt Maria Valentin. Ehemann Burkhardt Valentin, Leiter des Museums, ergänzt: "Wir machen es gerne und freuen uns, wenn sich die Leute interessieren."

Wie viel die Valentins dem Thema abgewinnen, ist erstaunlich. "Wussten Sie, dass viele Warndtgemeinden im Zuge der Glasproduktion ab 1616 entstanden sind? Die Grafen von Saarbrücken haben sich die wirtschaftliche Bedeutung der Glasmacherei zu Nutze gemacht", sagt Valentin. Der Wald als Heizquelle, der Buntsandstein als Rohstoff - die kundigen Handwerker holte sich die Grafschaft aus Lothringen , dem Bitscher Land, der Pfalz. Und das waren kreative Burschen, die mit Sand, Pottasche, Kalk, Feldspat, Eisen, Kobaltblau, Metalloxiden und Ziselierkunst die herrlich sten Pressgläser herstellten. Puderdosen, Bürstenschalen, Sahnegießer, Schnapsstamperl, Weinkelche, Bierkrüge oder die Zuckerschale Augusta kann man in den Vitrinen des Glasmuseums bestaunen, in intensiven Farbtönen. "Dafür waren die Gemengemacher verantwortlich, die ihre Rezeptbücher hüteten wie ein Staatsgeheimnis", erklärt Maria Valentin. Sogar gemahlene Schafsknochen mischten die Glasbläser ins weiße Opalinglas "und erzeugten damit die Illusion, man halte chinesisches Porzellan in der Hand".

Dann zeigen die Valentins einen Film von den Anfängen der industriellen Glasproduktion bis zu heutigen Fabriken im benachbarten Lothringen . Das Museum verfügt auch über eine umfangreiche Fachbibliothek.

Sehenswert das erste Stockwerk des alten Bürgermeisteramtes, mit liebevoll nachgestellten Tischkulturen vergangener Zeiten - der deutsche Stammtisch, der frankophile Hochzeitstisch, Wickel- und Waschtische, die Vorratskammer mit dickwandigen Glasbehältern, die Gartenlaube mit handfesten Literkrügen. "Toll gemacht", resümiert Besucherin Lena Schmidtbauer.

Und weil das so ist, hält ein Kreis von zirka 15 ehrenamtlichen Helfern auch nach dem Wegfall der vom Bund finanzierten Bürgerarbeit (die SZ berichtete) das Glasmuseum Warndt weiter offen, samstags und sonntags jeweils von 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt kostet zwei, ermäßigt einen Euro. Besondere Gruppenführungen können vereinbart werden, unter www.heimatkundlicher-verein-warndt.de . "Ein besonderes Ereignis bieten wir unseren Besuchern am Internationalen Museumstag am 17. Mai. Dann ist der Eintritt frei, und um 17 Uhr singt Doc Schaefer vertonte Texte von Robert Gernhardt ", kündigt Burkhardt Valentin an.

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