OB Wosnitza bei Zeremonie für „Europäische König-Stanislaus-Straße“ in Lunéville Rückenwind für europäische Stanislaus-Straße

Lunéville · Politiker aus Saarpfalz, Frankreich und Polen vereinbaren bei Zeremonie in Lunéville touristisch-kulturelle Zusammenarbeit auf den Spuren von Polenkönig Leszczynski. Zweibrücker OB Wosnitza lobt Engagement begeisterter Bürger und prüft EU-Zuschussmöglichkeiten.

 Die deutsch-französisch-polnischen Delegationen am Schloss Lunéville, woStanislaus Leszczynski zuletzt lebte.

Die deutsch-französisch-polnischen Delegationen am Schloss Lunéville, woStanislaus Leszczynski zuletzt lebte.

Foto: Werner Euskirchen/privat

Das hätte dem 1766 im lothringischen Lunéville verstorbenen ehemaligen Polenkönig Stanislaus Leszczynski bestimmt gefallen: Die Stadt östlich von Nancy feierte jetzt den beim Volk beliebten Monarchen mit der Proklamation einer europäischen Kultur-Straße, die seinen Namen trägt. Sie reicht von Stockholm über die Saar-Pfalz-Region mit der ehemaligen Herzogsstadt Zweibrücken, weiter über Wissembourg, Lunéville/Nancy bis ins polnische Leszno, dem Sitz des polnischen Königshauses und weiter bis nach Lemberg, dem heutigen Liv in der Ukraine, wo Stanislaus geboren wurde. Überall dort hat er wichtige Spuren hinterlassen.

Repräsentanten mehrerer „Stanislaus-Städte“ unterzeichneten in Lunéville die Urkunden und versprachen feierlich, ihre Region durch unterschiedlichste Kultur- und Tourismus-Aktivitäten zu fördern. Und das im Sinne des ehemaligen Polen-Königs, der während seiner 30-jährigen Regentschaft als Herzog von Lothringen nach Historiker-Meinung bereits europäisch dachte und sozial und kulturell sowie vor allem wirtschaftlich markante Zeichen setzen konnte.

Darauf verwies etwa Adam Mytych aus dem polnischen Leszno, der mit 2000 Anreise-Kilometern den weitesten Weg nach Lunéville zurücklegte. Dort, wo das Königshaus einst residierte, verehre man Stanislaus noch heute über alle Maßen. Der Monarch habe als einer der ersten unter dem europäischen Adel Einrichtungen mit Modellcharakter für sozial Schwache und Behinderte gegründet.

Marie Viroux, Beigeordnete der Stadt Lunéville, erinnerte daran, dass Stanislaus Hunderte von polnischen Familien auf deren Wunsch nach Lothringen übersiedeln ließ, weil sie dort vom wirtschaftlichen Fortschritt der Region profitieren wollten – nicht nur durch die mehrjährigen Arbeiten an der berühmten „Place Stanislas“ in Nancy. Die Unesco hatte die monumentale Anlage bereits in den Anfangsjahren als „Weltkulturerbe“ klassifiziert.

Viroux lobte ausdrücklich die Initiative von Werner Euskirchen aus Zweibrücken, der Exil-Stadt des Ex-Polenkönigs, der hier für fünf Jahre politisches Asyl durch den Schwedenkönig Karl XII. erhalten hatte. Euskirchen habe sie vor vier Jahren mit seinem Engagement „angesteckt“, für eine „Europäische König-Stanislaus-Straße“ zu kämpfen.

Mitstreiter fand Euskirchen – der zu dem Treffen in Lunéville mit der Pferdekutsche aus Zweibrücken angereist war (wir berichteten) – auch in seiner Heimatstadt. Der erst seit neun Monaten amtierende Zweibrücker Oberbürgermeister, Marold Wosnitza (SPD) bezeichnete diese Initiative bei der Zeremonie in Lunéville als spannend und lobenswert auch deshalb, weil er der Überzeugung sei, dass das Projekt direkt von den beteiligten begeisterten Menschen komme und nicht von der Politik „verordnet“ sei (weiteres Wosnitza-Statement unten).

