Staubplan auf dem Prüfstand

Mörsbach · Am Donnerstag, 11. August, debattiert der Mörsbacher Ortsbeirat um 19.30 Uhr darüber, ob er den Terrag-Antrag, gefährliche Stäube auf der Deponie zu verarbeiten, gutheißt oder verdammt. Es ist eine Sondersitzung. Vor einem Monat stand das Thema schon mal auf der Tagesordnung, da war ein Fehler im Antrag aufgefallen. BI und des BUND haben auf jeden Fall Einwände gegen den Antrag.

 Die vor allem in Mörsbach kritisch beäugte Konditionierungsanlage der Firma Terrag steht direkt hinter dem Eingang der Deponie Rechenbachtal bei Mörsbach. Foto: Lutz Fröhlich

Die vor allem in Mörsbach kritisch beäugte Konditionierungsanlage der Firma Terrag steht direkt hinter dem Eingang der Deponie Rechenbachtal bei Mörsbach. Foto: Lutz Fröhlich

Foto: Lutz Fröhlich

Noch sind bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd keine Einwendungen gegen die Pläne von Terrag eingegangen, auf der Zweibrücker Mülldeponie auch sogenannte gefährliche Stäube zu verarbeiten. Doch das dürfte sich in Kürze ändern. Die Frist läuft bis Monatsende, vorsorglich hat die SGD Süd für 6. Oktober einen Termin angesetzt, bei dem Einwendungen öffentlich erörtert werden sollen.

Und in der Tat: Sowohl die Bürgerinitiative (BI) Mörsbach als auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Zweibrücken bereiten gerade Einwände vor. Bis zum 17. August steht der Antrag der Homburger Firma nebst allen Unterlagen auf der SGD-Website, liegt im Zweibrücker Rathaus aus. Am Donnerstag wird sich der Mörsbacher Ortsbeirat um 19.30 Uhr im Ex-Bürgermeisteramt in einer Sondersitzung damit beschäftigen, ob sie das Vorhaben offiziell goutiert. Eine Woche später, am Dienstag, 16. August, stellt sich die gleiche Frage im Zweibrücker Bauausschuss.

Dass diese Sondersitzungen nötig werden, liegt am falschen Antrag, den Terrag zunächst eingereicht hatte. Dass ein gefährlicher Stoff darin stand, der offenbar gar nicht aufgenommen werden sollte, war am 7. Juli ebenfalls im Mörsbacher Ortsbeirat aufgefallen und hatte für Wirbel gesorgt (wir berichteten).

Auch wenn besagter Stoff nun offiziell aus dem Antrag gestrichen wurde, ist die BI längst nicht beruhigt, wie deren stellvertretende Vorsitzende und Vize-Ortsvorsteherin Julia Igel erläutert. "Es ist nicht alles gut, weil eine Ziffer gestrichen wurde. Die verbliebenen vier Abfallschlüsselnummern können auch deutliche Mengen an Schwermetallen enthalten", moniert Igel. Auch fürchtet sie Belastungen durch Dioxine und Furane. Würden die vier beantragten Nummern von der SGD Süd genehmigt, könnten davon nämlich mal wenig oder auch mal viel in den Anlieferungen an die Konditionierungsanlage schlummern. "Für Dioxine und Furane ist die Anlage nicht ausgelegt. Die dort eingebauten Filter können sie nicht zurückhalten", behauptet Igel. Außerdem "hat der Betreiber Terrag "alles dazu getan, seine Unzuverlässigkeit zu beweisen". Der falsch gestellte Antrag ist für Igel nur der letzte Mosaikstein. Sie kritisiert auch das "Havariemanagement der letzten Staubfreisetzungen". Da habe Terrag nur "scheibchenweise zugegeben, was schon nachgewiesen war. Das war nicht vertrauenerweckend. Die nächste Havarie wird passieren", fürchtet sie.

Insgesamt, so findet Igel, bringe es Zweibrücken nichts, wenn Terrag gefährliche Stäube in Mörsbach verarbeitet. "Es ist ein Homburger Unternehmen, es zahlt dort seine Steuern. Wir haben nichts davon, außer dass die Deponie Rechenbachtal minimal mehr Geld bekommt", erklärt sie ihre Argumentation für eine weitere Einwendung. Weil die Gesamtmenge verarbeiteter Stäube an der Deponie nicht steigen soll, geht sie von "keinem Riesennettogewinn" aus. Bei Millionengewinnen, die der UBZ jährlich mit der Deponie einfahre, hänge "da weder politisch noch finanziell etwas dran".

Wolfgang Adelfang vom BUND Zweibrücken moniert, dass in Gutachten zum Terrag-Antrag "nicht alles geprüft wurde, was geprüft werden sollte". Auf Dioxine etwa sei gar nicht eingegangen worden. Aschen könnten aus der Müllverbrennung stammen, auch wenn Terrag betont, dies nicht zu planen. Adelfang fürchtet folgendes Szenario: Bestimmte Stoffgruppen werden zugelassen unter der Annahme, sie beinhalten nur wenig Schwermetall. Wenn sie aber erstmal genehmigt sind, dürfen sie auch dann abgelagert werden, wenn auf einmal sehr viel mehr Schwermetall darin ist. Hier sieht Adelfang aber einen Konflikt mit der Deponieverordnung: Sollte Abfall mehr Schwermetalle beinhalten, als diese zulasse, müsse Terrag das Material sonst wo ablagern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort