Unfallbilanz Zweibrücken 2022 Weniger Alkohol, mehr andere Drogen

Zweibrücken · Die Unfallzahlen in Zweibrücken sind zwar gestiegen, liegen aber noch unter Vor-Corona-Niveau.

Unter denen, die berauscht hinterm Steuer saßen, standen zeitweise nur noch 30 Prozent unter Alkoholeinfluss.

Unter denen, die berauscht hinterm Steuer saßen, standen zeitweise nur noch 30 Prozent unter Alkoholeinfluss.

Foto: picture-alliance/ gms/Jens_Schierenbeck

(red) Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle auf dem Gebiet der Stadt Zweibrücken ist im Jahr 2022 um 75 Fälle (+ 7,12 Prozent) auf 1129 Unfälle gestiegen, was laut Polizei nach dem coronabedingt starken Rückgang in den Vorjahren, mit dem Eintritt einer weiteren Normalisierung der Gesamtsituation, zu erwarten war. Da die Mobilität im dritten Corona-Jahr (2022) wieder deutlich zugenommen habe und sich im Prinzip wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie befinde, sei es nicht verwunderlich, dass es auch wieder zu mehr Verkehrsunfällen gekommen ist. Der Anstieg um 7,12 Prozent sei jedoch bei einer vollständigen Normalisierung des Verkehrsaufkommens als mäßig zu bezeichnen. Sehr erfreulich ist, findet die Polizei, dass die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle trotz der Steigerung um 7,12 Prozent immer noch rund 130 Fälle unterhalb der Referenzzahlen der beiden Vor-Corona-Jahre (2018 und 2019) liegt.

Im Jahr 2022 kam es im Stadtgebiet Zweibrücken neben einem tödlichen Unfall zu 15 Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten. Im Jahr 2020 war die Zahl dieser so genannten P2-Unfälle aufgrund des starken Rückgangs des Gesamtunfallaufkommens auf einen Tiefststand von acht gesunken – ausgehend von einem Höchststand von 26 Fällen im Jahr 2019. Die hohe prozentuale Steigerung der P2-Unfälle zum Vorjahr um 87,5 Prozent (+8 Unfälle) auf 15 Unfälle dieser Art im Jahr 2021 relativiert sich im Vergleich zu den Zahlen der letzten Jahre ohne pandemiebedingter Einschränkungen 2019 (26) und 2018 (16).

Was waren die Ursachen für diese Unfälle? Zu schnelles Fahren (drei Fälle), Alkohol- und Drogenkonsum (4 Fälle) sowieMissachtung der Vorfahrtsregelung (4 Fälle).

Gestiegen ist die Zahl der Unfälle mit Leichtverletzten (P3). Nach einem Corona-bedingten Rückgang um rund 28 Prozent im Jahr 2020 auf nur noch 80 Fälle ist die Zahl der P3-Unfälle im Jahr 2021 um 10 Unfälle (+12,5 Prozent) und damit im Vergleich zur Steigerung der Gesamtunfallzahlen (+6,7 Prozent) sogar überproportional hoch angestiegen. Im Jahr 2022 kam es insgesamt zu 110 Unfällen mit Leichtverletzten. Das ist eine Steigerung zum Vorjahr um 20 Unfälle (ca. +22 Prozent). Im Vergleich zu den Vorjahren stellt dieses Ergebnis jedoch nach Einschätzung der Polizei einen Ausreißer dar.

Nachdem im Jahr 2020 die Anzahl der Unfälle unter Alkohol- und/oder Drogeneinfluss trotz eines starken Corona-bedingten Rückgangs der Unfallzahlen (- 23,5 Prozent) um vier Fälle oder 20 Prozent gestiegen war, hat sich dieser Trend auch im Jahr 2021 fortgesetzt. Von 2020 zu 2021 stieg die Zahl der rauschbedingten Unfälle noch einmal um 20,8 Prozent auf nunmehr 29. Im Jahr 2022 sank die Zahl erstmals wieder stärker auf ein Niveau von 19 Unfällen beziehungsweise um  34,42 Prozent zum Vorjahr. Dies ist mit 2019 (20 Fälle) die niedrigste Zahl der letzten fünf Jahre.