Für den kurzfristig verhinderten saarländischen Landtags-Präsidenten Stephan Toscani, den ehemaligen Europa-Minister, sprach Volker Oberhausen, Vorsitzender des Europa-Ausschusses im Saar-Landtag. Gerade heute, da Europa durch Populisten in die Krise zu geraten drohe, seien Initiativen wie diese äußerst wichtig.

All diesen Lobes-Hymnen pflichtete König Stanislaus „höchstpersönlich“ bei: Der in Bexbach lebende Pole Willi Holewa mimt seit mehreren Jahren stilgerecht den sympathischen Monarchen – diesmal eben in Lunéville. Als „Hofstaat“ nahm er kurzerhand das Orginal-Barock-Ensemble „La Cour de Lunéville“ an seine Seite.

Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) sagte auf Merkur-Nachfrage. „Ich sehe erhebliches Potenzial in dieser touristischen Route.“ Die Rosenstadt müsse sich die Frage stellen, ob und wie das Projekt so umgesetzt werden könne, dass tatsächlich eine touristische Route entsteht, die die Menschen zu einer Besichtigung motiviert. „Wir prüfen die Frage von Zuschüssen für das Projekt durch die EU.“ Wosnitza kündigte an, mit Vertretern von Lunéville und Wissembourg über die Entwicklung der europäischen Kultur-Straße zu sprechen, in einem weiteren Schritt auch mit Vertretern aus Polen. Ziel sei es ferner, so Wosnitza, weitere Kommunen, die an dieser Kulturstraße liegen, zum Mitmachen zu gewinnen.

  Die Gäste in Lunéville fühlten sich ins 18. Jahrhundert zurückversetzt: Der in Bexbach lebende Pole Willi Holewa (Bildmitte mit Hund) als König Stanislaus und die Barock-Gruppe „La Cour de Lunéville“ vor dem Schloss von Lunéville.

Die Gäste in Lunéville fühlten sich ins 18. Jahrhundert zurückversetzt: Der in Bexbach lebende Pole Willi Holewa (Bildmitte mit Hund) als König Stanislaus und die Barock-Gruppe „La Cour de Lunéville“ vor dem Schloss von Lunéville.

Foto: Manfred Voltmer
 Beim Treffen in Lunéville, von links: Hanne Stauch (Vorsitzende Rosenfreunde Zweibrücken), Marie Viroux, Beigeordnete der Stadt Lunéville, Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza, Werner Euskirchen als „Kurier des Herzogs und Polenkönigs“, Wissembourgs Beigeordneter Martial Keller und Adam Mytych, stellvertretender Stadtpräsident von Leszno (Polen).

Beim Treffen in Lunéville, von links: Hanne Stauch (Vorsitzende Rosenfreunde Zweibrücken), Marie Viroux, Beigeordnete der Stadt Lunéville, Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza, Werner Euskirchen als „Kurier des Herzogs und Polenkönigs“, Wissembourgs Beigeordneter Martial Keller und Adam Mytych, stellvertretender Stadtpräsident von Leszno (Polen).

Foto: Werner Euskirchen/privat

Werner Euskirchen – pensionierter Amtsrichter, passionierter Hobby-Historiker und Vorsitzender der Paneuropa-Union Rheinland-Pfalz – engagiert sich seit vielen Jahren dafür, die internationalen Verbindungen Zweibrückens aus der Herzogtums-Zeit wieder mit Leben zu erfüllen. Dabei brennt er immer wieder Feuerwerke von Ideen für touristische Initiativen ab – doch es war nie gelungen, dies in nachhaltige organisatorische Bahnen zu lenken. Auch weil die Stadtverwaltung Euskirchen meist die kalte Schulter zeigte. Umso erfreuter zeigte sich der „Kurier des Polenkönigs Stanislaus Leszczynski und des Herzogs von Zweibrücken“ gegenüber dem Merkur nun, dass der neue Oberbürgermeister an der Zeremonie in Lunéville teilnahm und Unterstützung für die „Europäische König-Stanislaus-Straße“ ankündigte.

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