Bahn nennt Gründe für Brücken-Rückbau

Homburg. "Die Stahlbrücke muss zurückgebaut werden, damit Deutschland seine Verpflichtungen aus dem deutsch-französischen Vertrag von La Rochelle von 1992 erfüllen kann und die Strecke auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern ertüchtigt werden kann

 In Sachen Glantalbahn führt für Homburg, so scheint es derzeit zumindest, der Weg nach Nirgendwo. Foto: Thorsten Wolf

In Sachen Glantalbahn führt für Homburg, so scheint es derzeit zumindest, der Weg nach Nirgendwo. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. "Die Stahlbrücke muss zurückgebaut werden, damit Deutschland seine Verpflichtungen aus dem deutsch-französischen Vertrag von La Rochelle von 1992 erfüllen kann und die Strecke auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern ertüchtigt werden kann." So lautet auf Nachfrage unserer Zeitung die Begründung der Bahn AG zur geplanten Schließung und Verfüllung einer ICE-Trassenbrücke über die Glantalbahn bei Bruchhof. Dabei kein Wort von der Absicht, mit dem Verfüllen 400 000 Euro bei der Sanierung des Bauwerkes einzusparen (wir berichteten ausführlich).Die Schließung würde wohl das Ende der Homburger Idee bedeuten, einen zweiten Autobahnanschluss an die A 6 im Osten über die Trasse der Glantalbahn zu verwirklichen. Denn: Mit dem Ende der Brückendurchfahrt wäre eine Anbindung des Zubringers an die Kaiserslauterer Straße unmöglich, das verkehrliche Entlastungskonzept nicht mehr umsetzbar. Gefragt, ob die geplante Maßnahme nicht dem Denkmalschutz entgegenstehe - immerhin ist die Gleislinie seit einigen Monaten Baudenkmal - lässt die Antwort aus Frankfurt auf wenig Verhandlungsspielraum schließen: "Die Brücke wurde als nicht schützenswert eingestuft, da sie nur noch in Teilen aus der Erbauungszeit der Glantalbahn stammt. Die baulichen Veränderungen an ihr sind so groß, dass kein Denkmalwert gegeben ist." Dies hört sich wenig verhandelbar an. Aber auch ein bisschen sachunkundig. Denn: Nicht der Erhalt der Brücke als Baudenkmal ist für Homburg entscheidend, sondern das Beibehalten des Durchgangs. Dass sich der zuständige Pressesprecher gleich noch ausbittet, im Zuge dieser Information nicht öffentlich mit Namen genannt zu werden, mutet zudem seltsam an.

Und es passt in das Bild, das die Bahn AG zumindest bei drei Fraktionsvorsitzenden im Homburger Stadtrat mit ihrer Entscheidung hinterlässt. Christian Gläser (CDU), Hans Felden (SPD) und Axel Ulmcke (FWG, alle Fotos: SZ) verdeutlichten, was sie von den Plänen der Bahn AG halten. "Ich sehe einen öffentlichen Auftrag der Bahn. Die Bahn kann nicht so tun, als wäre sie nur ein privates Shareholder-Value-Unternehmen, das schaut, wie es am billigsten baut", machte Christian Gläser seinem Ärger Luft. "Ich finde, dass das Verhalten der Bahn als ehemaliger Staatsbetrieb in diesem Zusammenhang starker Tobak ist."

Nicht weniger deutlich wurde Hans Felden: "Hier wird, aus meiner Sicht, öffentliches Gut missbraucht, um eine Streckenvariante, die für die Stadt zuträglich sein könnte, zu verhindern." Und Felden wurde sarkastisch: "Wenn ich die Routenführung über die Glantalbahn nicht will, dann erkläre ich eben die Glantalbahn zum Baudenkmal oder verfülle irgendeine Bahnbrücke." Sein Standpunkt: Die Möglichkeit, den Zubringer bis Bruchhof zu realisieren, muss bleiben.

Und Axel Ulmcke? Der sieht es so: "Man muss in dieser Angelegenheit miteinander sprechen. Sofern wir jemanden finden, der mit uns sprechen will." Und er sieht Berlin und den dort aktiven saarländischen Bundestagsabgeordneten in der Pflicht, hier Einfluss zu nehmen.

Mehr als eine Randnotiz: Von einer Option Homburgs, die von einer DB-Tochter angekündigten 400 000 Euro Mehrkosten für ein Offenhalten der Bahnbrücke zu übernehmen, weiß man in Frankfurt nichts: "Ein Angebot einer 'Kostenübernahme durch die Stadt Homburg' ist der DB nicht bekannt."

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