Thurn will Offenheit und Kontinuität

Zweibrücken · Fest an die Zukunft des großen Gerichtsstandortes Zweibrücken glaubt der neue Präsident des Pfälzischen Oberlandesgerichtes. Das wird auch seinen 250. Geburtstag noch feiern, ist sich Bernhard Thurn sicher.

 Seit seiner Ernennung vorigen Mittwoch hält Bernhard Thurn den Schlüssel zum Zweibrücker Schloss in den Händen. Foto: Schneck

Seit seiner Ernennung vorigen Mittwoch hält Bernhard Thurn den Schlüssel zum Zweibrücker Schloss in den Händen. Foto: Schneck

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Bürgernähe und eine offene Justiz stehen ganz oben auf der Prioritätenliste des neuen OLG-Präsidenten. Das sagte Bernhard Thurn gestern bei seinem Antrittsbesuch in der Merkur-Redaktion. Zunächst gehe es aber erst einmal darum, sich mit den Gegebenheiten an seinem neuen Dienstsitz vertraut zu machen. Schließlich ist Thurn erst seit vergangener Woche Hausherr des Zweibrücker Schlosses. Deshalb konnte er auch noch nicht sagen, ob er an die 200-Jahr-Feier 2016 anknüpfen und weitere Bürgerfeste ausrichten will. Nur so viel: "Ich halte das für keine schlechte Idee", sagte Thurn. Grundsätzlich wolle er sich bemühen, "das Gericht weiter zu öffnen".

Darüber hinaus setzt der neue OLG-Präsident vor allem auf Kontinuität. Sein Vorgänger Willi Kestel habe "Vieles auf den Weg gebracht", was Thurn fortsetzen wolle. Als Beispiele nannte er die Einführung des "Stuttgarter Modells" zur Beschleunigung von Zivilverfahren, die Fortführung der "Arbeitsgruppe Sicherheit" für den Schutz der Gerichtsstandorte vor Gewaltakten sowie den "Erbschein 24", dessen Ziel es ist, Erbscheine in einfach gelagerten Fällen sehr zeitnah nach der Antragstellung zu erteilen.

Weiter ausgebaut werden solle auch die Zusammenarbeit mit dem Saarland. Allerdings sei dabei auch der Bund gefordert, der die gesetzlichen Voraussetzungen für mehr länderübergreifende Kooperation schaffen müsse, so Thurn. Eine komplette "Umwälzung der Justiz" sei zudem die Einführung der elektronischen Akte. Künftig solle komplett auf Papier verzichtet werden. "Das stellt die Arbeitsabläufe auf den Kopf", sagte Thurn. Die Bürger, für die dadurch alles schneller gehen solle, könnten aber auch in Zukunft in nicht-elektronischer Form mit dem OLG kommunizieren, stellte der Präsident klar. Grundsätzlich sei die Justiz gefordert, mit der Zeit zu gehen und nicht hinterherzuhinken. Die Gesellschaft verändere sich, so Thurn: "Die Justiz muss sich mitverändern." Da sei gerade er als OLG-Präsident gefordert.

Von seinen Mitarbeitern sei er "freundlich und aufgeschlossen" empfangen worden, sagte Thurn. Der Gerichtsstandort in Zweibrücken , die Wiege der deutschen Demokratie und Rechtstaatlichkeit, sei kein Standort wie jeder andere: "Er ist für mich etwas Besonderes." Sorgen, dass der Gerichtsstandort irgendwann einmal aufgelöst wird, mache er sich keine. Weder was das Landgericht noch was das Oberlandesgericht anbelangt, erwartet er in absehbarer Zeit irgendwelche Veränderungen. Und so ist er "fest davon überzeugt", dass es nach dem 200. Geburtstag im vergangenen Jahr auch noch den 250. geben wird.

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