Straßennamen Das Landgestüt und die Kurzschrift

Zweibrücken · Nur wenige wissen, dass die Gabelsbergerstraße nach dem Stenographie-Erfinder benannt ist.

 Die Gabelsbergerstraße führt zum Landgestüt.

Die Gabelsbergerstraße führt zum Landgestüt.

Foto: Volker Baumann

Auf 465 Metern zieht sich die Gabelsbergerstraße, parallel zur Gestütsallee, am kompletten Landgestüt Zweibrücken entlang.  Bei der Gestütsallee liegt nun die Bedeutung auf der Hand - eine auf beiden Seiten mit Bäumen (Platanen) begrenzte Straße entlang des Gestüts.

Aber was hat es nun mit der Parallelstraße auf sich? Was hat der Namensgeber der Straße, Franz Xaver Gabelsberger, mit Gestüt, Pferden, Reiten und alles was dazu gehört zu tun? Antwort: Nichts. Außer, dass er vielleicht dahin galoppierende Worte mit seiner Kurzschrift schnell einfangen und niederschreiben konnte. Franz Xaver Gabelsberger, geboren am 9. Februar 1789 in München und gestorben am 4. Januar 1849, ebenfalls in München, war mit der Gabelsberger-Kurzschrift der Erfinder eines kursiven (grafischen) Kurzschriftsystems und damit eines Vorläufers der heute gebräuchlichen Deutschen Einheitskurzschrift (DEK).

Kurzschrift ist eine aus einfachen Zeichen gebildete Schrift, die schneller als die herkömmliche „Langschrift“ geschrieben werden kann und es ermöglicht, in normalem Tempo gesprochene Sprache mitzuschreiben oder eigene Ideen schneller zu notieren. Im Alter von 28 Jahren begann er, sein System zu entwickeln. Durch die Einrichtung von Parlamenten in den süddeutschen Monarchien, genauer seit der bayerischen Verfassungsreform vom 26. Mai 1818, wurde eine Kurzschrift notwendig. England und Frankreich hatten bereits länger Kurzschrift-Systeme, die sich jedoch für die deutsche Sprache als untauglich erwiesen. Das System von Gabelsberger setzte sich in diesem Bereich und in der Folge auch in den Verwaltungen rasch durch. Gabelsberger wurde der erste Parlamentsstenograf des Bayerischen Landtags.

Sein System wurde auch in den meisten anderen Parlamenten eingeführt, wo man es neben anderen Systemen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein anwandte, bis es von der Deutschen Einheitskurzschrift abgelöst wurde. Seine Kurzschrift war das mit Abstand erfolgreichste Stenografiesystem in Deutschland und Österreich und wurde auf zahlreiche fremde Sprachen übertragen. Die Gabelsbergersche Kurzschrift wurde zur Grundlage für die meisten der heute genutzten kursiven Stenografiesysteme sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in weiten Teilen Ost- und Nordeuropas.

Tatsächlich ist es auch so, dass man beim Durchqueren der Gabelsbergerstraße, welche die Saarlandstraße mit der Gutenbergstraße verbindet, mit dem Auto schneller ist, als durch die Gestütsallee. Diese ist nämlich für den Autoverkehr gesperrt. Außerdem schneller als über die Hofenfelsstraße (Ampel) oder über die Rosengartenstraße (Löcher). Also – der Kurzschriftenerfinder scheint dort doch sinnvoll zu wirken, wenn auch nur zur Abkürzung im Straßenverkehr.

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