Der Anteil der „substanzbeeinflussten Verkehrsunfälle“ am Gesamtunfallaufkommen hat sich laut polizeilicher Unfallstatistik vom Jahr 2021 (2,75 Prozent) zum Jahr 2022 stark auf nur noch 1,95 Prozent reduziert. In den Vor-Corona-Jahren 2018 (1,86 Prozent) und 2019 (1,55 Prozent) war dieser Anteil auf einem ähnlichen Niveau. Die Polizei spricht daher auch hier von einer Normalisierung der Zahlen, auch aufgrund der schwerpunktmäßigen Kontrollen in diesem Bereich.

Sowohl der Anstieg der drogen- beziehungsweise medikamentenbeeinflussten Verkehrsunfälle in absoluten Zahlen (2019: 5/ 2020: 7/ 2021: 12), als auch der seit 2019 jährlich parallel dazu ebenfalls gestiegene Anteil dieser Unfälle an der jeweiligen Gesamtzahl der substanzbeeinflussten Unfälle (2019: 25 Prozent/ 2020: 25,9 Prozent/ 2021: 41,4 Prozent) sind Indizien für die scheinbar weiter wachsende Bedeutung von Drogen nicht nur im gesellschaftlichen Leben, sondern auch im Straßenverkehr. Der starke Rückgang im Jahr 2022 (5 Fälle/ 29,41 Prozent) könnte für eine Kehrtwende hin zum Vor-Corona-Niveau und eine erfolgreiche Kontrolltätigkeit, verbunden mit einem entstandenen Bewusstsein bei den Verkehrsteilnehmern für den vorhandenen Kontrolldruck sprechen.

Diese These wird auch gestützt durch die Entwicklung bei der Anzahl festgestellter folgenloser Fahrten unter Drogeneinfluss, die seit einigen Jahren im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Zweibrücken – auch in der Stadt Zweibrücken – stetig steigt. Während im Jahr 2019 bei den folgenlosen Trunkenheitsfahrten Alkohol noch das dominierende Rauschmittel war (etwa 62 Prozent), hat sich die Verteilung bis zum Jahr 2021 deutlich in Richtung Drogen verschoben (2020: ca. 74 Prozent) und (2021: ca. 72 Prozent). Im Jahr 2022 ist dieser Wert jedoch stark gesunken. Es fanden nur noch 57,26 Prozent der folgenlosen Fahrten unter dem Einfluss von Drogen-/Medikamenten und 42,74 Prozent der Fahrten unter dem Einfluss von Alkohol statt. Somit nähern sich diese beiden Werte aktuell an. Die Polizei führt das auf den hohen Kontrolldruck in Zweibrücken zurück.

Nachdem die Anzahl der Verkehrsunfallfluchten im Jahr 2020 aufgrund der Lockdown-Maßnahmen um 31,9 Prozent auf einen Tiefststand von nur noch 246 Fälle zurückgegangen war, konnte dieser sehr tiefe Wert im Jahr 2021 (249 Fälle) überraschenderweise weitestgehend stabil gehalten werden. Im Jahr 2022 stieg diese Zahl jedoch wieder leicht auf 275 Verkehrsunfallfluchten an. Was eine Steigerung von 10,44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Dem entgegen stehen die konstant sehr guten Aufklärungsquoten der letzten Jahre (2020: 52,44 Prozent, 2021: 46,98 Prozent, 2022: 54,18 Prozent) in diesem Bereich. Die Aufklärungsquote der Polizeiinspektion Zweibrücken hält sich in den letzten Jahren konstant um 50 Prozent. Diese dürfte insbesondere das Resultat der schon seit Jahren erfolgreich arbeitenden Verkehrsfluchtermittlungsgruppe der Polizeiinspektion Zweibrücken sein. Die Verkehrsunfallfluchten machen einen Anteil von 24,36 Prozent der Gesamtunfallzahl in der Stadt Zweibrücken aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort