Scharfe Töne aus Mainz gegen Klinik

Zweibrücken · Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium kritisiert, es sei „in keinster Weise“ über das Vorhaben des Evangelischen Krankenhauses informiert worden, die beiden internistischen Chefärzte durch eine Führung vom Homburger Uniklinikum aus zu ersetzen.

Scharfe Töne aus Mainz gegen Klinik
Foto: lvim/pma

Nach dem Abgang der meisten Chefärzte und Kritik von Assistenzärzten an der knappen Personaldecke bekommt das Evangelische Krankenhaus Zweibrücken jetzt auch noch Ärger an der politischen Front.

Das Mainzer Gesundheitsministerium hat gestern auf Merkur-Anfrage mit ungewöhnlich scharfen Worten zu den Plänen des Krankenhauses Stellung genommen. Dieses möchte seine größte Abteilung, die Innere Medizin, nach dem Ausscheiden der beiden Chefärzte Dr. Peter Schiedermaier und Dr. Matthias Stopp künftig nicht mehr durch eigene Chefärzte führen lassen, sondern durch zwei Ärztliche Direktoren des Homburger Uniklinikums (wir berichteten).

Ministeriums-Pressesprecherin Johanna Bock schreibt dazu: "Vom Grundsatz her ist das eine Organisationsfrage des Krankenhauses. Eine Genehmigung des Gesundheitsministeriums ist dazu nicht notwendig. Dennoch erwartet das Gesundheitsministerium, dass ein Chefarzt mindestens 50 Prozent seiner Tätigkeit an dem betreffenden Krankenhaus ausübt. Es ist jedoch kein übliches Modell, da die Organisation eines Stationsbetriebes kein Nebenjob ist." Bock kritisiert weiter: "Das Ministerium ist von der Geschäftsführung in keinster Weise über das Vorhaben informiert worden. Es ist sonst übliche Praxis, dass besondere Lösungen dem Ministerium im Sinne einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mitgeteilt werden."

Zu der Kritik von Assistenzärzten an der personellen Gesamtbesetzung - insbesondere aber nachts, wo nur ein Assistenzarzt (sowie ein gegebenenfalls aus dem Hintergrunddienst rufbarer Oberarzt) für die laut Landeskrankenhausplan bis zu 126 belegbaren Betten verantwortlich ist -, erklärt die Ministeriums-Sprecherin, es gebe zwar "keine gesetzlichen Vorgaben zur Personalstärke, jedoch überprüfen die Kostenträger im Rahmen der Pflegesatzverhandlungen, ob Strukturvorgaben, und dazu gehört auch eine Personalbesetzung, eingehalten werden, um die entsprechenden Leistungen abrechnen zu können. Das Ministerium wird die Angaben kurzfristig mit dem Krankenhaus klären." Das Gesundheitsministerium führe "mit der Klinik derzeit Gespräche über die aktuelle Situation, da wir erst kürzlich und nicht über das Krankenhaus Kenntnis von der Situation vor Ort erhalten haben. Klar ist jedoch, dass die Personalbesetzung Auswirkung auf die Qualität der Versorgung hat und deshalb angemessen sein muss. Es gilt kurzfristig mit dem Krankenhaus zu klären, wie das sichergestellt wird."

Der Ärztliche Direktor Dr. Dieter Birk hatte gestern im Merkur erklärt, man habe sich mit den Assistenzärzten schon vor einigen Monaten auf eine (zurzeit nur gering verfehlte) Mindeststellenzahl geeinigt.

Der Klinik-Träger LVIM will sich erst am Dienstag vor der Presse zu den Turbulenzen und der Kritik aus Mainz äußern.

Für die Nacht-Besetzung sind laut Ministerium nicht nur die Größe der Abteilung zu berücksichtigen, sondern auch weitere Faktoren wie die Frequentierung der Notaufnahme.

Hält das Ministerium die ärztliche Versorgung in der "Inneren" des Evangelischen Krankenhauses für gewährleistet, oder sieht das Ministerium Handlungsbedarf? Antwort: "Wir stehen mit dem Träger darüber im Kontakt. Wir haben die Versorgungssituation in Zweibrücken im Blick - diese ist sichergestellt, auch durch das benachbarte Katholische Krankenhaus. Handlungsbedarf hat offensichtlich das Krankenhaus."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort