Gartenschläfer ist „Wildtier des Jahres 2023“ Große Suche nach kleinem Gartenbewohner

Zweibrücken · Der niedliche Gartenschläfer wurde zum Wildtier des Jahres 2023 ausgerufen. Seit 2018 fahndet eine gemeinschaftliche Suchaktion nach dieser bedrohten Tierart. Dabei leben noch viele Exemplare in Rheinland-Pfalz.

Er ist „Wildtier des Jahres 2023“, verwandt mit dem Siebenschläfer, im Osten und Norden Deutschlands schon verschwunden, aber in Rheinland-Pfalz noch mit stabiler Population vertreten: Der Gartenschläfer.

Er ist „Wildtier des Jahres 2023“, verwandt mit dem Siebenschläfer, im Osten und Norden Deutschlands schon verschwunden, aber in Rheinland-Pfalz noch mit stabiler Population vertreten: Der Gartenschläfer.

Foto: dpa/Jiri Bodahl

Ohne die groß angelegte Suchaktion vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund), von der Justus-Liebig-Universität Gießen und von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hätten wohl die wenigsten Menschen jemals vom „Gartenschläfer“ erfahren. Doch als eine der vom Aussterben bedrohten Tierarten hat es der kleine, niedliche Nager mit seiner unverwechselbaren Zorro-Maske als „Wildtier des Jahres 2023“ dann doch in das Bewusstsein und nicht selten auch in die Herzen von Tierschützern und Naturliebhabern geschafft.

Es ist gar nicht so einfach, den niedlichen Kleinsäuger aus der Familie der Bilche zu finden, denn er ist gerade einmal faustgroß. Dabei besteht besonders bei uns eine besonders große Chance, denn ein Großteil seiner weltweiten Population – immerhin etwa jedes zehnte Tier – kommt in Deutschland vor, vorwiegend in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

War der Gartenschläfer noch vor Jahrzehnten von der portugiesischen Atlantikküste bis in den Ural in 26 Ländern verbreitet, ist er heute in acht europäischen Ländern verschwunden. In zehn Ländern schrumpfen die Bestände. Experten gehen davon aus, dass das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in den vergangenen 30 Jahren um die Hälfte geschrumpft ist: ein dramatischer Einbruch. „Je mehr wir über den Gartenschläfer wissen, umso besser können wir ihn schützen“, bestätigt die rheinland-pfälzische Projektleiterin der „Spurensuche Gartenschläfer“, Julia Dreyer, die seit 2021 auch die Meldestelle für Gartenschläfer in Rheinland-Pfalz betreut.

Beim Gartenschläfer handelt es sich dabei um eine sehr alte Nagetiergruppe in einer ökologischen Nische. Deshalb sei erklärtes Ziel: „Wir wollen das Überleben des Gartenschläfers in Deutschland sichern – damit nicht noch ein Teil der Biodiversität verloren geht.“ Fast unbekannt ist einer unserer süßesten, wilden Gartenbewohner wegen seiner Lebensweise: Der Gartenschläfer verschläft den größeren Teil des Jahres in seinem Nest. Dann sinkt seine Körpertemperatur auf rekordverdächtige minus ein Grad. Und wenn er im April aufwacht, um zu fressen und sich einen Partner zu suchen, ist er fast ausschließlich nachts aktiv.

Er lebt gern in Parks und Gärten. Dort verkriecht er sich in Hecken, Mauerspalten, Schuppen oder Nistkästen. Gartenschläfer sind Allesfresser. Auf ihrem vielfältigen Speiseplan finden sich Obst, süße Beerenfrüchte wie Brombeere, Himbeere oder Blaubeere und andererseits Gliederfüßer wie Insekten, Tausendfüßer und Spinnen ebenso wie beispielsweise Schädlinge wie die Spanische Wegschnecke oder Rüttelkäferarten, die sich gerne über Nutzpflanzen hermachen.

Bis zum Projektende, das für Ende 2024 geplant ist, werden jetzt spezielle Schutzmaßnahmen für klein „Zorro“ erarbeitet und in einem Katalog mit über 50 Maßnahmen erfasst. Diese sollen von Verbänden, Bürger und Kommunen umgesetzt werden. Anhand der zusammengetragenen Daten wird derzeit ein Habitatmodell für den Gartenschläfer in Deutschland erstellt. [Link auf http://www.gartenschlaefer.de/]

 Solche Totholzhabitate liebt auch der Gartenschläfer. Denn gute Lebensräume bieten verwilderte, naturnahe Gärten.

Solche Totholzhabitate liebt auch der Gartenschläfer. Denn gute Lebensräume bieten verwilderte, naturnahe Gärten.

Foto: Cordula von Waldow

Gute Gartenschläfer-Lebensräume bieten verwilderte, naturnahe Gärten. In Hecken, Wildblumenwiesen, Staudenbeeten und Obstgärten findet er alles, was er zum Leben braucht – vor allem Insekten, Würmer, Schnecken, Früchte, Samen und Knospen. Baumhöhlen oder Nistkästen nutzt der Nager als Versteck- oder Nistplätze. Vor allem wichtig ist jedoch, dass der Schlafmaus-freundliche Garten gänzlich frei ist von Pestiziden und von Rattengift. Flache Trinkstellen mit frischem Wasser sind in heißen Sommern hilfreich, ebenso wie ein „wildes Eckchen“ oder die Anlage von Totholzhaufen und Steinen. Die Zweibrücker Nabu-Vorsitzende, Miriam Krumbach, bringt es auf den Punkt: „Was für die Natur gut ist, ist gut für den Gartenschläfer!“

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