Barockes Kleinod im Hochwald

Nunkirchen · Sie wurden während verschiedener Epochen gebaut, heute erfüllen sie ganz unterschiedliche Zwecke: Im Landkreis Merzig-Wadern gibt es einige Schlösser, jedes mit einer einzigartigen Geschichte. In einer SZ-Serie werden sie vorgestellt. Heute: Schloss Münchweiler in Nunkirchen.

Tritt man durch das Portal in den Vorhof von Schloss Münchweiler, begibt man sich auf eine Zeitreise zurück in eine längst vergangene Zeit. Verwunschen liegt es da, das Barockschloss der Familie von Hagke - umgeben von Grün mitten im Naturpark Saar-Hunsrück.

Dass das Schloss schon 261 Jahre auf dem Dach hat und bereits die achte Generation der Familie von Hagke beherbergt, mag man ihm auf den ersten Blick nicht ansehen. Schließlich wurde es seit 1997 mit Unterstützung von Bund, Land und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz grundsaniert. Zwei Drittel des Schlosses sind bereits restauriert.

Bei der Restaurierung habe man versucht, die Räume so zu rekonstruieren, wie sie ursprünglich waren. "Die Grundstruktur blieb dabei erhalten. Außerdem haben wir die Wände farblich so gestaltet, wie sie hätten gewesen sein können. Wir haben also Farben benutzt, wie sie damals möglich waren", erklärt Philip-Constantin von Hagke, der jüngste Sohn der Familie und Geschäftsführer des Unternehmens bei einer Führung durch das Schloss. Auch der 500 Jahre alten Barock-Eichentreppe hinter dem großen Hauptportal - das Herzstück des Schlosses - wurde zwei Jahre lang zum alten Glanz verholfen. Im gesamten Saarland sei diese denkmalgerecht sanierte Treppe einzigartig, versichert von Hagke. Der Stuck, der die 50 Zimmer ziert, genauso wie ein Teil des Parkettbodens, ist noch im Originalzustand erhalten. Eine Augenweide, auf die Philip-Constantin von Hagke besonders stolz ist, ist der blaue Salon im Nordflügel. "Hier haben wir dieselben Türschnitzungen, die auch in den Prunkräumen am Kaiserhof in Wien zu finden sind. Daran sieht man, wie einflussreich doch diese Familie gewesen sein muss." Heute ist nur noch die erste Etage des Haupthauses, der so genannte "Corps-de-Logis", und der Parkflügel des Schlosses von der Familie bewohnt.

Das Erdgeschoss des Haupthauses sowie der erste Stock des Nordflügels - die Beletage - sind für Festlichkeiten vorgesehen. Seit 2010 kann in Schloss Münchweiler geheiratet werden. Die Stadt Wadern hat seitdem ein in rosa gehaltenes Trauzimmer. "Die Idee hatte Jochen Kuttler, der Ortsvorsteher von Nunkirchen. Seitdem ist das hier keine regionale Angelegenheit, hier feiern Menschen aus der ganzen Welt ihre Hochzeit", erzählt von Hagke, der die Planung der Hochzeiten zu seinem Beruf gemacht hat. Nach seinem Politik- und Anglistik-Studium hat er vor sechs Jahren die Geschäftsführung übernommen. "Meine Eltern haben mir immer die Freiheit gegeben, meinen eigenen Weg zu gehen. Vielleicht habe ich mich gerade deswegen dazu entschieden, mich hier zu verwirklichen." Allein im letzten Jahr hat Philip-Constantin von Hagke 60 Hochzeiten organisiert. Dabei ist keine wie die andere, wie er versichert: "Wir machen keine Fließbandhochzeiten, sondern legen großen Wert auf Individualität." So habe der 32-Jährige unter anderem bereits Hochzeiten mit dem Thema Hawaii oder Gothik veranstaltet. "Außerdem bieten wir auch eine Außentrauung am Springbrunnen an. Das ist wie in Hollywood, total romantisch. Da bleibt kein Auge trocken", schwärmt der Geschäftsführer. Dabei sei eine Hochzeit auf Schloss Münchweiler für jeden erschwinglich: "Exklusiv muss nicht immer teuer sein", sagt Philip Constantin von Hagke. Zwischen 80 und 130 Euro pro Kopf lägen die Preise. Will man auf Schloss Münchweiler an seinem Wunschtermin heiraten, so sollte man etwa ein Jahr vorher reservieren, wie von Hagke empfiehlt.

Damit der schönste Tag im Leben nicht von unpassendem Wetter getrübt wird, erstellt Philip-Constantin von Hagke für jede Hochzeit drei Konzepte: "Es gibt ein Konzept zum Draußenfeiern bei Topwetter, eines, wenn's draußen zu heiß ist und eines für den Fall, dass es regnet." Und auch die Möglichkeit der Übernachtung im schlosseigenen Hotel besteht. Dieses hält elf Doppelzimmer und drei Suiten bereit - ob darin genächtigt wird, steht dem Brautpaar und den Gästen frei. "Bis zu drei Monate vor der Hochzeit werden für die Hochzeitsgäste sämtliche Zimmer geblockt", sagt von Hagke. Seit fünf Jahren vermietet das Schloss zudem Räumlichkeiten an einen externen Anbieter für Wellness und Kosmetik. Wer nach einer ausgelassenen Feier Entspannung braucht, dem wird also auch hier geholfen.

Noch vor dem Hochzeitsgeschäft hat sich Philip-Constantin von Hagke ein erstes Standbein geschaffen. Seit 2007 betreibt er mit acht Mitarbeitern ein Café im früheren Teesalon seiner Urgroßtante, Baronin Olga von Zandt. In der gemütlichen Stube mit Original-Kachelofen gibt es hausgemachte Kuchen. "Wir lassen uns immer wieder neue Kreationen einfallen. So gibt es bei uns die Hochwälder Kirschtorte oder Knusperapfel", sagt der 32-Jährige. Dabei würden immer nur saisonale Früchte verarbeitet: "Im Dezember gibt es bei uns keine Erdbeeren." Und auch ein nächstes Projekt ist bereits in Planung: die Restaurierung der Schlosskapelle. "Bis Ende 2014 soll sie fertig sein. Dann kann man hier auch kirchlich heiraten", freut sich von Hagke. Außerdem wolle man die Kapelle auch wieder ins Gemeinschaftsleben einbinden, wie der Geschäftsführer erklärt. "Dann soll es hier an Feiertagen auch wieder Gottesdienste geben."

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GeschichteFranz Georg Zandt von Merl ließ 1752 das Barockschloss errichten. Mit der Französischen Revolution und der Besetzung muss die Familie das Schloss an die Franzosen abgegeben. Erst 1801 kann sie es den Franzosen wieder abkaufen. 1886 erfolgen nach 100-jähriger Pause die letzten Erweiterungen im Norden und im südlichen Parkflügel. 1997 beginnt die achte Generation der Familie mit einer zehnjährigen Grundsanierung. 1999/2000 entsteht im südlichen Wirtschaftstrakt das Hotel. 2007 wird das Café eröffnet. Seit 2010 beherbergt das Schloss ein Trauzimmer der Stadt Wadern. bla

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