EU-Politikerin: Ensheim droht Aus

Zweibrücken · 2018 sollen in der EU internationale Vorgaben zur Länge von Landebahnen umgesetzt werden. Ensheim könne diese aus geographischen Gründen nicht umsetzen, dem Saar-Airport drohe dann das Aus. Wenn der Zweibrücker Flughafen jetzt wirklich schließe, könnte die Region 2018 ohne einen Flughafen dastehen, warnte gestern die EU-Parlamentarierin Birgit Collin-Langen in einem Brief an EU-Kommissar Joaquin Almunia.

 Der Saar-Airport könnte wegen seiner kurzen Landebahn Probleme bekommen, warnt die EU-Abgeordnete Collin-Langen. Foto: Flughafen

Der Saar-Airport könnte wegen seiner kurzen Landebahn Probleme bekommen, warnt die EU-Abgeordnete Collin-Langen. Foto: Flughafen

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Paukenschlag in Sachen Flughafen-Diskussion. Momentan reden alle in Politik und Gesellschaft vom drohenden Aus für den Flughafen Zweibrücken . Die EU-Parlamentarierin Birgit Collin-Langen wechselt nun die Perspektive. Die CDU-Politikerin aus Bingen am Rhein warnte gestern: Ensheim droht das Aus!

Collin-Langen, Mitglied des Europäischen Parlaments in Brüssel, sandte gestern einen offenen Brief an EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. Darin erklärt die Rheinland-Pfälzerin, dass nach ihren Informationen zum 1.1.2018 eine verschärfte Regelung bezüglich der Länge von Flughafen-Landebahnen umgesetzt werden soll. Es handele sich um die internationalen Vorgaben zur sogenannten "RESA", die in europäisches Recht gegossen werden sollen. "RESA" steht für "Runway End Safety Area". Die Vorschriften besagen laut Collin-Langen kurzgefasst, dass die Landebahn, die "Runway", an jedem Bahnende aus Sicherheitsgründen kleiner gerechnet wird, an jedem Bahn ende würden dann 320 Meter abgezogen. Der Sicherheitspuffer, der so an beiden Bahnenden geschaffen wird, soll die Gefahren bei Starts und Landungen reduzieren. "Während dies (Anm.: die Vorgaben zu ,RESA') für Zweibrücken kein Problem ist, könnte dies für Saarbrücken zu einer Beendigung des Flugverkehrs führen", warnt Collin-Langen ihren Brüsseler Kollegen Almunia. "Der Flughafen Zweibrücken hat bereits derzeit eine nutzbare Runway von 2400 Metern, die nach Ende der Auffüllarbeiten 2675 Meter betragen wird", schreibt Collin-Langen und erklärt mit Blick auf den Nachbar-Aiport: "Saarbrücken hat demgegenüber eine Runway von 1990 Metern. Der Flughafen hat aufgrund seiner geographischen Lage an beiden Bahnenden starke Abhänge, welche eine Verlängerung der Runway unmöglich machen. Overrun-Möglichkeiten (Anm.: der besagte Puffer) bestehen dort nicht." Bleibe der EU-Kommissar bei seinem Nein für Zweibrücken , drohe daher die Gefahr, dass erst in Zweibrücken die Lichter ausgehen und einige Jahre später dann auch in Ensheim , weil der Saar-Flughafen die internationalen Vorgaben nicht umsetzen könne. "Die fatale Folge", so Collin-Langen, wäre, "dass es in der Region gar keinen Flughafen mehr gäbe".

Abgesehen von den Sicherheitsfragen gelte es, zu berücksichtigen, dass der "Flughafen Zweibrücken als ehemaliges Konversionsgelände im Rahmen des ,Vier-Säulen-Konzeptes' integraler Bestandteil der strukturpolitischen Entwicklung der gesamten Region" sei. "Seine Schließung würde unübersehbare Nachteile für die grenzüberschreitende Region bringen", mahnt sie.

Die EU-Abgeordnete bittet daher den Wettbewerbshüter, seine "Entscheidung nochmals zu überdenken. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie und Ihre Mitarbeiter bei einem Besuch in der Region sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen würden", schreibt die CDU-Politikerin. Die Entscheidung der EU gegen den Flughafen Zweibrücken stößt in der Region vielen Menschen erheblich auf. Der Zweibrücker Reise-Experte Arno Lehnen schart sich in die Reihe der Kritiker ein. "Große Verärgerung" habe sich in ihm breit gemacht, sagte er dem Merkur. "Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass bei einer Bewertung wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen und keine an den Haaren herbeigezogen Rechtfertigungen für den Erhalt des Flughafens Saarbrücken." Lehnen leitet Reisebüros in Zweibrücken und Homburg mit insgesamt 17 Mitarbeitern, ist seit 59 Jahren in der Branche tätig und arbeitete mehrere Jahre in Sicherheitsfragen mit der TUI, dem größten Reiseveranstalter Europas, zusammen. Er zeigt sich fassungslos über das Votum der EU-Politiker. "Brüssel hat nicht nur die höheren Verluste in Saarbrücken, sondern auch den Sicherheitsaspekt mit der längeren Landebahn in Zweibrücken völllig außer Acht gelassen. Das ist in meine Augen unverantwortlich", geißelt er das Nein von EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia bezüglich des Zweibrücker Flughafens. Lehnen hat, wie andere verärgerte Bürger in der Region, die Bingener EU-Parlamentarierin Birgit Collin-Langen angeschrieben und sie gebeten, ihren Einfluss geltend zu machen, damit das Aus für Zweibrücken doch noch abgewendet wird. Es sei wichtig, "die wirklichen Fakten zu bewerten und nicht Phrasen heranzuziehen", heißt es in seinem Schreiben an Collin-Lange.

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