„Kein Leben wie im Disneyfilm“

Auch im Saarland ist der Erhalt von historischen Gebäuden kein Zuckerschlecken. Seit acht Generationen lebt die Familie von Philip-Constantin von Hagke in dem 1750 errichteten Schloss Münchweiler in Wadern-Nunkirchen. Mit ihm sprach SZ-Redakteur Florian Rech.

 Das 1750 errichtete Schloss Münchweiler in Wadern-Nunkirchen ist seit acht Generationen in Familienbesitz. Foto: Rolf Ruppenthal

Das 1750 errichtete Schloss Münchweiler in Wadern-Nunkirchen ist seit acht Generationen in Familienbesitz. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Herr von Hagke, ist das Schloss Münchweiler der Stolz Ihrer Familie oder eher eine Bürde?

Von Hagke: Beides. Es ist schön, in einem Gebäude leben zu können, in dem die Geschichte der Familie so greifbar ist. Man kann hier die eigene Historie besser nachvollziehen. Das ist sehr schön und gibt einem Halt. Alle entscheidenden Abschnitte im Familienleben stehen in Verbindung mit dem Schloss. Erinnerung an frühere Zeiten sind eng an das Gebäude geknüpft.

Und die Nachteile?

Von Hagke: Das Haus wurde natürlich unter ganz anderen finanziellen Voraussetzungen gebaut, als sie heute vorhanden sind. Das Leben hier bringt auch große Pflichten mit sich. Es ist kein glorreiches Leben wie in einem Disneyfilm.

Wie lebt es sich denn in einem Barockschloss?

Von Hagke: Das Leben hier ist nicht dasselbe wie in einem modernen Eigenheim. Im Winter wird es schon mal richtig kalt. Auch ist es schwierig, eine schnelle Internetverbindung mit Wlan einzurichten. Die Pflege des Schlosses ist sehr zeitaufwendig. Wir leben auf 2500 Quadratmetern Fläche. Für vier Personen ziemlich überdimensioniert. Das ganze Gebäude muss von uns auf höchstem Niveau gereinigt und gepflegt werden. Im Winter haben wir eine Woche, in der wir nur Kronleuchter reinigen. Auch sind wir örtlich gebunden. Es wäre unrealistisch zu versuchen, das Gebäude aus der Distanz zu pflegen. Auf der anderen Seite können wir uns im Schloss Sehnsüchte erfüllen, die für andere nur mit großem Aufwand möglich wären.

Was kostet die Erhaltung des Schlosses?

Von Hagke: Über die finanziellen Aspekte möchte ich ungern sprechen. Aber mein Vater sagt immer: ‚Früher hat sich die Familie ein Schloss geleistet. Heute leistet sich das Schloss eine Familie.' Um das Gebäude zu finanzieren, bieten wir standesamtliche Hochzeiten an. Wir betreiben ein Hotel mit 14 Doppelzimmern und ein Café für Gäste aus der Region. Das Geschäft entwickelt sich sehr positiv. Und ich bin zuversichtlich, dass der Betrieb auf Dauer die Kosten des Schlosses decken kann.

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