Tag der Patientensicherheit Saarländer vertrauen ihrem Arzt, aber wünschen sich mehr Zeit

Saarbrücken · Eine IKK-Umfrage unter 5000 Saarländern zum „Tag der Patientensicherheit“ zeigt, dass fast die Hälfte beim Arztbesuch nicht alles versteht.

 Der Großteil der Patienten im Saarland hat ein ein vertrauensvolles Verhältnis mit dem Arzt. 80 Prozent von 5000 befragten Patienten gaben an, mit ihrem Arzt offen und ehrlich über ihre Sorgen und Ängste zu reden.

Der Großteil der Patienten im Saarland hat ein ein vertrauensvolles Verhältnis mit dem Arzt. 80 Prozent von 5000 befragten Patienten gaben an, mit ihrem Arzt offen und ehrlich über ihre Sorgen und Ängste zu reden.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Jährlich treten bei mehreren hunderttausend Patienten in Deutschland sogenannte vermeidbare unerwünschte Ereignisse auf. Damit sind Schädigungen gemeint, die auf die medizinische Behandlung und nicht auf die Erkrankung oder Verletzung selbst zurückzuführen sind. An solchen Schädigungen versterben etwa 20 000 Menschen im Jahr.

„80 Prozent der vermeidbaren unerwünschten Ereignisse sind auf mangelnde Kommunikation zwischen Arzt und Patient zurückzuführen“, sagt Professor Dr. Jörg Loth, Vorstand der Krankenkasse IKK Südwest. Da der Patientensicherheit im Gesundheitssystem inzwischen ein großer Stellenwert zukommt, steht am Freitag wieder der „Tag der Patientensicherheit“ auf dem Kalender, unterstützt durch die Weltgesundheitsorganisation. Die IKK Südwest steuert dazu die Ergebnisse einer Umfrage zu Arzt-Patienten-Gesprächen bei, für die insgesamt 5000 Versicherte im Saarland befragt wurden.

Zweidrittel der Teilnehmer gaben an, mit den Gesprächen, die ihre Ärzte mit ihnen führen, zufrieden zu sein. Sie fühlen sich nach dem Arzttermin ausreichend informiert. 80 Prozent der Patienten gaben an, mit ihrem Arzt „offen und ehrlich über meine Sorgen und Ängste“ zu reden. Das lässt darauf schließen, dass der Großteil der Patienten im Saarland ein vertrauensvolles Verhältnis mit dem Arzt hat.

Die Befragung hat aber auch gezeigt, wo es bei den Arzt-Patienten-Gesprächen noch hakt und worauf die Versicherten besonderen Wert legen. 46 Prozent der Patienten verstehen nicht alles, was der Arzt ihnen erklärt. Von denjenigen, die etwas ratlos die Sprechstunde verlassen, bemängeln 63 Prozent, dass sich der Arzt zu wenig Zeit genommen habe. Die zweithäufigste Kritik (48 Prozent) war: „Die Diagnose wurde nicht ausreichend erklärt.“ Unzufrieden und verunsichert sind Patienten, wenn der Arzt medizinische Fachbegriffe verwendet, die sie und auch ihre Angehörigen nicht verstehen.

Dreiviertel aller Patienten ist es wichtig, dass sich der Arzt ausreichend Zeit für sie nimmt. Und 59 Prozent der Befragten gaben an, es sei ihnen wichtig, gemeinsam eine passende Therapie zu finden. Weniger als die Hälfte der Patienten (43 Prozent) will vom Arzt wissen, was sie selbst für eine schnelle Genesung tun kann. In der Sprechstunde legen 38 Prozent der Patienten Wert darauf, dass der Arzt im Gespräch auf ihre aktuelle Lebenssituation und mögliche Belastungen eingeht. Nur einem Viertel (24 Prozent) ist es wichtig, über die Wirkungen und Nebenwirkungen der verschriebenen Medikamente aufgeklärt zu werden.

Alles in allem spielt es für die meisten Patienten eine große Rolle, in den Behandlungsprozess mit einbezogen zu werden. „Diese Selbstbestimmung gilt es im Arzt-Patienten-Gespräch zu stärken“, sagt Jörg Loth. „Auch wenn die Befragten grundsätzlich mit der Kommunikation zufrieden sind, verdeutlichen die Ergebnisse, dass Patienten ihrem Arzt auf Augenhöhe begegnen und aktiv in den Behandlungsprozess eingebunden werden wollen. Hierfür müssen sie umfassend informiert sein, um Entscheidungen, die ihre Gesundheit betreffen, verstehen und bewerten zu können“.

Die Erkenntnisse aus der Versicherten-Befragung sollen nun genutzt werden,  um konkrete Projekte zu entwickeln, die die Patientensicherheit verbessern sollen. Die Saarländische Ärztekammer plant Anfang kommenden Jahres eine Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte, in der es um das optimale Arzt-Patienten-Gespräch geht. Dabei sollen die Mediziner auch über ihre Erfahrungen aus der Praxis diskutieren.

Auch für das „Netzwerk Patientensicherheit für das Saarland“, das vor einem Jahr startete, ist die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ein aktuelles Schwerpunktthema. Mittlerweile kümmern sich 17 Verbände und Organisationen in diesem Netzwerk um die Verbesserung der Patientensicherheit in der stationären und ambulanten Versorgung im Saarland. Mitglieder des Netzwerks, das auf eine Initiative der IKK zurückgeht,  sind zum Beispiel die Ärztekammer, die Apothekerkammer, die Kassenärztliche Vereinigung, die Arbeitsgemeinschaft Saarländischer Patientenfürsprecher, das Gesundheitsministerium und die Saarländische Krankenhausgesellschaft. Auch die Mitglieder des Netzwerks sind sich sicher, dass gute Arzt-Patienten-Gespräche entscheidend zum Behandlungserfolg beitragen, die Versorgung der Patienten verbessern und das Vertrauen in den behandelnden Arzt stärken können. Daher hat das Netzwerk Patientensicherheit eine Info-Grafik erarbeitet, die zahlreiche Tipps enthält, wie Patienten sich am besten auf einen Arzttermin vorbereiten können. Die Grafik ist auf der Internetseite des Netzwerks unter der Rubrik Patienteninformation zu finden.

www.patientensicherheit.saarland

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