Auf den letzten Drücker zum Sieg"Auf dem Rad wusste ich, dass ich es aufs Treppchen schaffen kann"

Merzig. Micha Zimmer wirft noch einmal einen Blick über die rechte Schulter, aber da ist niemand mehr, der ihn gefährden kann. Der Triathlet läuft durch den Zieleinlauf, vorbei an den Fans, und lässt sich dann nach 56,56 Minuten hinter der Linie fallen

 Tolle Unterstützung: Die Zuschauer ließen sich viel einfallen, um die Hobby-Triathleten auf ihrem Weg anzufeuern. Mit dabei auch Olympiasieger Jan Frodeno (mit dem Mikrofon).Foto: Rolf Ruppenthal

Tolle Unterstützung: Die Zuschauer ließen sich viel einfallen, um die Hobby-Triathleten auf ihrem Weg anzufeuern. Mit dabei auch Olympiasieger Jan Frodeno (mit dem Mikrofon).Foto: Rolf Ruppenthal

Merzig. Micha Zimmer wirft noch einmal einen Blick über die rechte Schulter, aber da ist niemand mehr, der ihn gefährden kann. Der Triathlet läuft durch den Zieleinlauf, vorbei an den Fans, und lässt sich dann nach 56,56 Minuten hinter der Linie fallen. Erst mal durchatmen, denn er hat es geschafft: Bei den deutschen Triathlon-Meisterschaften in Merzig wurde Micha Zimmer am Samstag bei den Junioren Vizemeister.

"Auf dem Rad wusste ich, dass es geht, dass ich es aufs Treppchen schaffen kann", sagt er, nachdem er sich wieder etwas gefangen hat. "Das ist einfach unglaublich. Mein erster Wettkampf in dieser Saison ging noch voll in die Hose, in München und Braunschweig habe ich mich auf den dritten und zweiten Platz hochgearbeitet, und jetzt das." Der größte Erfolg für seinen Verein Tri-Sport Saar Hochwald bei den deutschen Meisterschaften. Die restlichen Starter können keine Medaille mitnehmen. Lea Mergener (B-Jugend) wird 20. (36,05), Alexander Sutchet, ebenfalls aus der B-Jugend, 22. (32,55). Besser schlagen sich in der A-Jugend Leon Kiefer, der als Zehnter (57,53) seinen Wettkampf beendet und Tim Mergener, der als Fünfter (57,19) nur knapp das Treppchen verpasst. Mergener bleibt bis zur zweiten Wechselzone in der fünfköpfigen Spitzengruppe, geht aber als Letzter auf die Laufstrecke und kann sich dort auch nicht mehr nach vorne kämpfen. cjo

Merzig. Frederic Beck hat als Sieger schon vor etwa vier Minuten die Ziellinie überquert, da tauchen erst die vier hellgrün gekleideten Triathleten hinter der Kurve im Zieleinlauf auf. Sie laufen nebeneinander, sind in der gleichen Farbe unterwegs wie die Saarländer, die am Vortag bei den deutschen Triathlon-Meisterschaften der Jugend und Junioren angetreten waren. Das Team "Heisel am Kreisel" startet am Sonntag beim Jedermann-Triathlon in Merzig außer Konkurrenz, denn im Vierergespann kämpft nicht jeder für sich. Nein, hier schwimmen, radeln und laufen alle gemeinsam.

"Wir wollen zeigen, dass man beim Triathlon auch einen Teamgedanken haben kann", erklärt Gerd Heisel, der zusammen mit seinem Sohn Philippe sowie mit Moritz Zimmer und Philipp Klesen antritt. "Es war eine tolle Geschichte. Wir glauben auch, dass Team-Triathlon eine Zukunft hat", ist Gerd Heisel überzeugt. Und dass sie erst einige Minuten hinter dem Jedermann-Sieger Frederic Beck (35,36 Minuten) nach 400 Metern Schwimmen, zehn Kilometern Radfahren und 2,5 Kilometern Laufen ins Ziel kommen, hat auch einen bestimmten Grund, wie Heisel lachend zugibt: "Die anderen drei waren gestern noch auf der Athleten-Party, das hat man leider gemerkt. Normal sind die alle schneller als ich, heute wäre ich aber der Schnellste gewesen."

Der Gesamt-Schnellste Frederic Beck kommt aus Saint Avold. "Normalerweise bin ich eine längere Distanz gewohnt", erzählt der 40-jährige Franzose, der vor allem beim Radfahren alles aus sich herausholt. "Ich liebe die Radstrecke, die ist hier sehr flach und man kann schnell fahren", schwärmt der Sieger.

Im Sprint-Feld über 750 Meter Schwimmen durch die Saar, 20 Kilometer auf dem Rad und fünf Kilometer auf der Laufstrecke gewinnt Jonathan Marx (Tri-Sport Saar-Hochwald, 1.00,35 Stunden). vor Thomas Schütz (ebenfalls Tri-Sport, 1.02,58). "Ich wollte unter einer Stunde laufen, das war vielleicht ein bisschen hochgegriffen", meint der Zweite völlig außer Puste. Dennoch ist er zufrieden, vor 123 weiteren Triathleten ins Ziel gekommen zu sein.

Noch mehr Sportler tummelten sich bereits am Samstag auf den Strecken - da waren es nämlich 144. Allerdings starten sie nicht allein, sondern in Staffeln. 48 Teams nahmen am Wettkampf "Olympiasieger-Besieger" (OSB) teil. Jan Frodeno forderte mit seiner "Unser Ding"-Auswahl (Daniel Franzen, Alex Mehl und Josi Lundström) 47 Staffeln heraus. 33 Herausforderer schaffen es, schlugen die Frodeno-Mannschaft und wurden "Olympiasieger-Besieger". Darunter auch als 21. das Team "BBI", in dem auch Profischwimmer Lucien Haßdenteufel startete, und erwartungsgemäß als erster Schwimmer aus dem Wasser stolperte. "Als Saisoneinstieg zum Spaß kann man das schon mal machen", grinste er.

Die besten Herausforderer gewinnen aber - auch wenn es paradox klingt - auf den letzten Drücker. Mit ihrer Zeit von 33,02 Minuten sind sie die schnellsten Herausforderer, allerdings haben sie sich erst auf den letzten Drücker für den Wettkampf angemeldet, daher auch ihr Name "Die letzten Anmelder". "Mein Mann Patrick und ich kommen aus Frankfurt und haben erst heute Morgen beschlossen, nach Saarbrücken zu fahren", erklärt die Läuferin Alexandra Behrens.

Und ähnlich wie beim Jedermann-Team "Heisel am Kreisel" überwiegt auch bei den OSB-Siegern der Teamgedanke. Denn das Ehepaar Behrens reist ohne Schwimmer an, doch der B-Jugend-Triathlet Marcel Koltes springt spontan ein. "Sie sind angekommen und haben noch einen Schwimmer gesucht", meint er, "ich habe mir gedacht, es ist ja nur Schwimmen. Da wollte ich ihnen gerne helfen". "Die anderen drei waren gestern noch auf der Athleten-Party, das hat man leider gemerkt."

Gerd Heisel über seine Teamkollegen, die normalerweise schneller als er sind

 Micha Zimmer jubelt über Platz zwei beim Heimspiel. Foto: Thiel

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