Für einen Tag in der Männerdomäne
Rohrbach. Wo gefräst, gehämmert und gemeißelt wird, dort sind meistens Männer am Werk. Doch das soll sich ändern. Mädchen der achten Klasse werden deshalb zum bundesweiten Girls-Day eingeladen. An diesem Tag können sie hinter die Kulissen typischer Männerberufe blicken. Am gestrigen Donnerstag war es mit knapp einmonatiger Verspätung auch in St. Ingbert soweit
Rohrbach. Wo gefräst, gehämmert und gemeißelt wird, dort sind meistens Männer am Werk. Doch das soll sich ändern. Mädchen der achten Klasse werden deshalb zum bundesweiten Girls-Day eingeladen. An diesem Tag können sie hinter die Kulissen typischer Männerberufe blicken. Am gestrigen Donnerstag war es mit knapp einmonatiger Verspätung auch in St. Ingbert soweit.Dass der Girls-Day nicht wie allgemein üblich schon am 14. April stattfand, hat Gründe: Die Stadt kooperiert am Girls-Day traditionell mit der Firma Festo. Dort fanden Mitte April jedoch Prüfungen statt.
Jetzt aber war die Werkstatt in der Hand der 13- bis 14-jährigen Mädchen. Die 33 Teilnehmerinnen teilten sich zunächst in drei Gruppen auf, wobei eine Gruppe Spannungen im Elektrobereich prüfte, eine zweite im Logistikbereich tätig wurde und die dritte in einer Abteilung Metall verarbeitete. Unter Aufsicht zahlreicher Auszubildender, die allesamt am Ende des ersten Lehrjahres stehen, produzierten die Metallerinnen auf Zeit einen Handysessel. Und das funktionierte ganz gut, wie Azubi Marvin Nachtwey feststellte: "Es geht zwar alles etwas zögerlich vonstatten, aber die Mädchen sind engagiert und lernwillig. Die meisten machen so etwas zum ersten Mal. Wir sind ja selbst noch nicht so lange dabei."
So wie Carolin Fuhrmeister. "Trotzdem wissen wir genau, was zu tun ist", berichtet die 13-Jährige, die in die achte Klasse der Albertus-Magnus-Realschule geht. Ihre Klassenkameradin Chiara Braun könnte sich sogar durchaus vorstellen, dass der Besuch in einem metallverarbeitenden Betrieb nicht ihr letzter war. Das wird Jürgen Schwehm mit Freude zur Kenntnis nehmen. Der 49-Jährige ist bei Festo für die Grundausbildung im Metallbereich zuständig. Gerne würde er mehr Mädchen schulen, deshalb ist für ihn der Girls-Day so wertvoll. "In diesem ersten Lehrjahr bilde ich nur Jungs aus. Das ist schade. Ich würde mir eine Mischung aus Jungen und Mädchen wünschen."
115 junge Menschen bildet das Unternehmen momentan aus, darunter befinden sich nur zehn Mädchen. "Die gehen meistens in den kaufmännischen Bereich, nicht in den gewerblichen", sagt Jürgen Schwehm, der seit 34 Jahren für Festo arbeitet. Einige Mädchen, die am Girls-Day bei Festo hineinschnupperten, kamen nach der Schule tatsächlich noch einmal zur Firma zurück, um sich ausbilden zu lassen.
Die Frauenbeauftragte der Stadt St. Ingbert, Susanne Jung, fasst derweil schon einen ganz anderen Tag ins Auge. "Ein Boys-Day wäre doch mal interessant. Dann könnten die Jungen zum Beispiel den Erzieherinnen im Kindergarten über die Schulter schauen." obe