AfD-Fraktion bleibt vorerst – Schneider ist auch europäisch aktiv

Zweibrücken · Trotz Auflösung des AfD-Kreisverbands Zweibrücken aus Entsetzen über den Bundesparteitag ändert sich bei der AfD-Ratsfraktion nichts. Vorerst: Denn Fraktionschef Manfred Weber will die weitere Entwicklung der Partei beobachten. Seine Ratskollegin Melanie Schneider zweifelt zwar nicht am neuen Kurs der AfD – aber daran, ob sie den Kreisverband neu aufbauen will und kann.

Die zweiköpfige Stadtrats-Fraktion der AfD Zweibrücken bleibt bis auf Weiteres bestehen. Das berichtete Ratsfrau Melanie Schneider gestern Abend nach einer Fraktionssitzung. Anlass der Sondersitzung war die vom Zweibrücker Partei- und Fraktionschef Manfred Weber angekündigte Auflösung des AfD-Kreisverbands Zweibrücken (wir berichteten gestern).

Weber hatte bereits vor der Sitzung dem Merkur erklärt: "Wir sind uns einig, dass wir die Fraktion weiterführen." Zumindest derzeit. Denn Weber blieb seiner Aussage vom Vortag, dass er auch die Option prüfe, die Partei und/oder Fraktion zu verlassen. In letzterem Fall würde er entweder als Unabhängiger im Rat bleiben oder sich einer anderen Fraktion anschließen. Zunächst wolle er aber die Entwicklung der AfD in nächster Zeit beobachten. Eine wichtige Rolle spiele für ihn, was der beim Bundesparteitag am Samstag gestürzte Parteichef Bernd Lucke mache, wegen dem er in die AfD eingetreten sei. Neues Parteimitglied werde er aber nirgendwo mehr: "Ich bin jetzt das zweite Mal in einer Partei, und wieder das selbe Theater wie bei der ÖDP - nur schlimmer als damals. Das reicht mir!"

Am Bundesparteitag habe ihm vor allem der Umgang miteinander "unter der Gürtellinie" geärgert und anti-islamische Stimmen, denen die neue Parteichefin Frauke Petry, gegen die er prinzipiell nichts habe, keinen Einhalt geboten habe: "Anti-Islam ist quatsch. Kritisch kann man sein - aber nicht so!" Er als "Wirtschaftsliberaler" fürchte zudem, dass dieser Flügel unter die Räder gerät, zumal Hans-Olaf Henkel und Joachim Starbatty , neben Lucke wichtigste Vertreter dieses Flügels, schon ausgetreten sind.

Schneider ist zwar schon lange Anhängerin des Petry-Lagers - der Umgang miteinander in der Zweibrücker Fraktion sei aber trotz der Differenzen im Wahlkampf (wir berichteten) "problemlos", so Weber: "Wir machen ja Kommunalpolitik, und sie ist im Rat sachlich und ruhig."

Schneider ist vor allem überregional für die AfD aktiv: Sie arbeitet als eine von drei "örtlichen Assistenten" des Europaabgeordneten Marcus Pretzell (ebenfalls Petry-Lager), betreut für ihn etwa vier Stunden täglich die Social-Media-Aktivitäten. Kann sie sich vorstellen, den aufgelösten (und vom Lucke-Lager dominiert gewesenen) Kreisverband Zweibrücken wiederaufzubauen? "Das weiß ich noch nicht. Ich werde in den nächsten Tagen und Wochen entscheiden, und gucken, was auf die AfD zukommt. Weil so viele Leute raus sind, wäre das aber eine ziemliche Mammutaufgabe für eine Person." Gibt es inhaltliche Kriterien, von denen Schneider diese Kreisverbands-Entscheidung abhängig macht? "Ich denke, dass wird eher eine Bauchentscheidung."

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